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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Peter? In meiner Predigt ging es ums Prinzip. Das nächste war: ›Gebt dem Kaiser …‹ Ob nun allerdings der Zehnt als Gottes oder des Kaisers anzusehen ist … Und manchmal, das muß ich zugeben, finde ich es ein wenig unglücklich, daß die Kirche so auf des Kaisers Seite zu stehen scheint und daß eine Entstaatlichung und Säkularisierung –«
    »Ein cäsarischer Akt sozusagen, meinen Sie?« half Wimsey nach.
    »– Ah – o ja! Sehr gut«, sagte der Pfarrer. »Meine Liebe, das ist sehr gut, findest du nicht? Ich muß das einmal dem Bischof vortragen – oder nein, vielleicht nicht. Er ist da ein bißchen engstirnig und verbohrt. Aber es ist wahr – wenn man doch nur diese beiden Dinge trennen könnte, das Vergängliche und das Geistige – aber die Frage, die ich mir immer stelle, lautet, was wird aus den Kirchen – den Gebäuden – unserer eigenen schönen Kirche hier – was würde in einem solchen Falle aus ihr werden?«
    »Mein Lieber«, sagte Mrs. Venables, »Lord Peter hat dich nach deiner Predigt über Dankbarkeit gefragt. Hast du darüber nicht am Sonntag nach Weihnachten gepredigt? Dankbarkeit für die Weihnachtsbotschaft? Du erinnerst dich doch sicher. Der Text war der Epistel für diesen Tag entnommen: ›Also ist nun hie kein Knecht mehr, sondern eitel Kinder.‹ Es ging darum, wie glücklich wir sein müßten, Gottes Kinder zu sein, und daß wir uns angewöhnen sollten, ›Danke, Vater‹ zu sagen für alle angenehmen Dinge im Leben, und so gutartig zu sein, wie wir uns unsere eigenen Kinder wünschen. Ich weiß das noch so genau, weil Jackie und Fred Holliday in der Kirche Streit bekommen haben wegen der Gebetbücher, die wir ihnen gegeben haben, so daß ich sie rausschicken mußte.«
    »Ganz richtig, meine Liebe. Du weißt doch immer alles. So war es, Lord Peter. Am Sonntag nach Weihnachten. Jetzt erinnere ich mich ganz deutlich. Die alte Mrs. Giddings hat mich hinterher noch am Kirchenportal angehalten, um sich zu beklagen, daß in ihrem Weihnachts-Plumpudding nicht genug Rosinen waren.«
    »Mrs. Giddings ist ein undankbarer alter Besen«, konstatierte seine Frau.
    »Dann war ja am Tag darauf der 30. Dezember«, sagte Wimsey. »Danke, Herr Pfarrer, das war sehr hilfreich. Können Sie sich zufällig erinnern, ob Will Thoday am Montag abend aus irgendeinem Grunde zu Ihnen gekommen ist?«
    Der Pfarrer sah hilfslos zu seiner Frau, die prompt antwortete:
    »Aber natürlich, Theodore. Er hat dich etwas wegen des Neujahrslautens fragen wollen. Weißt du nicht mehr, wie du gesagt hast, wie komisch und krank er aussah? Na klar, da muß er diese Grippe schon in sich gehabt haben, der Arme. Er ist spät gekommen – gegen neun Uhr –, und du hast noch gesagt, du kannst nicht verstehen, warum er nicht bis morgens gewartet hat.«
    »Richtig, richtig«, sagte der Pfarrer. »Jawohl, Thoday ist am Montag abend zu mir gekommen. Sie wollen doch hoffentlich nicht – halt! Ich darf keine neugierigen Fragen stellen, nicht wahr?«
    »Vor allem nicht, wenn ich keine Antwort darauf weiß«, meinte Wimsey, indem er lächelnd den Kopf schüttelte. »Nun zu Potty Peake. Wie schwachsinnig ist er eigentlich? Kann man sich ein wenig auf das verlassen, was er erzählt?«
    »Nun ja«, sagte Mrs. Venables, »manchmal kann man, manchmal nicht. Er bringt Dinge durcheinander, wissen Sie? Ehrlich ist er, soweit er etwas versteht, aber er phantasiert eben auch viel und erzählt das dann so, als ob es wahr wäre. Wenn er irgend etwas von Stricken oder Aufhängen sagt, können Sie ihm gar nichts glauben – das ist seine kleine Besonderheit. Ansonsten – wenn es zum Beispiel um Schweine geht, oder um die Orgel in der Kirche – kann man sich ganz und gar auf ihn verlassen.«
    »Aha«, sagte Wimsey. »Nun, er hat ziemlich viel von Strikken und Erhängen gesprochen.«
    »Dann glauben Sie besser kein Wort«, antwortete Mrs. Venables entschieden. »Meine Güte, da kommt ja der Polizeidirektor angefahren! Wahrscheinlich will er zu Ihnen.«
    Wimsey fing Mr. Blundell im Garten ab und steuerte ihn vom Haus weg.
    »Ich habe mit Thoday gesprochen«, sagte der Polizeidirektor. »Natürlich streitet er alles rundweg ab. Er sagt, Potty hat das nur geträumt.«
    »Aber wie ist das mit dem Seil?«
    »Eben! Aber Potty hatte sich ja hinter der Friedhofsmauer versteckt gehalten, als Sie und ich das Seil im Brunnen fanden, und wieviel er mitgehört hat, weiß ich nicht. Jedenfalls leugnet Thoday, und solange ich ihm nicht direkt den Mord zur

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