Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
bequem.
    «Du hast doch nichts dagegen, Polly? Ich muß etwas ausbrüten.»
    Lady Mary drückte ihm einen Kuß auf die Stirn.
    «Brüte nur schön. Ich werde dich nicht stören. Ich gehe ins Kinderzimmer. Und wenn das Telefon klingelt, gib acht, daß es nicht die geheimnisvolle Aufforderung ist, zu einem einsamen Lagerhaus am Fluß zu kommen oder der falsche Ruf zu Scotland Yard.»
    «Schon gut. Und wenn es an der Haustür klingelt, hüte
    dich vor dem verkleideten Gasmann oder dem falschen Kriminalinspektor ohne Ausweis. Vor dem verfolgten blonden Mädchen oder dem schlitzäugigen Chinesen oder dem würdigen grauhaarigen Herrn mit einer Brust voller fremdländischer Orden brauche ich dich wohl nicht erst zu warnen.»
    Er brütete.
    Er holte aus seiner Brieftasche den Zettel hervor, den er vor Wochen aus Victor Deans Schreibtisch genommen hatte, und verglich die Daten mit dem Kalender. Es waren lauter Dienstage. Nach weiterem Nachdenken setzte er das Datum vom vorletzten Dienstag darunter, dem Tag, an dem Miss Vasavour die Werbeagentur besucht und Tallboy sich von ihm einen Füllfederhalter geliehen hatte, um einen Brief in die Old Broad Street zu adressieren. Neben dieses Datum setzte er ein T. Dann ging er in Gedanken langsam zurück und erinnerte sich, daß er an einem Dienstag in die Werbeagentur gekommen war und Tallboy sich im Schreibzimmer eine Briefmarke geholt hatte. Miss Rossiter hatte den Namen auf dem Umschlag vorgelesen – wie hatte da noch die Abkürzung des Vornamens gelautet? K, natürlich. Er schrieb das K daneben. Dann schlug er, diesmal noch zögernder, das Datum des Dienstags vor Mr. Puncheons historischem Abenteuer im Weißen Schwan nach und setzte daneben ein W mit Fragezeichen.
    Soweit, so gut. Zwischen K und T lagen neun Buchstaben, aber es waren keine neun Wochen dazwischen gewesen. Außerdem hätte W nicht zwischen K und T kommen dürfen. Welche Regel lag dieser Buchstabenfolge zugrunde? Er zog nachdenklich an seiner Pfeife und versank in einen Traum, schwebte in einem Luftschloß aus Tabaksqualm dahin, bis ein sehr lauter, aus Geschrei und Kampfgetümmel bestehender Lärm in den oberen Zimmern ihn aufschreckte. Kurz darauf öffnete sich die Tür, und seine Schwester erschien mit leicht gerötetem Gesicht.
    «Entschuldige, Peter. Hast du diesen Krach gehört? Dein kleiner Namensvetter war unartig. Er hatte Onkel Peters Stimme gehört und wollte um keinen Preis im Bett bleiben. Er will herunterkommen und dich begrüßen.»
    «Sehr schmeichelhaft», sagte Wimsey.
    «Aber auch sehr anstrengend», entgegnete Mary. «Ich spiele so ungern die gestrenge Mutter. Warum soll er seinen Onkel nicht sehen dürfen? Warum muß sich der Onkel mit so langweiligem Detektivkram beschäftigen, wo sein Neffe doch soviel interessanter ist?»
    «Richtig», sagte Wimsey. «Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Ich vermute, du hast dein Herz verschlossen.»
    «Halb und halb. Ich habe gesagt, wenn er brav ist und wieder ins Bett geht, kommt Onkel Peter vielleicht nach oben und sagt ihm gute Nacht.»
    «Und … war er brav?»
    «Ja. Zu guter Letzt. Das heißt, er liegt im Bett. Zumindest lag er, als ich herunterkam.»
    «Na schön», sagte Wimsey, indem er seine Siebensachen beiseite legte. «Dann will ich auch ein braver Onkel sein.»
    Er ging gehorsam nach oben und fand Peterchen, drei Jahre alt, dem Buchstaben nach im Bett. Das heißt, er saß aufrecht darin, hatte die Decken abgeworfen und brüllte aus Leibeskräften.
    «Nanu!» sagte Wimsey schockiert.
    Das Gebrüll ließ nach.
    «Was soll denn das heißen?» Wimsey folgte mit tadelndem Finger der Spur einer dicken, hinunterkullernden Träne. «Tränen, eitle Tränen! … Du lieber Himmel!»
    «Onkel Peter, ich hab ein Lugzeug.» Peterchen zupfte
    energisch am Ärmel seines plötzlich still gewordenen Onkels. «Schau mal, mein Lugzeug, Onkel. Lugzeug! Lugzeug!»
    «Entschuldige, mein Kleiner», riß Wimsey sich wieder in die Gegenwart zurück. «Ich war nicht ganz da. Ein schönes Flugzeug. Kann es auch fliegen? … Halt, du brauchst jetzt nicht aufzustehen, um es mir zu zeigen! Ich glaub's dir ja.»
    «Mami kann das.»
    Es flog sehr ordentlich und landete sauber auf der Kommode. Wimsey sah ihm mit leerem Blick nach.
    «Onkel Peter!»
    «Ja, mein Sohn, großartig. Hör mal, hättest du gern ein Motorboot?»
    «Was ist ein Motobot?»
    «Ein kleines Schiff, das auf dem Wasser fährt – tucktucktuck – so.»
    «Kann es auch in meiner Badefanne

Weitere Kostenlose Bücher