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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Jungen, die zum Umkleiden herunterkamen, fest schlafend angetroffen. Behauptete, die ganze Zeit geschlafen zu haben. (Zeugen: Sämtliche anderen Jungen.) Wilfred Cotterill war ein kleiner, blasser, leicht erregbarer Junge von vierzehn Jahren, sah aber viel jünger aus. Als man ihm erzählte, was er verpaßt hatte, bemerkte er dazu nur: «Uaaah!»

    Ein sehr beachtliches Stück Arbeit von Rotfuchs-Joe, dachte Mr. Bredon – den wir während der Arbeitsstunden weiterhin so nennen wollen –, wirklich sehr beachtlich, aber es bedarf noch sehr vieler weiterer Nachforschungen. Seine eigenen Ermittlungen gingen nicht allzugut voran. Bei seiner Suche nach Darlings Drehbleistiften war er mit dem praktizierten Kommunismus des Bürolebens konfrontiert worden. Die Texter zogen zum Schreiben ihrer Roh entwürfe weiche Zeichenbleistifte Nr. 5 B oder sogar 6 B vor und interessierten sich nicht sehr für dieses DarlingsErzeugnis, abgesehen natürlich von Mr. Garrett, der für eine Darlings-Anzeige einen Einschub entworfen hatte, in dem eigens auf dieses großzügige Drehbleistiftangebot hingewiesen wurde. Er besaß zwei Exemplare, und vier weitere befanden sich in verschiedenen Stadien des Verfalls im Schreibzimmer. Einer lag auf Mr. Armstrongs Schreibtisch. Mr. Hankin hatte keinen. Mr. Ingleby gestand, den seinen in einem Wutanfall aus dem Fenster geworfen zu haben, und Miss Meteyard meinte, sie glaube irgendwo einen zu haben, falls Mr. Bredon unbedingt einen haben wollte, aber besser frage er deswegen einmal bei Miss Parton nach. In den anderen Abteilungen war es noch schlimmer. Die Drehbleistifte waren mit nach Hause genommen, verloren oder weggeworfen worden. Mr. McAllister besaß nach eigenen Angaben nicht weniger als sechs Stück, was ebenso unerklärlich wie typisch für ihn war. Mr. Wedderburn hatte den seinen verloren, dafür aber einen anderen von Mr. Tallboy stibitzt. Mr. Prout sagte, man solle ihn damit in Ruhe lassen; der Drehbleistift sei sowieso nur eine alberne Spielerei; wenn Mr. Bredon einen richtigen Drehbleistift haben wolle, solle er sich einen Eversharp besorgen. Er (Mr. Prout) habe das Ding nicht mehr gesehen, seit er es habe fotografieren müssen, und er fügte hinzu, daß es jeden empfindsamen Menschen zum Selbstmord treiben müsse, wenn ein erstklassiger Fotograf sein Leben lang Bleistifte und Marmeladegläser fotografieren müsse. Es sei geradezu herzzerreißend.
    In der Adressenfrage erhielt Mr. Bredon nur eine einzige Auskunft: Mr. Willis hatte irgendwann danach gefragt. Durch behutsames Nachbohren konnte das Datum auf einen Zeitraum von zwei Tagen vor oder nach Chefinspek tor Parkers unerfreulicher Begegnung auf der Treppe eingeengt werden. Genauer konnte Miss Beit, die Telefonistin, die auch über das Adreßbuch der Firma wachte, sich nicht festlegen. Es war alles ebenso entnervend wie ärgerlich. Mr. Bredon hoffte, daß der erste fehlgeschlagene Versuch den Attentäter hinreichend erschreckt hatte, um ihn künftig von Gewalttätigkeit und stumpfen Waffen absehen zu lassen; dennoch machte er es sich zur Gewohnheit, sich jedesmal, wenn er das Gebäude verließ, vorsichtig nach eventuellen Verfolgern umzusehen. Er begab sich auf Umwegen nach Hause, und bei Erledigung seiner Tagespflichten ertappte er sich dabei, daß er die Eisentreppe mied.
    In der Zwischenzeit tobte der große Nutrax-Krach mit unverminderter Wut weiter und entwickelte in seinem Verlauf ein Gewirr von Verästelungen und Verzweigungen, deren bedeutendste und erschreckendste der gewaltsame Bruch zwischen Mr. Smayle und Mr. Tallboy war.
    Dieser begann auf ziemlich absurde Weise unten vor dem Aufzug, wo Mr. Tallboy und Miss Meteyard standen und darauf warteten, daß Harry wieder herunterkam und sie nach oben in ihre Tretmühle beförderte. Zu ihnen gesellte sich Mr. Smayle, aufgekratzt und lächelnd, die blitzenden Zähne wie poliert, eine rote Rosenknospe im Knopfloch, den Schirm säuberlich zusammengerollt.
    «Morgen, Miss Meteyard», sagte Mr. Smayle und lüftete die Melone, um sie sich im kecken Winkel wieder auf den Kopf zu setzen. «Ein schöner Tag mal wieder, was?»
    Miss Meteyard bestätigte ihm, daß es ein schöner Tag sei, und fügte hinzu: «Wenn die ihn uns nur nicht wieder mit Steuerbescheiden verderben.»
    «Erinnern Sie mich nicht an Steuern», antwortete Mr. Smayle mit einem schaudernden Lächeln. «Ich habe erst heute früh zu meiner Frau gesagt: ‹Meine Liebe, wir werden dieses Jahr unseren Urlaub im Garten hinterm

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