Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
dass mit Elijah nicht gut Kirschen essen war. Wie würde dieser Student erst reagieren, wenn er erfuhr, dass Collin ihn und seine Freunde heute Morgen belauscht hatte? Der Junge wusste ja nicht, worum es gegangen war, doch er hatte das Gefühl, dass es nicht für jedermanns Augen und Ohren bestimmt war.
Elijah führte erst einmal eine Aufwärmübung durch. Während sie im Kreis liefen, immer hinter dem Studenten her, ließ sich Collin zurückfallen, damit Elijah ihn nicht zu Gesicht bekam. Vielleicht überlebte er die Stunde, wenn sein neuer Sportlehrer ihn nicht bemerkte?
Während er lief, dachte er über das nach, was er gehört hatte. Es war um irgendeine Vereinbarung gegangen. Und sie war mit jemanden getroffen worden, den sie ,Beißer‘ genannt hatten. Wer war damit gemeint? Und vor allem, welche Vereinbarung? Ging es vielleicht um irgendein Computerspiel? Allerdings musste er zugeben, dass es sich nicht gerade danach angehört hatte. Es klang, als meinten sie jedes Wort ernst.
„Und ... halt!“, klang Elijahs Stimme durch die Halle. „Kommt alle her zu mir!“ Er winkte und sie versammelten sich um ihn und den Barren, der wie ein Mahnmal zwischen ihnen stand. Collin ordnete sich etwas weiter hinten ein.
„Wie ihr sehen könnt, werden wir heute einige Übungen am Barren machen.“, erklärte Elijah, ebenfalls leicht außer Atem. Collin fand es nett von ihm, dass er die Runden mitgelaufen war. Lehrer taten so etwas normalerweise nicht.
„Ich zeige euch heute eine Übung, die eure Arme und auch eure Beine in Anspruch nehmen wird.“, erklärte Elijah weiter. Er reichte Björn seine Pfeife und trat dann zwischen die Streben und legte je eine Hand auf die Balken. „Seht gut hin, ich will das dann auch bei euch sehen.“ Mit diesen Worten hob er vom Boden ab und hielt sich allein mit den Armen aufrecht. Seine Arme waren gut durchgestreckt und Collin konnte, wenn er an Toms Arm vorbeilinste, die Muskeln sehen, die aus den Armen des Studenten traten. Er sah aus, als würde er Hanteln stemmen.
Nun begann er, langsam nach vorn und zurück zu schwenken. Dabei waren seine Beine gerade, ebenso durchgestreckt wie die Arme. „Denkt daran, dass ihr alles angespannt haben müsst.“, erklärte er, dann riss er ein Bein herum und griff gleichzeitig mit der linken Hand an die andere Strebe. Als er aufblickte, sah er Collin direkt in die Augen. Und dieser fühlte sich, als hätte ihn soeben ein Pfeil durchbohrt. Er zuckte sogar kaum merklich zusammen.
Elijahs Mund umspielte ein Lächeln. Hatte er Collin etwa erkannt? Dem Jungen war es, als würde ihn pures Eis durchströmen, so kalt war ihm. Doch der Student ließ sich nichts anmerken. Er legte ein Bein über die Strebe und ließ sich zurückfallen, wobei ein leises Keuchen durch die Menge neben ihm ging. Mit den Händen griff er an die andere Strebe und zog sich wieder hoch. Dann schwang er sein Bein wieder herunter und vollführte einen formvollendeten Abgang. Lächelnd, aber auch ein wenig schneller atmend, blickte er sie an.
„Es ist leichter, als es aussieht.“, sagte er angesichts der erschrockenen Blicke, die ihn ängstlich betrachteten. „Habt keine Angst, ich werde euch halten. Am besten, wir machen das nacheinander und die, die nicht dran sind, nehmen sich einen Ball und spielen dort hinten Basketball, meinetwegen auch Fußball. Ich will lediglich niemanden sehen, der faul herumsitzt. So, wer möchte denn anfangen?“
Collin riss die Augen auf und machte sich ganz klein. Wenn niemand hinsah, dann war das für Elijah der beste Augenblick, ihn durch die Mangel zu nehmen. Es würde für ihn keinen schlimmeren Moment geben, als jetzt mit dem Studenten allein zu sein...
Doch das Schicksal meinte es anders mit ihm. Elijah blinzelte durch die Menge und streckte dann seine Hand aus. Sein langer Finger deutete genau auf Collin.
„Was ist mit dir?“, fragte er freundlich. „Magst du nicht anfangen?“
Collin rang sich ein Lächeln ab und stolperte auf ihn zu. Elijah klopfte ihm freundlich auf den Rücken während die Traube um sie herum sich auflöste und in der Halle verteilte. „Keine Angst.“, meinte er. „Ich bin kräftig genug. Ich lasse dich nicht fallen. Wie heißt du, mein Junge?“
„Collin.“, murmelte er so leise, dass Elijah das unmöglich hören konnte. Leider hatte der anscheinend Ohren wie ein Luchs. Denn er lächelte freundlich. „Collin!“, rief er aus. „Ein schöner Name. Sag mal, hast du noch irgendwelche Schäden von heute
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