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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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genommen. Man wollte von ihm wissen, warum er erstens Sir Charles nicht vor Cranton gewarnt und zweitens am Anfang eine andere Geschichte erzählt habe. Er sagte, er habe geglaubt, Cranton habe den Gedanken an den Diebstahl aufgegeben, und er habe niemandem Angst einjagen wollen; als er dann aber die Schritte im Garten gehört habe, sei ihm klar geworden, was da los war. Hinterher habe er nicht sagen wollen, daß er Cranton gekannt habe, aus Angst, man könne ihn als Komplizen verdächtigen. Diese Geschichte klang aber reichlich dünn, und weder der Richter noch die Geschworenen haben auch nur ein Wort davon geglaubt. Lord Bramhill hat ihn nach dem Schuldspruch gehörig ins Gebet genommen und gesagt, wenn das nicht seine erste Tat gewesen wäre, würde er die schwerste Strafe über ihn verhängen, die er aussprechen könne. Er nannte es schweren Diebstahl von der übelsten Sorte, nämlich begangen von einem Dienstboten in einer Vertrauensstellung, dazu im Hause seines Herrn, verbunden mit dem Öffnen eines Fensters, wodurch das Ganze zum Einbruchdiebstahl werde, und dann habe er sich auch noch gewaltsam seiner Festnahme widersetzt und so weiter und so fort; am Ende hat er ihn zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt und gesagt, er könne noch von Glück reden, so milde davonzukommen. Cranton war kein unbeschriebenes Blatt mehr und hätte eine viel höhere Strafe bekommen können, aber der Richter hat gemeint, er sei nicht gewillt, Cranton sehr viel schwerer zu bestrafen als Deacon. Er hat ihm dann zehn Jahre gegeben. So war das. Cranton ist nach Dartmoor gekommen und hat als alter Hase seine Zeit brav abgesessen, ohne unangenehm aufzufallen. Deacon kam als Ersttäter nach Maidstone, wo er sich von Anfang an als Mustergefangener aufführte – eine Sorte, auf die man immer ein Auge haben muß, weil sie regelmäßig etwas im Schilde führt. Nach fast vier Jahren – Anfang 1918 war's – hat dieser freundliche, gebildete und wohlerzogene Sträfling einen Wärter brutal angegriffen und ist aus dem Gefängnis ausgebrochen. Der Wärter ist gestorben, und man hat natürlich die ganze Umgebung nach Deacon abgekämmt, aber vergeblich. Ich sage, die Polizei hatte wegen des Krieges und einiger anderer Dinge einfach nicht die Leute, die sie gebraucht hätte. Jedenfalls haben sie ihn nicht gefunden, und er hat zwei Jahre lang den Ruhm genossen, einen der wenigen erfolgreichen Ausbrüche geschafft zu haben. Bis sie dann in einem dieser Löcher – es sollen Steinzeithöhlen sein, glaube ich – irgendwo in Nordkent seine Gebeine gefunden haben, und der Ruf unserer Gefängnisse war wieder gerettet. Er hatte noch seine Sträflingskleidung an, und sein Schädel war ganz kaputt. Er muß bei Nacht in dieses Loch gestürzt sein – wahrscheinlich keine zwei Tage nach dem Ausbruch. Und sei ne Geschichte ist damit zu Ende.«
    »An seiner Schuld besteht wohl kein Zweifel?«
    »Nicht der geringste. Er war ein Lügner von Anfang bis Ende, und ein schlechter Lügner dazu. Erstens hat man dem Efeu an dem Haus eindeutig angesehen, daß in der Nacht niemand daran heruntergeklettert war – und überhaupt war seine letzte Version so löchrig wie ein Sieb. Er war ein schlechter Mensch und ein Mörder, und das Land kann froh sein, daß es ihn los ist. Cranton nun, der hat sich eine Zeitlang nach seiner Entlassung ganz gut geführt. Dann hat er sich wieder Ärger eingehandelt – Diebesgut angekauft oder sich irgend etwas unter Vorspiegelung falscher Tatsachen erschwindelt –, und schon war er wieder hinter Schloß und Riegel. Vorigen Juni ist er entlassen worden, und bis Anfang September hat man immer gewußt, wo er war. Dann ist er aber verschwunden, und sie suchen heute noch nach ihm. Zuletzt ist er in London gesehen worden – aber mich würd's nicht wundern, wenn wir ihn heute endgültig zum letztenmal gesehen hätten. Es ist und war immer meine Überzeugung, daß Deacon das Halsband hatte, aber was er damit gemacht hat, weiß ich natürlich nicht. Möchten Sie noch einen Schluck Bier, Mylord? Schaden wird's Ihnen bestimmt nicht.«
    »Wo könnte Cranton denn Ihrer Meinung nach zwischen September und Januar gewesen sein?«
    »Weiß der Himmel. Aber wenn er die Leiche ist, würde ich sagen, in Frankreich. Er hat jeden Ganoven in London gekannt, und wenn einer sich einen falschen Paß besorgen konnte, dann er.«
    »Haben Sie ein Photo von Cranton?«
    »Ja, Mylord, das habe ich. Eben angekommen. Möchten Sie mal einen Blick darauf

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