Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
durcheinander gebracht.“, meine sie und lächelte. „Sollte ich euch Unannehmlichkeiten bereitet haben, so tut mir das sehr leid. Meine Lieben, ich danke euch für eure Geduld. Ich hätte mich schon vor drei Wochen herausgeworfen.“
„Wir haben sie doch nicht herausgeworfen.“, wandte Mark ein und reichte ihr die Hand. „Wir wünschen Ihnen alles Gute und würden uns freuen, Sie mal wieder beherbergen zu dürfen.“
Sie standen vor der Tür und winkten ihr nach als sie von Elijah nachhause gebracht wurde. Dann musste Mark zur Arbeit und brachte gleich Collin heim. Unterwegs schwatzten sie über den einen oder anderen Lehrer. Viel zu schnell hatten sie Collins Haus erreicht und der Junge verabschiedete sich von Mark. Er liebte es, bei den Studenten zu übernachten. Doch er wollte die Güte seiner Eltern auch nicht über strapazieren. Da nun die Ferien kamen, würde noch genug Zeit bleiben, zu seinen Freunden zu gehen und dort zu schlafen. Er fand es immer lustig bei ihnen. Collin winkte und ging dann ins Haus, noch ehe Mark auf sein Fahrrad gestiegen war. Endlich konnte der Schüler seine Tasche in seinem Zimmer ganz tief unten verstauen. Endlich würde er wochenlang Ruhe vor der Schule haben. Seine Pauker nicht wiedersehen und einfach die freie Zeit genießen. Er hatte so viele Sachen vor, die er diesen Sommer machen würde. Da waren die drei schweren Bücher, die er unbedingt lesen wollte, da waren Ideen in seinem Kopf für Bilder, die er seit langen schon zeichnen wollte. Er wollte ein Baumhaus bauen und er wollte seine Fähigkeiten mit dem Wind noch erweitern. Er wünschte sich, bald so wie Mark eine Wolke werden zu können und in diesem Zustand auch kämpfen zu können. Außerdem wollte er seit langem mal wieder schwimmen gehen.
Er stand in seinem Zimmer und sah sich um. „Womit fange ich an?“, fragte er sich. Schließlich entschied er sich für das erste Buch. Gerade hatte er es sich bequem gemacht, als er die Stimme seiner Mutter hörte, die nach ihm rief. Schweren Herzens klappte er das Buch zu und legte es zur Seite.
Als er in der Küche ankam, roch er schon, dass etwas nicht stimmte. Seine Eltern saßen bei einem Glas Rotwein, um den Tag ausklingen zu lassen. Vor ihnen lag ein Brief. Der ganze Raum roch nach einer schweren Entscheidung. Und ein wenig auch nach Ärger. Nach einem Knistern in der Luft.
„Setz dich doch.“, sagte seine leicht nervöse Mutter. „Möchtest du etwas trinken?“ Er schüttelte den Kopf und setzte sich auf einen Stuhl. Er meinte, die Küche würde immer größer werden. Seine Hände wurden kalt, obwohl er noch gar nicht wusste, was auf ihn zukommen würde.
Sein Vater strich den Brief glatt. Von schräg oben konnte Collin erkennen, dass er handschriftlich verfasst war. Eine Seltenheit zu seiner Zeit. Und außerdem war es eine andere Sprache. Was war das für ein Schreiben?
„Erinnerst du dich noch an deinen Onkel, meinen Bruder?“ Collins Vater nippte an seinem Wein.
Rasch durchstöberte er sein Hirn nach besagtem Onkel. Und tatsächlich fand er ihn. Ein großer, fülliger Kerl mit einem mächtigen Schnauzbart und einer spindeldürren Verlobten. Es mochte sechs oder sieben Jahre her sein, dass Collin ihn gesehen hatte. Ein angenehmer Zeitgenosse.
„Ja.“, erwiderte Collin. „Ist der Brief da von ihm? Wie geht es ihm denn?“ Er deutete auf das Blatt.
Sein Vater nickte und warf seiner Frau einen langen Blick zu. „Onkel Bernard hat uns geschrieben, dass er aus Deutschland weggezogen ist.“, sagte seine Mutter und nahm die Hand ihres Mannes. „Er lebt jetzt in England.“
„In England?“, rief Collin aus. „Was hat ihn denn dort hin verschlagen?“
„Die Familie seiner Frau.“, gab Herr Menkel zurück und strich noch einmal unnötigerweise über das Schreiben. „Bernards Frau ist gebürtige Engländerin und wollte ihre Eltern wiedersehen. Sie leben schon länger dort, so schreibt er. Bereits seit vier Jahren. Lange hatten wir von ihm nichts gehört, doch nun fühlt er sich einsam auf der anderen Seite des Teiches. Er fragt, ob du ihn nicht wiedersehen willst. Schließlich ist er dein Onkel.“
Collins Augenbrauen hoben sich. Er konnte sich gut vorstellen, dass man mit Onkel Bernard gut reden konnte. Erst recht, wenn er aus England kam und viel zu berichten hatte. „Gut.“, meinte er und bemerkte dabei das erleichterte Lächeln seiner Mutter. „Wann kommt er denn?“
Nun sah sein Vater seine Mutter an und atmete tief ein. „Naja, er kommt
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