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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Last lege, muß ich ihn beim Wort nehmen. Sie kennen ja diese vermaledeiten Vorschriften. Keine Zeugeneinschüchterung. So steht es da. Und was immer Thoday getan oder nicht getan hat, er kann die Leiche nicht vergraben haben, und damit hat sich's. Oder meinen Sie, daß irgendeine Jury ihn aufgrund der Aussage eines Dorftrottels wie Potty Peake schuldig sprechen würde? Nie. Unsere Aufgabe ist klar. Wir müssen Cranton finden.«

    An diesem Nachmittag erhielt Lord Peter einen Brief.

    »Lieber Lord Peter,
    mir ist eben etwas Komisches eingefallen, worüber Sie Bescheid wissen sollten, obwohl ich mir nicht denken kann, daß es etwas mit dem Mord zu tun haben könnte. Aber in Kriminalromanen will der Detektiv immer über alles Komische Bescheid wissen, darum schicke ich Ihnen den Zettel. Onkel Edward sähe es sicher nicht gern, daß ich Ihnen schreibe, weil er sagt, Sie bestärken mich in meiner Absicht, Schriftstellerin zu werden und mich in die Arbeit der Polizei einzumischen – er ist eben ein dummer Spießer! Darum nehme ich an, daß Miss Garstairs – das ist unsere Direktorin – mir nicht erlauben würde, Ihnen zu schreiben, aber ich stecke den Brief einfach in einen anderen an Penelope Dwight und hoffe, daß sie ihn an Sie weiterschickt.
    Ich habe den Zettel am Ostersamstag in der Glockenstube gefunden und hatte vor, ihn Mrs. Venables zu zeigen, weil er so komisch ist, aber als dann Paps gestorben ist, habe ich ihn ganz vergessen. Ich war der Meinung, es sei irgendein Unfug von Potty Peake, aber Jack Godfrey meint, das ist nicht Pottys Schrift, aber verrückt genug ist es, daß es von ihm sein könnte, nicht? Jedenfalls denke ich mir, daß Sie sich vielleicht dafür interessieren. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie Potty an das ausländische Papier gekommen sein soll. Sie vielleicht?
    Ich hoffe, Sie kommen mit den Ermittlungen gut voran. Sind Sie noch in Fenchurch St. Paul? Ich schreibe gerade ein Gedicht über das Gießen der Tailor Paul. Miss Bowler findet es bisher ganz gut, und ich glaube, es wird in der Schulzeitung veröffentlicht. Jedenfalls wird das Onkel Edward ganz schön ärgern. Er kann ja nicht verhindern, daß ich in der Schulzeitung gedruckt werde. Bitte schreiben Sie mir, wenn Sie Zeit haben, ob Sie mit dem Zettel irgend etwas anfangen konnten.
    Mit besten Grüßen
    Ihre
    Hilary Thorpe.«

    »Eine Kollegin, wie Sherlock Holmes sagen würde, ganz nach meinem Herzen«, sagte Wimsey, als er den beiliegenden dünnen Zettel auseinanderfaltete. »Mein Gott! ›Die Elfen tanzten Reigen‹ – zweifellos ein verlorengegangenes Werk von Sir James Barrie. Die literarische Sensation des Jahres! ›Es wiegte im leichten Wind dazu sich der schlotschwarze Elefant.‹ Das hat weder Hand noch Fuß. Hm! Es hat schon etwas Verrücktes an sich, was nach Potty riechen könnte, aber bisher kommt nichts von Erhängen darin vor, also ist es wohl doch nicht von ihm – er hätte König Charles' Kopf bestimmt nicht so lange aus dem Spiel lassen können. Ausländisches Papier – Moment mal, das Papier kommt mir doch irgendwie bekannt vor! Mein Gott, ja! Der Brief von Suzanne Legros! Wenn dieser Zettel nicht der Zwillingsbruder von dem Brief ist, will ich Holländer sein. Mal überlegen. Angenommen, diesen Zettel hat Jean Legros an Cranton geschickt, oder an Will Thoday oder wen auch sonst? Das sollte Blundell sich mal ansehen. Bunter, fahren Sie den Wagen vor. Was halten Sie übrigens davon?«
    »Davon, Mylord? Ich würde sagen, es ist von einer Person verfaßt, die über nicht unerhebliche literarische Qualitäten verfügt, die Werke Sheridan LeFanus kennt und, wenn mir der Ausdruck gestattet ist, Mylord, nicht alle Tassen im Schrank hat.«
    »Finden Sie? Kommt Ihnen das nicht vor wie eine chiffrierte Botschaft, oder etwas in dieser Art?«
    »Auf diesen Gedanken bin ich nicht gekommen, Mylord. Der Stil ist gewiß verkrampft, aber verkrampft auf eine, nun, ich würde sage konsequente Weise, die mehr auf – äh – literarische als auf mechanische Bemühungen schließen läßt.«
    »Richtig, Bunter, richtig. Etwas so Einfaches, Primitives wie jedes dritte Wort und so weiter ist es nicht. Es ist auch nicht mit einem Raster zu lesen, denn mit der eventuellen Ausnahme des Wortes ›schlotschwarz‹ ist nichts darin, was irgendwie aus der Art schlägt. Das mit dem Mond ist ja ganz nett. Ein bißchen gezwungen, aber bildhaft. Wabernde Stille – etwas seltsam, aber man kann sich's vorstellen. ›Der Odem der verlorenen

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