Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
hat sie dort gehabt – irgendwo – ich weiß nicht, wo – aber er hat sie gehabt. Und da wollte ich sie eben finden, klar? Ich wollte sie holen und zu Ihnen kommen und sie Ihnen zeigen, damit Sie zurücknehmen müssen, daß Sie gesagt haben, ich hätte sie. Ganz schön dumme Gesichter hätten Sie gemacht, wenn Sie praktisch hätten zugeben müssen, daß ich die Wahrheit gesagt hatte.«
»Ach, wirklich?« meinte Parker. »So war das gedacht? Sie wollten die Steine finden und sie als braver kleiner Junge zur Polizei bringen?«
»So ist es.«
»Sie hatten nicht etwa vor, etwas anderes damit anzustellen?«
»Um Gottes willen, nein«, antwortete Mr. Cranton.
»Sie sind auch im September nicht zu uns gekommen, um zu fragen, ob wir Ihnen nicht suchen helfen wollen?«
»Das nicht«, gab Mr. Cranton zu. »Ich wollte mir keine Horde dummer Polypen ans Bein hängen. Es war ja mein Spielchen, verstehen Sie? Alles meiner eigenen Hände Werk, wie die Pflastermaler sagen.«
»Entzückend«, sagte Parker. »Und woher glaubten Sie zu wissen, wo Sie suchen mußten?«
»Nun«, begann Cranton vorsichtig, »etwas, was Deacon zu mir gesagt hatte, hat mich auf die Idee gebracht. Aber das war auch gelogen. So einen Lügner wie diesen Kerl hab ich noch nie gesehen. Was der sich zusammengelogen hat, damit hätten Sie ganze Balkendecken zu Spiralen biegen können. Geschieht mir recht, was lasse ich mich auch mit Sklavenseelen ein. Nichts als Bosheit und Heimtücke findet man bei dieser Sorte. Ehrgefühl ist für die ein Fremdwort.«
»Anzunehmen«, sagte der Chefinspektor. »Und wer ist Paul Taylor?«
»Da haben Sie's!« rief Mr. Cranton triumphierend. »Deacon hat zu mir gesagt –«
»Wann?«
»Im – na ja – im Kittchen, wenn Sie gestatten, daß ich so einen ordinären Ort hier erwähne. ›Willst du wissen, wo die Klunker sind?‹ hat er gesagt. ›Frag mal Paul Taylor oder Batty Thomas‹, und dabei hat er übers ganze Gesicht gefeixt. ›Wer sind die?‹ frag ich. ›Die findest du in Fenchurch St. Paul‹, sagt er und grinst noch breiter. ›Aber so schnell wirst du sicher nicht mehr nach Fenchurch kommen‹, hat er gemeint. Und da hab ich ihm eine gescheuert – entschuldigen Sie den Ausdruck –, aber dann ist der blöde Wärter dazwischengegangen.«
»Wirklich?« fragte Parker ungläubig.
»Hand aufs Herz, und ich will tot umfallen«, sagte Mr. Cranton. »Aber wie ich nach Fenchurch gekommen bin, sehen Sie, da hab ich erfahren müssen, daß es diese Leute gar nicht gibt – nur irgend so'n Quatsch mit Glocken oder so. Da hab ich mir dann die Sache aus dem Kopf geschlagen.«
»Und sind am Samstag abend still und heimlich verduftet. Warum?«
»Also, um ehrlich zu sein«, erwiderte Mr. Cranton, »da war so eine Person in diesem Ort, die mir nicht recht gefallen wollte. Ich hatte so eine Ahnung, daß mein Gesicht bei ihr gewisse Erinnerungen wecken könnte, trotz der neuen Dekoration. Und da ich nicht unbedingt Streit suchte – so was tut ein Gentleman nicht –, hab ich mich diskret zurückgezogen.«
»Und wer war diese lästige Person?«
»Nun, diese Frau – Deacons Frau. Wir hatten ja sozusagen Schulter an Schulter gestanden, unter unerfreulichen Umständen, und da hatte ich nicht den Wunsch, die Bekanntschaft zu erneuern. Hätte nie damit gerechnet, sie in dem Dorf anzutreffen, und ich finde das, ehrlich gesagt, auch etwas geschmacklos von ihr.«
»Sie ist wiedergekommen, nachdem sie einen Mann namens Thoday geheiratet hatte«, sagte Wimsey.
»Wieder geheiratet hat sie?« Cranton kniff die Augen zusammen. »Aha, verstehe. Das hab ich nicht gewußt. Also, du kriegst die Motten!«
»Warum so überrascht?«
»Warum? – Na ja – da war wohl einer nicht besonders wählerisch, sonst nichts.«
»Hören Sie mal«, sagte Parker, »Sie können ja jetzt ohne weiteres die Wahrheit sagen. Hat diese Frau irgend etwas mit dem Diebstahl der Smaragde zu tun gehabt?«
»Woher soll ich das wissen? Aber wenn ich ehrlich sein soll, ich glaub's nicht. Meiner Meinung nach war sie einfach dumm. Deacons Werkzeug. Ich bin überzeugt, der Bursche hat sie dazu angestellt, die Sache auszubaldowern, aber ich glaube nicht, daß sie gescheit genug war, um zu kapieren, was sie tat. Ganz ehrlich, ich glaub's nicht, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß dieser Deacon sich verraten hätte. Aber was weiß ich?«
»Sie glauben nicht, daß sie weiß, wo der Schmuck ist?«
Cranton dachte kurz nach. Dann lachte er.
»Ich könnte fast
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