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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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wirklich erfrischend, euch Texter immer so nett und gutgelaunt beieinandersitzen zu sehen. Das kann man nicht von jedem behaupten.»
    «Mr. Tallboy war garstig zu Mr. Smayle», erklärte Miss Meteyard.
    «Ich lebe gern mit jedermann in Frieden», sagte Mr. Smayle, «aber wirklich, wenn es dahin kommt, daß einer sich einfach vor einem in den Aufzug drängt, als wenn man gar nicht vorhanden wäre, und einem dann sagt, man soll die Finger von ihm lassen, als wenn man Dreck wäre, wird man daran wohl noch Anstoß nehmen dürfen. Anscheinend hält Tallboy mich nicht für würdig, mit ihm zu sprechen, nur weil er auf einer Privatschule war und ich nicht.»
    «Privatschule?» meinte Mr. Bredon. «Höre ich zum erstenmal. Auf was für einer?»
    «In Dumbleton», sagte Mr. Smayle, «aber was ich sagen wollte, ich bin auf eine ganz normale staatliche Schule gegangen und schäme mich deswegen nicht.»
    «Wo liegt denn Dumbleton?» fragte Ingleby. «Ich würde mir darüber nicht den Kopf zerbrechen, Smayle. Dumbleton ist keine Privatschule, nicht im eigentlichen Sinn jedenfalls.»
    «Nein?» fragte Mr. Smayle hoffnungsvoll. «Na ja, Sie und Mr. Bredon waren ja auf der Universität, Sie müssen sich da auskennen. Was nennen Sie denn Privatschule?»
    «Eton», sagte Mr. Bredon wie aus der Pistole geschossen, «– und Harrow», fügte er großzügig hinzu, denn er war in Eton gewesen.
    «Rugby», meinte Mr. Ingleby.
    «Nein, nein», protestierte Bredon, «das ist ein Eisenbahnknotenpunkt.»
    Ingleby ließ eine linke Gerade an Bredons Kinn schießen, die dieser sauber parierte.
    «Und dann habe ich gehört», fuhr Bredon fort, «daß es in Winchester noch irgendwas halbwegs Anständiges geben soll, sofern man nicht wählerisch ist.»
    «Ich habe mal einen getroffen, der war in Marlborough», überlegte Ingleby.
    «Das höre ich mit Bedauern», meinte Bredon. «Da ziehen sie ein paar ganz schöne Rabauken heran. Sie können mit Ihren Bekanntschaften nicht vorsichtig genug sein, Ingleby.»
    «Also», sagte Mr. Smayle, «Tallboy behauptet jedenfalls immer, daß Dumbleton eine Privatschule ist.»
    «Wird's wohl auch sein – insofern als es eine private Schule mit Aufsichtsrat und so weiter ist», sagte Ingleby, «aber es ist nichts, worauf man sich was einbilden könnte.»
    «Worauf kann man das überhaupt?» meinte Bredon. «Sehen Sie, Smayle, wenn Leute wie Sie doch endlich mal einsehen könnten, daß so etwas überhaupt keine Rolle spielt, dann wäre schon viel gewonnen. Wahrscheinlich haben Sie eine fünfzigmal bessere Schulbildung genossen als ich.»
    Mr. Smayle schüttelte den Kopf. «O nein», sagte er, «da mache ich mir nichts vor, und ich gäbe alles darum, wenn ich die gleichen Chancen gehabt hätte wie Sie. Es gibt schon einen Unterschied, und ich weiß, daß es ihn gibt, und es macht mir nichts aus, das zuzugeben. Ich will ja auch nur sagen, daß es welche gibt, die es einen fühlen lassen und andere nicht. Ich merke zum Beispiel nichts davon, wenn ich mich mit einem von Ihnen oder mit Mr. Armstrong oder Mr. Hankin unterhalte, obwohl Sie in Oxford und Cambridge und so weiter waren. Vielleicht kommt es aber auch gerade daher, daß Sie in Oxford und Cambridge waren.»
    Er kämpfte schwer mit diesem Problem und brachte die beiden anderen mit seinem schwermütigen Blick in Verlegenheit.
    «Passen Sie mal auf», sagte Miss Meteyard, «ich verstehe schon, was Sie meinen. Aber es ist einfach so: Die bei den hier verschwenden daran keine zwei Gedanken. Das haben sie nicht nötig. Und Sie haben es auch nicht nötig. Sowie aber einer anfängt, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ob er auch so gut ist wie ein anderer, dann melden sich bei ihm solche überheblichen Gefühle, und dann fängt er auch an, andere zu kränken.»
    «Aha», sagte Mr. Smayle. «Nun, Mr. Hankin braucht natürlich nicht erst zu beweisen, daß er besser ist als ich, weil er es ist und wir es beide wissen.»
    «Besser ist nicht das richtige Wort, Smayle.»
    «Gut, besser ausgebildet. Sie wissen, was ich meine.»
    «Machen Sie sich darüber keine Gedanken», meinte Ingleby.
    «Wenn ich bei meiner Arbeit halb so gut wäre wie Sie bei Ihrer, würde ich mich jedem einzelnen in diesem dämlichen Laden überlegen fühlen.»
    Mr. Smayle schüttelte den Kopf, schien aber getröstet zu sein.
    «Ich wollte, die fingen mit so etwas nicht erst an», sagte Ingleby, als er gegangen war, «da weiß ich nie, was ich antworten soll.»
    «Ich dachte, Sie wären Sozialist,

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