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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ws hinuntergleiten, bis sie an die folgende Eintragung kam: «WIMSEY, Peter Death Bredon (Lord); Kriegsverdienstorden D.S.O.; geb. 1890; zweiter Sohn des Mortimer Gerald Bredon Wimsey, 15. Herzog von Denver, und der Honoria Lucasta, Tochter des Francis Delagardie von Bellingham Manor, Buckingshamshire. Schulen: Eton College und Balliol.» Sie las bis zum Ende.
    «Da hätten wir's», sagte Miss Meteyard bei sich. «Ich hab's mir doch gedacht. Und was nun? Kann man da was machen? Ich glaube nicht. Besser die Finger davon lassen. Aber es kann nicht schaden, schon einmal die Fühler nach einer neuen Stelle auszustrecken. Man muß ja sehen, wo man bleibt.»

    Ohne zu ahnen, daß sein Inkognito durchschaut war, widmete Mr. Bredon den Interessen von Twentyman's Tee nur flüchtige Aufmerksamkeit. Ergeben nahm er den Auftrag an, ein Schaufensterplakat mit zwei Spruchbändern zum Thema «Mehr Tee aus weniger Blättern» zu entwerfen, und steckte eine milde Ermahnung wegen des Herumlungerns im Schreibzimmer ein. Seine Gedanken waren in der Old Broad Street.
    «Ich sehe, daß Sie am Samstag für uns spielen», bemerkte Mr. Hankin am Ende des Gesprächs.
    «Ja, Sir.»
    «Hoffentlich hält das Wetter. Sie haben Cricket in erstklassigen Mannschaften gespielt, glaube ich?»
    «Das ist lange her.»
    «Sie werden denen schon noch zeigen können, was Stil
    ist», meinte Mr. Hankin gutgelaunt. «Stil – heutzutage sieht man so etwas selten. Sie werden uns ganz schön stümperhaft finden, fürchte ich, und leider können ein paar unserer besten Spieler diesmal aus irgendwelchen Gründen nicht mitspielen. Schade. Aber Sie werden Mr. Tallboy sehr gut finden. Ein rundum versierter Mann und ein ausgezeichneter Feldspieler.»
    Mr. Bredon sagte, auf das Feldspiel werde leider allzu selten Wert gelegt, und Mr. Hankin gab ihm recht.
    «Mr. Tallboy ist in allen Sportarten gut; schade, daß er so wenig Zeit dafür hat. Ich persönlich sähe es gern, wenn die sportliche Seite unserer geselligen Aktivitäten hier etwas besser organisiert wäre. Aber Mr. Pym meint, das wäre vielleicht zu zeitraubend, und da hat er wahrscheinlich recht. Trotzdem kann ich nicht umhin, zu glauben, daß eine Pflege des Mannschaftsgeistes dieser Firma guttäte. Ich weiß nicht, ob Sie als Neuling hier schon etwas von den Spannungen bemerkt haben, die es von Zeit zu Zeit gibt –»
    Bredon gestand, daß ihm etwas in der Art schon aufgefallen sei.
    «Wissen Sie, Mr. Bredon», sagte Mr. Hankin ein bißchen wehmütig, «es ist für uns Direktoren manchmal schwierig, die Situation in der Belegschaft ganz zu durchschauen. Sie packen uns ein bißchen in Watte, nicht? Natürlich kann man da nichts machen, aber manchmal habe ich das Gefühl, daß da Strömungen unter der Oberfläche …»
    Offenbar, dachte Bredon, hat Mr. Hankin bemerkt, daß irgendwo etwas auf Messers Schneide steht. Plötzlich hatte er Mitleid mit ihm. Sein Blick irrte zu einem Spruchband, das, mit Reißzwecken an Mr. Hankins Anschlagbrett befestigt, in grellbunten Lettern verkündete:

    EINIGKEIT HERRSCHT SEIT EH UND JE
ÜBER PREIS UND GESCHMACK VON
TWENTYMAN'S TEE

    Nur weil in einer zerstrittenen Welt so selten über irgend etwas Einigkeit herrschte, beriefen sich die albernen Sprüche der Werbung stets so entschieden und abgeschmackt darauf. In Wahrheit gab es keine Einigkeit, weder bei so trivialen Dingen wie Tee noch in wichtigeren Punkten. Hier in diesem Haus, wo ein Chor von über hundert Mitarbeitern von morgens bis abends das Hohelied der Sparsamkeit, Tugend, Harmonie, der guten Verdauung und des häuslichen Friedens sang, herrschten hinter den Kulissen Geldsorgen, Intrigen, Unzufriedenheit, Verstopfung und eheliche Untreue. Und Schlimmeres – Mord en gros und en detail, an Seele und Leib; Mord mit Waffen und mit Gift. Solche Dinge machten nicht für sich Reklame, oder wenn doch, gaben sie sich einen anderen Namen.
    Er gab Mr. Hankin eine unverbindliche Antwort.
    Um ein Uhr verließ er die Werbeagentur und fuhr mit einem Taxi stadteinwärts. Er fühlte sich von einer plötzlichen Neugier gepackt und gedachte Mr. Tallboys Börsenmakler einen Besuch abzustatten.
    Um zwanzig nach eins stand er auf der Old Broad Street, und sein Blut wallte vor Erregung, wie immer, wenn er eine Entdeckung machte.
    Mr. Tallboys Börsenmakler residierte in einem kleinen Tabakwarenladen, und über der Tür stand nicht «Smith», sondern «Cummings».
    «Eine Tarnadresse», bemerkte Lord Peter Wimsey. «Höchst

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