Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
wie steht es mit Jim Thoday? Welche Rolle spielt er jetzt in dem Stück?«
»Weiß ich nicht. Aber von einem bin ich überzeugt, Chef. Der die Knoten in Gaudes Seil gemacht hat, das war kein Seemann. Darauf leiste ich jeden Eid.«
»Ach ja!« seufzte der Polizeidirektor.
Wimsey ging zum Haus zurück und fand den Pfarrer in seinem Studierzimmer emsig damit beschäftigt, einen Satz Treble Bob Major niederzuschreiben.
»Einen Moment noch, mein lieber Junge«, sagte er, indem er seinem Gast die Tabakdose zuschob, »einen Moment noch, ich muß nur eben diesen kleinen Satz beenden, um Wally Pratt zu zeigen, wie das geht. Er hat nämlich wieder mal ›geschmissen‹, wie der alte Hezekiah es nennt. Also, was hat denn der dumme Kerl hier angestellt? Die neunte Führung müßte den QueensWechsel bringen – mal sehen, mal sehen – 51732486, 15734286 – das sind ganz richtig die ersten Dreier und Vierer – 13547826 – ah, da steckt der Haken! Die Acht hätte hier heimgerufen werden müssen. Was ist denn da passiert? – Ach, natürlich! Was bin ich doch für ein strohköpfiger Tölpel! Er hat den Scherschritt vergessen. Sie kann ja erst danach heimgerufen werden.« Er zog mit roter Tinte einen Strich über das Blatt und begann wie besessen Zahlen zu kritzeln. »So! 51372468, 15374286 – und jetzt kommt sie heim wie ein Vögelchen! – 13572468. So ist es besser. Jetzt müßten sie bei der zweiten Wiederholung in die Runde kommen. Mal nachprüfen. Zwei nach fünf, drei nach zwei – ja, ja – das ergibt 15263748, mit Tittums am Ende des zweiten Durchgangs, und einmal wiederholt, dann kommen sie in die Runde. Ich schreibe nur noch schnell die Führungsenden hin, damit er es daran nachprüfen kann. Zwei auf drei, drei auf fünf, vier auf zwei, fünf auf sieben, sechs auf vier, sieben auf acht, acht auf sechs zur einfachen Führung. Dann der Scherschritt. Einfach, Scherschritt, Scherschritt, dreimal einfach und ein Scherschritt. Es ist mir unbegreiflich, wie die rote Tinte es schafft, sich immer so auf einem breitzumachen. Da! Jetzt hab ich einen dicken Klecks am Ärmel! Ruf sie in die Mitte, ein und aus und heim. Zweimal wiederholen. Ein hübscher kleiner Satz.« Er schob ein paar zahlenbedeckte Blätter beiseite und übertrug großzügig rote Tinte von den Fingern auf die Hosenbeine. »So, und nun, wie kommen Sie weiter? Was gibt es? Kann ich Ihnen helfen?«
»Ja, Herr Pfarrer. Sie können mir sagen, an welchem Sonntag in diesem Winter Sie über Dankbarkeit gepredigt haben.«
»Dankbarkeit? Nun ja, das ist so etwas wie ein Lieblingsthema von mir. Sehen Sie, ich finde, die Leute neigen viel zu sehr zum Murren – das finde ich wirklich –, und dabei könnte es ihnen allen eigentlich sehr viel schlechter gehen. Sogar den Bauern. Wie ich ihnen beim letzten Erntefest erst gesagt habe ach ja, Sie haben mich doch nach meiner Predigt über Dankbarkeit gefragt! üben, darüber predige ich immer beim Erntefest – so lange ist es nicht her? … Dann muß ich mal nachdenken. Mein Gedächtnis wird leider so unzuverlässig …« Er stützte zur Tür. »Agnes, Liebe! Agnes! Hast du einen Augenblick Zeit für uns? … Meine Frau erinnert sich ganz bestimmt … Liebe, es tut mir so leid, wenn ich dich störe, aber kannst du dich noch erinnern, wann ich zuletzt über Dankbarkeit gepredigt habe? Ich habe das Thema angeschnitten in meiner Predigt über den Zehnt, das weiß ich noch könntest du mal nachdenken? Nicht daß wir mit dem Zehnt hier im Dorf ir gendwelche Schwierigkeiten hätten. Unsere Bauern sind sehr vernünftig. Ein Mann aus St. Peter ist mal gekommen, um mit mir darüber zu sprechen, aber ich habe ihn darauf hingewiesen, daß die Anpassung von 1918 zugunsten der Bauern erfolgt ist, und wenn sie Grund zu haben glaubten, sich über das Gesetz von 1925 beklagen zu müssen, sollten sie sich für eine neue Anpassung einsetzen. Aber Gesetz ist Gesetz, hab ich gesagt. O ja, in der Frage des Zehnten bin ich hart, das muß ich sagen. Hart!«
»Ja, Theodore«, sagte Mrs. Venables mit leicht säuerlichem Lächeln, »aber wenn du den Leuten nicht so oft das Geld vorstrecktest, damit sie den Zehnt bezahlen können, wären sie vielleicht nicht so vernünftig.«
»Das ist was anderes«, sagte der Pfarrer eilig, »etwas völlig anderes, Es ist eine Frage des Prinzips, und ein kleiner persönlicher Kredit hat damit nichts zu tun. Auch die besten Frauen begreifen nicht immer die Bedeutung eines rechtlichen Prinzips, nicht wahr, Lord
Weitere Kostenlose Bücher