Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
und Tricks der Windler herauszufinden und zu deuten. Damit sie die anderen rechtzeitig warnen konnte.
Rasch machte sie sich auf den Heimweg. Im Treppenhaus begegnete sie überraschenderweise Collin, der gerade seinen Finger nach der Türklingel ausgestreckt hatte. Er wandte sich um und begrüßte überschwänglich Lilly.
„Was machst du denn hier?“, fragte Sasha, nachdem sie den Jungen in die Arme genommen hatte. Schon seit ihrer ersten Begegnung hatte sie Collin gemocht. Er hatte etwas warmes, herzliches an sich.
„Ich werde mitkommen.“ Dies war keine Frage. Es war eine Feststellung. Sasha bezweifelte, dass Mark von diesem Vorhaben wusste. Sie fasste an Collin vorbei, um die Tür aufzuschließen.
Tatsächlich schien die Wohngemeinschaft, die noch vor einer Stunde vor sich hin gedöst hatte, nun recht hellwach. Alle liefen durcheinander, zogen sich an oder bereiteten sich anderweitig auf den heutigen Abend vor. Mark fanden sie in der Küche, natürlich. Er trank Kaffee. Und seine Stirn umwölkte sich, als er Collin sah. Dieser öffnete die Lippen und holte Luft. „Nein.“, kam ihm der Student zuvor und setzte die Tasse ab. „Du kommst nicht mit.“ Damit war es für ihn beschlossene Sache. Er schlüpfte in den Pullover, der über der Lehne lag.
„Guten Abend Collin.“ Elijah war schon wieder gut gelaunt. Er kam an ihnen vorbei und suchte nach Keksen. „Kann gleich losgehen, Mark. Ich brauche nur noch etwas Süßes.“ Er trug schon seine schwarzen Sachen.
Sasha rannte in ihr Zimmer, um ihren Rock und das Shirt zu holen. Ihre Mutter lag auf dem Bett und schlief. Sie hatte wohl das Zimmer nicht verlassen, um Sasha zur Rede zu stellen. Einen Augenblick verharrte die Tochter und betrachtete das schlafende Gesicht. Sie machte sich Sorgen um ihre Mutter. Und vielleicht war es auch nicht gut, was sie vorhin gesagt hatte. Zärtlich strich sie ihr die Haare aus dem Gesicht und deckte sie zu. „Es tut mir leid.“, entschuldigte sie sich bei ihr, obwohl sie doch nicht zuhörte. „Manchmal sage ich Sachen, die ich nicht ernst meine. Und dann wiederum spiegeln sie das wider, was ich im Innersten denke.“ Sie stockte. „Um Himmels willen, zum Glück hörst du mir nicht zu. Das würde sonst peinlich sein. Gute Nacht.“
Ganz leise sammelte sie ihre Sachen ein und brachte Lilly in ihr Körbchen. Schließlich schloss sie die Tür.
Kaum hatte sie sich dem Flur zugewandt, fand sie sich inmitten eines Streits wieder. Die Worte flogen nur so hin und her, dass man denken könnte, man sei zwischen die Fronten zweier verfeindeter Bogenschützenvölker geraten.
„Weil du noch viel zu jung bist!“, ereiferte sich gerade Mark und Sasha hatte das untrügerische Gefühl, dass sie genau wusste, worum es ging. Sie verschwand im Bad und zog sich ihre Sachen an.
Die letzte Versammlung hatte ihnen gezeigt, dass es besser war, die Beißer so lange wie möglich an der Nase herumzuführen. Sie sollten erst im allerletzten Moment erfahren, dass Feinde unter ihnen waren. Deshalb hatten die Studenten beschlossen, sich genauso schwarz anzuziehen und sogar diese geschmacklosen Umhänge über zu ziehen, mit denen die Beißer umher liefen. Nicht nur die Nachtjäger, sondern auch die Windler.
„Aber du sagst doch, ich soll Erfahrungen sammeln.“ Collin schien zum ersten Mal seit sie ihn kannten, so richtig zornig zu sein. „Wie soll das gehen, wenn du mich immer wie ein rohes Ei behandelst?“
Es klopfte an der Tür und Sasha zog sie auf. Margarete schob sich hinein. Sie hatte sich ebenfalls frisch umgezogen. Das eng anliegende Kleid betonte ihre schmale Figur. Sasha hatte sie eigentlich nie darum beneidet, aber in diesem Kleid sah sie einfach umwerfend aus. Das Wasser hatte sogar schon den Umhang umgelegt. Er reichte ihr bis zu den Knöcheln und ließ sie wie eine Hexe aussehen. Dazu trug sie schwarze Stöckelschuhe.
„Darin kann man aber schlecht kämpfen.“ Sasha deutete auf die hohen Absätze.
„Geschweige denn flüchten.“
Mar trat an das Regal und holte ihre Schminksachen hervor. Sasha schloss sich ihr an. Die Frauen der Nachtjäger malten sich gerne schwarze Zeichen und Schnörkel ins Gesicht. Sie wollten in jeglicher Hinsicht aussehen, als gehörten sie dazu. Auch wenn Zechi diese Art der Verschönerung nicht gerade anziehend fand.
„Aber ich finde, die Windler kreuzen dort nicht in Turnschuhen auf.“, war Mars Erklärung.
„Ich diskutiere nicht mit dir!“, bellte Mark. Er klang ehrlich wütend. „Wenn ich
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