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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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werfen?«
    »Unbedingt!«
    Der Polizeidirektor holte ein amtliches polizeiliches Photo von einem Sekretär, der aktenbeladen in einer Zimmerecke stand. Wimsey betrachtete es genau.
    »Wann wurde das Bild gemacht?«
    »Vor ungefähr vier Jahren, Mylord, als er seine letzte Strafe antrat. Das ist das neueste, das wir haben.«
    »Damals hatte er keinen Bart. Hatte er im September einen?«
    »Nein, Mylord. Aber in vier Monaten hatte er reichlich Zeit, sich einen wachsen zu lassen.«
    »Vielleicht ist er zu diesem Zweck nach Frankreich gefahren.«
    »Durchaus denkbar, Mylord.«
    »Tja – hm – ich bin nicht vollkommen sicher, aber ich glaube, das ist der Mann, den ich Neujahr gesehen habe.«
    »Sehr interessant«, sagte der Polizeidirektor.
    »Haben Sie das Photo schon irgendwem im Dorf gezeigt?«
    Mr. Blundell lächelte gequält.
    »Ich hab's heute nachmittag bei den Wilderspins versucht, und prompt sagt sie, er ist es, und Ezra sagt, es sieht ihm überhaupt nicht ähnlich – und beide finden große Bestätigung bei den Nachbarn. Ich kann nur einen Bart hineinmontieren lassen und es noch mal versuchen. Nur einer von hundert Menschen kann mit Sicherheit eine Ähnlichkeit zwischen einem bärtigen und einem glattrasierten Gesicht feststellen.«
    »Hm, allzu wahr. Verstelle dein Gesicht durch einen falschen Bart … Und Fingerabdrücke von dem Toten waren natürlich nicht zu bekommen, da er keine Hände mehr hatte.«
    »Eben, Mylord, und das spricht auf eine Art dafür, daß es Cranton war.«
    » Wenn es Cranton war, ist er vermutlich hierhergekommen, um das Halsband zu suchen, und den Bart hat er sich wachsen lassen, um nicht von denen erkannt zu werden, die ihn vor Gericht gesehen hatten.«
    »So wird es sein, Mylord.«
    »Und er ist darum nicht früher gekommen, weil er sich erst diesen Bart wachsen lassen mußte. Damit wäre mein kluger Einfall, daß er in letzter Zeit eine Information bekommen haben könnte, also hinfällig. Was ich nur nicht verstehe, ist diese Sache mit Batty Thomas und Tailor Paul. Ich habe versucht, etwas aus den Glockeninschriften herauszulesen, aber das war vergebliche Mühe. Hört der Eisenglocken Klang, Eisenklang – hab allerdingst noch nie gehört, daß Glocken aus Eisen sind – Welche Welt von Trauer trägt ihr monotoner Sang! Wissen Sie zufällig, ob Mr. Edward Thorpe auf der Hochzeit seines Bruders war?«
    »O ja, Mylord. Er war da und hat nach dem Diebstahl einen bösen Krach mit Mrs. Wilbraham angefangen. Den armen Sir Charles hat das sehr aufgeregt. Mr. Edward hat der alten Dame ins Gesicht gesagt, sie sei selber schuld, und kein Wort gegen Deacon hat er hören wollen. Für ihn hatten Elsie Bryant und Cranton das alles allein veranstaltet. Ich persönlich glaube, daß Mrs. Wilbraham nie so hart reagiert haben würde, wenn Mr. Edward ihr nicht solche Sachen an den Kopf geworfen hätte, aber sie war – ist – nun einmal eine eigenwillige alte Frau, und je mehr er schwor, es sei Elsie gewesen, desto mehr schwor sie, daß es Deacon war. Mr. Edward hatte nämlich Deacon seinem Vater empfohlen –«
    »So?«
    »Nun, ja. Mr. Edward hat damals in London gearbeitet – ein tüchtiger junger Mann, erst dreiundzwanzig Jahre alt – und als er hörte, daß Sir Charles einen Butler suchte, hat er Deacon zu ihm geschickt.«
    »Woher kannte er Deacon?«
    »Eigentlich wußte er von ihm nur, daß er seine Arbeit gut machte und intelligent aussah. Deacon war Kellner in einem Club, dem Mr. Edward angehörte, und anscheinend hat er mal erwähnt, daß er gern in einen privaten Haushalt möchte, und dadurch ist Mr. Edward auf ihn gekommen. Und da er den Burschen nun empfohlen hatte, mußte er sich natürlich auch hinter ihn stellen. Ich weiß nicht, ob Sie Mr. Edward Thorpe kennen, Mylord, aber wenn ja, dann wissen Sie sicher auch, daß alles, was ihm gehört, vollkommen ist. Mr. Edward hat noch nie im Leben etwas falsch gemacht, o nein, er nicht – und folglich konnte er natürlich auch im Falle Deacon keinen Feh ler gemacht haben.«
    »Ach so ist das«, sagte Wimsey. »Doch, ich habe ihn kurz kennengelernt. Ein reinrassiger Esel. Ist manchmal ganz praktisch, so was. Kann man sich schnell angewöhnen. Jeden Morgen fünf Minuten vor dem Spiegel geübt, und Sie haben bald diesen leeren Blick, der allen Schurken, Detektiven und Regierungsbeamten so nützlich sein kann. Aber wir wollen uns nicht bei Onkel Edward aufhalten. Wenden wir uns wieder der Leiche zu. Denn schließlich, Blundell, selbst wenn es

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