Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
standen dort auf flauschigem Teppich. Sekretärinnen gaben dort Kaffee an die ganz wichtigen Menschen aus. Unter ihnen befand sich Elijah, der sich eine Zeitung von einem der Glastische genommen hatte und so tat, als würde er lesen.
Collin lief an ihm vorbei auf eine der Empfangsdamen zu. Sein Herz schlug bis zum Hals, obwohl es noch gar nicht richtig begonnen hatte. Wieso nur war er immer so aufgeregt bei solchen Sachen?
„Guten Tag.“ Er atmete leise und tief ein, um wenigstens vor dem Lügen noch einmal Luft zu haben.
Die Dame hob den Kopf. Auf ihrer Nase saß eine dicke Brille, umrahmt von den Locken einer Dauerwelle. Sie sah den Jungen pikiert an. „Ja?“, fragte sie. Ihre Stimme war unangenehm hoch.
„Collin Menkel ist mein Name.“, begann er stotternd. Doch dann ging das Lügen flüssiger. „Ich komme aus meiner Schule, um einen Artikel für unsere Schülerzeitung zu verfassen. Ich möchte zu Johannes Fontik.“ Er hatte sich den Namen einprägen müssen. Sein Namensgedächtnis war katastrophal.
Die Dame wechselte sofort ihren Gesichtsausdruck. Sie warf dem Jungen noch einen forschen Blick zu. „Haben Sie denn einen Termin?“, wollte sie wissen.
„Nein.“, erwiderte er, schon etwas unsicherer. „Muss das denn sein?“
Die Empfangsdame warf ihm einen irritierten Blick zu. „Ich will Sie anmelden.“, meinte sie. „Vielleicht empfängt er Sie.“ Damit drückte sie auf einen Knopf auf ihrem Telefon und hielt sich den Hörer ans Ohr. „Herr Fontik?“, sprach sie nach einigen Sekunden stummen Wartens. „Hier steht ein Schüler, ein gewisser Collin Menkel. Er sagt, er will Sie sprechen wegen eines Artikels in seiner Schülerzeitung.“ Sie verstummte, dann nickte sie und legte auf. „Warten Sie bitte einen Moment.“, meinte sie und deutete zu den roten Sofas. „Herr Fontik wird in kürze herunterkommen.“
Collin nickte und lief zu den Sofas hinüber. Er war sich allerdings nicht sicher, ob es gut war, dass er Johannes’ Büro niemals zu Gesicht bekommen würde. Eigentlich war geplant, ihm dort zu begegnen. Während die Studenten mit ihm sprachen, sollte sich Collin in seinem Arbeitszimmer umsehen. Das konnten sie nun vergessen.
Er setzte sich ein Stück weit von El entfernt auf ein Sofa und sah sich nervös um. El hatte sich in der Zeitung vergraben. Nur wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass seine Pupillen sich nicht bewegten. Er las nicht. Er beobachtete das Geschehen um sich herum und wartete ab.
Es schien Collin eine Ewigkeit zu dauern bis sich endlich etwas veränderte. Aus dem Aufzug trat ein Mann in Pullover und Jeans heraus auf die Empfangsdame zu. Er sprach einen Moment mit ihr und sie deutete dann auf Collin. Als der Mann auf ihn zukam, wusste der Junge, dass dies Johannes Fontik sein musste.
Dabei wirkte er gar nicht wie ein skrupelloser Reporter, der andere grundlos schlecht machte. Er sah aus wie ein durchschnittlicher Mann um die dreißig. Nur die Augenringe zeugten davon, dass er irgendetwas hinterher jagte.
„Guten Tag.“, begrüßte er den Jungen mit fester Stimme. „Freut mich, dich kennen zu lernen. Womit kann ich dir denn helfen? Es kommt nicht oft vor, dass ich von kleinen Schülern Besuch bekomme.“
Der gute Eindruck, den man von Johannes’ Erscheinungsbild bekam, machten seine Worte sofort zunichte. Collin rümpfte leicht die Nase. Während er mit Johannes sprach sah er aus den Augenwinkeln, wie Elijah aus seiner Hosentasche ein Telefon kramte.
„Ich komme, weil ich in meiner Schülerzeitung einen Artikel über Ihre Arbeit verfassen will.“, log Collin. Und es fiel ihm genauso leicht, wie seine Eltern zu belügen. „Und deshalb wollte ich mich mit Ihnen unterhalten.“
Elijah hatte das Telefon aufgeklappt. „Liebling, ich habe das Gebäude gefunden.“, sagte er die vereinbarten Sätze in den Hörer. „Ich werde nicht mehr lange brauchen.“
„Das ist aber ungewöhnlich.“ Johannes schien skeptisch. Er musterte den Jungen von oben bis unten. „Woher kennst du denn meinen Namen? Ich bin ja noch nicht einmal ein berühmter Reporter.“
Collin spürte, dass er rote Flecken am Hals bekam. Ohne, dass er es wollte, begann er schon wieder zu quasseln. „Nein, wie können Sie das denn behaupten? Sie sind schon bei uns eine Berühmtheit. Immerhin in Hockenfeld. Und was nicht ist, kann ja noch werden.“, plapperte er. „Wir haben Ihren Artikel über den Helden von Hockenfeld gelesen und sind dadurch auf Sie aufmerksam geworden. Wie weit
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