Wimsey 09 - Mord braucht Reklame
Informationen wird der ganze Laden von Pym aus geleitet.»
«Vielleicht stimmt es. Tallboy ist womöglich nur die Marionette eines anderen. Vielleicht ist es Pym selbst – reich genug ist er ja, oder?»
«Ich glaube nicht, daß es Pym ist. Armstrong vielleicht, oder selbst der stille kleine Hankie. Natürlich könnte es reiner Bluff sein, daß Pym mich angestellt hat, aber diese Art Raffinesse traue ich ihm eigentlich nicht zu. Es wäre so unnötig gewesen. Es sei denn, er wollte durch mich herausbekommen, wieviel Dean tatsächlich wußte. In welchem Falle er Erfolg gehabt hätte», fügte Wimsey betrübt hinzu. «Aber ich kann nicht glauben, daß einer so dumm wäre, sich einem seiner eigenen Mitarbeiter in die Hand zu geben. Denk an die Möglichkeiten der Erpressung! Mit zwölf Jahren Gefängnis kann man einen Menschen ganz schön auf Trab halten. Trotzdem – Erpressung. Jemand wurde erpreßt, das steht so gut wie fest. Aber Pym kann Dean nicht erschlagen haben; er war zu der Zeit in einer Konferenz. Nein, ich glaube, wir müssen Pym freisprechen.»
«Ich sehe eines nicht ganz», sagte Lady Mary. «Wieso muß Pym überhaupt damit zu tun haben? Jemand bei Pym wäre eine Sache, aber wenn ihr sagt, daß der ganze Laden von Pym aus geleitet wird, heißt das eigentlich etwas ganz anderes – für mich jedenfalls. Für mich hört es sich so an, als ob Pyms Werbedienst von jemandem benutzt würde – für euch nicht?»
«Doch, schon», stimmte ihr Mann ihr zu. «Aber wie? Und warum? Was hat Reklame damit zu tun? Verbrechen brauchen im allgemeinen keine Reklame, ganz im Gegenteil.»
«Ich weiß nicht», meinte Wimsey plötzlich ganz leise.
«Ich weiß nicht.» Seine Nase zuckte wie bei einem Kaninchen. «Pymmie hat heute morgen erst gesagt, daß eine Pressekampagne immer noch das beste Mittel ist, wenn man eine möglichst große Zahl von Leuten im ganzen Land in möglichst kurzer Zeit erreichen will. Moment, Polly – ich weiß nicht, ob du da nicht etwas sehr Nützliches und Wichtiges gesagt hast.»
«Was ich sage ist immer nützlich und wichtig. Denkt mal darüber nach, während ich zu Mrs. Gunner gehe und ihr erkläre, wie man Steinbutt zubereitet.»
«Und das Komische ist», sagte Parker, «daß es ihr Spaß zu machen scheint, Mrs. Gunner zu erklären, wie man Steinbutt zubereitet. Wir könnten uns ohne weiteres mehr Dienstboten leisten –»
«Mein lieber Junge», sagte Wimsey, «Dienstboten sind des Teufels. Ich nehme meinen Diener Bunter aus, weil er eine Ausnahme ist, aber für Polly ist es einfach ein Fest, die ganze Sippschaft abends aus dem Haus zu schmeißen. Hab keine Angst. Wenn sie Dienstboten will, verlangt sie welche.»
«Ich gebe zu», sagte Parker, «daß ich selbst froh war, als die Kinder so groß waren, daß sie kein ständiges Kindermädchen mehr brauchten. Aber ich glaube, Peter, im Augenblick brauchst du selbst ein ständiges Kindermädchen, damit dir nichts Häßliches zustößt.»
«Das ist es ja gerade. Hier sitze ich. Und warum? Wofür sparen die mich auf? Für etwas ganz besonders Gemeines?»
Parker ging ruhig ans Fenster und warf durch einen kleinen Spalt in der Jalousie einen Blick nach draußen.
«Da ist er, glaube ich. Ein abstoßend wirkender junger Mann mit Schottenmütze; steht drüben auf dem Trottoir und spielt mit einem Jo-Jo. Spielt sogar sehr gut, bewun dert von einem Haufen Kinder. Ein großartiger Vorwand zum Herumstehen. Jetzt legt er wieder los. Dreiblättriges Kleeblatt, Über den Damm, Rund um die Welt. Einfach meisterhaft. Ich muß Mary sagen, sie soll ihn sich mal ansehen, da kann sie noch was lernen. Am besten schläfst du heute nacht hier.»
«Danke. Das glaube ich auch.»
«Und halte dich morgen vom Büro fern.»
«Da wäre ich sowieso nicht hingegangen. Ich muß gegen Brotherhood Cricket spielen. Ihr Platz ist in Romford.»
«Pfeif auf das Spiel. Halt! Das ist schön öffentlich. Sofern dich nicht der schnelle Werfer mit einem harten Ball abschießt, bist du dort so sicher wie sonstwo. Wie kommst du hin?»
«Die Firma hat einen Bus gemietet.»
«Gut. Ich lasse dich bis zur Abfahrt abschirmen.»
Wimsey nickte. Es wurde nicht mehr von Rauschgift und Gefahren gesprochen, bis das Essen vorüber war und Parker sich zum Yak verabschiedet hatte. Dann nahm Wimsey einen Kalender, das Telefonbuch, eine Abschrift des Berichts über den Band aus Mountjoys Wohnung, Schreibblock und Bleistift zur Hand und machte es sich mit einer Pfeife auf der Couch
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