Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
hob den Kopf und blickte sie beunruhigt an. Nachsichtig lächelnd streichelte sie den Hund. „Es ist nichts, meine Gute. Ich habe mich nur gestochen.“ Sie betrachtete traurig das Loch im Umhang, das sie gerade stopfte.
„Weil du nicht hinschaust, was du tust!“, fuhr ihre Mutter auf. Sie stemmte sich vom Schreibtischstuhl hoch und nahm ihrer Tochter den schwarzen Stoff aus der Hand. Dann flickte sie das Loch und setzte sich nicht einmal dafür hin. „Ein Saustall ist das hier, meine Güte!“ Zwischen zwei Stichen schimpfte sie. Sasha kniete neben dem Hund und spielte mit ihm. Sie war die elenden Reden Leid. „Ich habe die ganzen Tage gebraucht, um hier mal richtig Ordnung zu machen. Dieser Elijah ist am schlimmsten! Als ich das erste Mal in seinem Zimmer war, dachte ich, ich falle gleich wieder raus. Bei ihm habe ich hinter dem Schrank sogar altes Geschirr gefunden!“
Sasha stöhnte auf. „Du willst doch nicht etwa behaupten, dass du für uns sauber gemacht hast?“, fragte sie, obwohl sie wusste, wie die Antwort aussah. Ihre Mutter war einfach zu übereifrig.
„Natürlich!“ Die Entrüstung hinter dem Wort war tiefer als jeder Grund des Meeres. „Du hast doch nicht etwa geglaubt, dass ich hier für die Dauer meines Aufenthaltes in einem Pfuhl lebe?“
Lilly kläffte auf, als Sasha ihre Hand entzog, mit der sie den Husky gestreichelt hatte. Besorgt stellte sie das Tier wieder ruhig. Die anderen schliefen sicher noch. Sanft kraulte sie seine Ohren. „Mutter, was du sagst, ist verletzend. Niemand hat dich gezwungen, hier zu sein. Im Gegenteil. Ich würde es verstehen, wenn die anderen dich wieder herauswerfen würden. Du bringst unsere Wohnung ganz schön durcheinander.“
„Was bringe ich?“ Mit einem Schlag war Frau Prenski auf der Palme. Sie genoss anscheinend die Luft dort, denn man traf sie oft so weit oben an. „Ich bringe euch nicht durcheinander, ich ordne euch!“ Wild fuchtelte sie mit dem Umhang zwischen ihren Fingern. „Sieh doch nur, was ihr den ganzen Tag macht! Ich flicke eure Kostüme, weil ihr heute Abend feiern gehen wollt! Ständig seid ihr bei Freunden oder unterwegs. Ihr seid doch kaum zuhause. Und wenn, dann veranstaltet ihr Chaos!“
„Hör auf damit.“ Sasha stand auf und kramte nach ihrem Musikspieler. „Du redest so, weil du in Rage bist. Doch gibt es keinen Grund dafür. Uns geht es gut. Und wenn wir gerne unterwegs sind, dann sollte dich das nicht stören.“
„Aber es stört mich nun einmal.“ Ihre Mutter riss den Faden ab und legte den Umhang zusammen. Sie hatte keine Ahnung, wozu die Studenten die dunklen Kutten heute Abend brauchten. Es war auch besser so. „Ich will doch nur, dass du ein ordentliches Leben führst. Und deshalb unterstütze ich dich dabei.“
„Aber ich will es nicht.“, erwiderte Sasha in aller Deutlichkeit. „Opa ist tot. Und nun hast du Angst, ich würde auch gehen. Aber das ist nicht so. Du übertreibst mit deiner Fürsorge. Pass auf, dass du uns nicht erdrückst. Komm, Lilly.“ Sie öffnete die Tür und führte den Hund in den Flur, ohne das erschrockene Gesicht ihrer Mutter noch einmal anzusehen. Es stimmte. Ihre Mutter klammerte sich mit aller Kraft an das, was ihr noch geblieben war. Ihre Tochter.
Im Flur schob sich Sasha die Ohrstöpsel in die Ohren. Gerade kramte sie nach der Hundeleine, als neben ihr ein Schlüssel in das Haustürschloss geschoben wurde. Dann kam Mark heim.
Sofort wurde es Sasha warm ums Herz. Er sah auf und begegnete ihrem Blick.
„Hallo.“, begrüßte er sie müde. „Solltet ihr euch nicht hinlegen?“ Sein Blick war ebenfalls erschöpft.
„Ich dachte, ich gehe noch einmal mit Lilly hinaus. Ist irgendetwas passiert?“ Sie spürte immer, wenn Mark etwas passiert war. Er wirkte dann distanziert und entrückt. Wie auch diesmal.
Er nickte und streifte seine Sachen ab. Dann stieg er über die schwanzwedelnde Lilly hinweg, um sich in der Küche etwas zum Trinken zu holen. Er trank in großen Schlucken, dann erzählte er von dem Versuch, ihm einen Peilsender anzustecken. Sasha hörte staunend zu.
„Das haben sie letztes Jahr schon versucht.“ meinte sie ruhig. „Warum sollten sie das nocheinmal tun?“
„Ich habe absolut keine Ahnung.“ gab Mark zurück und streichelte endlich Lilly, die nicht aufgegeben hatte. „Der Kerl wirkte eigentlich gar nicht, als wäre er von den Windlern. Geschweige denn von den Beißern. Ein schmächtiger Bursche mit gar keinen Muskeln. Sogar ich habe ihn überrumpeln
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