Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
weiß, dass ich wertvoll in eurem Kampf bin. Und wenn du mich nicht so akzeptierst wie ich bin, gehe ich zu den Windlern!“
Collin blickte den Backstein vor sich an. Er stellte Mark dar, der etwa fünfzig Meter von hier in einer weiteren Seitengasse wartete. Der Junge sah den dreckigen Stein an. „Gut, das musste mal gesagt werden.“ Dann raufte er sich die Haare.
„Um Himmels willen, bin ich denn wahnsinnig? So etwas kann ich doch zu Mark nicht sagen! Der reißt mir den Kopf ab. Und danach tötet er mich!“
Er trat an die Ecke heran und beobachtete das große Gebäude, so wie es seine Aufgabe war. Collin wusste, dass er Mark helfen wollte, um ihm zu beweisen, dass er auch anders handeln konnte. Gestern war es ja nicht sehr gut gelaufen. Seine einzige Chance, weiterhin etwas Besonderes zu sein, bestand darin, weiter bei den Elementen sein zu dürfen. Und fast wäre es damit vorbei gewesen. Nur Els Einsatz hatte ihn davor bewahrt, von Mark verjagt zu werden. Deshalb war er auch so glücklich gewesen, dass sich noch einmal alles zum Guten gewandelt hatte. Doch so im Nachhinein betrachtet, war es doch ein ganz schön starkes Stück von Mark gewesen, ihn zu behandeln wie ein Hund. Erst prügelte er ihn und dann streichelte er ihn wieder. Er war doch ein selbst denkender Mensch! Collin beobachtete ein junges Mädchen, das zur Tür der Redaktion eilte und dann dahinter verschwand. Dennoch war er irgendwie froh, dass Mark seiner Hilfe bedarf. Und bei ihrem Plan konnte er wenigstens nicht das Leben verlieren. Eigentlich war es relativ einfach: Johannes finden, ihn herauslocken und dann entführen.
Nun schlug er sich eine Faust gegen die Stirn. „Ich werde kriminell. Ich komme hinter Gitter.“
Das Vibrieren in seiner Hosentasche schreckte ihn auf. Fast wäre er aus seiner Deckung gestolpert. Er fing sich jedoch rasch und zog sein Telefon aus der Tasche. Marks Name blitzte auf dem Display. Collin ging ran.
„Alles klar bei dir?“, meldete sich Marks Stimme.
„Ja, alles ist gut.“, erwiderte Collin und versuchte, die Worte, die er eben geübt hatte, wieder in sein Gedächtnis zu rufen. Fast lagen sie auf seiner Zunge, als Mark unverschämterweise fortfuhr.
„El ist auf dem Weg. Warte ein paar Minuten und folge ihm dann. Kennst du den Plan noch?“
„Ja.“, gab er ein wenig ungehalten zurück. „Ich bin doch nicht dumm.“
Einen Augenblick herrschte Stille. Collin fragte sich, ob Mark wegen der Gegenwehr erschrocken war. „Nein.“, kam es schließlich heraus. „Hör zu, sollte etwas schief gehen, nimm die Beine in die Hand. Egal, was dieser Johannes dann von dir denken mag. Es ist wichtiger, wenn du heil davonkommst.“
„Was soll denn bitte schief gehen?“, erwiderte Collin erstaunt. Er beobachtete aus schmalen Augen, wie Elijah auf der anderen Seite der Straße auftauchte. Ohne einen Blick in Collins Richtung marschierte er zu der gläsernen Tür der Zeitungsredaktion und verschwand in dem imposanten Bau.
„El ist eben rein gegangen. Ich lege jetzt auf.“, sagte er deshalb.
„Gut.“, kam es zurück. „Viel Glück.“
Collin zögerte noch einen Moment. Dann nahm er seinen Mut zusammen.
„Mark, eins noch. Du bist launisch und gemein. Das finde ich nicht gut. Ich helfe dir, aber sei bitte in Zukunft netter zu mir.“
Es gab keine Reaktion. Nur das Tuten des Telefons dröhnte noch in seinen Ohren. Mark hatte also schon aufgelegt. Collin klappte das Telefon zusammen und fluchte innerlich. Wenn er sich anstrengte, gab es immer wieder irgendetwas, das ihm den Tag verdarb. Und wenn es nur die Zeit war.
Der Junge wartete einige Minuten. Dann entschloss er sich zum Angriff überzugehen. Er sollte es El nicht unnötig schwer machen. Vielleicht wartete dieser schon auf seine Ablösung.
Collin stieg über einige alte Pappkartons hinweg und überquerte die Straße. Dann verschwand er hinter den Glastüren, wie schon El und das Mädchen vor ihm. Zum ersten Mal fand er sich in einem Bürogebäude von diesen Ausmaßen wieder. Es wirkte alles ein wenig erschlagend auf ihn. Der weiße Marmorboden, die vielen geschäftigen Menschen in Anzügen, die hochgewachsenen Pflanzen in den Ecken und die Empfangsdamen, die an teuren Kieferschreibtischen saßen und ihr Korsett glatt strichen. Die Frauen trugen alle ausnahmslos Stöckelschuhe, die laut klapperten bei jedem Schritt, den sie taten. Collin fühlte sich in seiner Jeans und der Jacke fehl am Platz.
Zu seiner Rechten gab es eine Art Warteecke. Rote Sofas
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