Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
begannen, zu den rhythmischen Bässen zu tanzen. Hin und wieder ergriff ein kollektives Gefühl die Menge, wie eine einzige Person zu schreien, wenn niemand zwischen der Musik sang. Dann überrollte Collin eine Gänsehaut. Alle zweihundert Leute sangen im selben Moment dasselbe Wort. Eine Erscheinung, die einem unter die Haut gehen konnte. Obwohl er kaum tanzen konnte, genoss er es.
Es wurde immer später. Collin blickte sich um und entdeckte Mark, der heftig mit einer Frau tanzte. Sie wirbelte herum und er griff ihr an die Hüfte. Sie lachte. Einen Augenblick stellte sich Collin vor, so wie Mark tanzen zu können. So heftig und leidenschaftlich, dass dieses Mädchen von ihm entzückt war. Noch entzückter war sie allerdings, als er sich vorbeugte und ihr etwas zuflüsterte. Sie kicherte. Und trotz der lauten Musik wusste Collin, was Mark von diesem Mädchen wollte. Plötzlich hatte er keine Lust mehr zum Tanzen. Mit kalten Fingern sah er Mark auf sich zukommen, im Schlepptau diese Frau, die auf einmal unsympathisch wurde. Sie war viel zu grell geschminkt!
Mark näherte sich Collins Ohr und musste sogar dann noch schreien. „Hast du etwas dagegen, wenn du allein ins Hotel gehst?“, rief er. „Ich würde gerne noch woanders hin.“
Einen Moment war Collin versucht, zu sagen, dass er etwas dagegen hatte. Dass Mark nicht mit diesem Mädchen allein sein sollte, weil in seiner Wohnung eine Studentin saß, die sich die Augen wund weinen würde, wenn sie erführe, was heute Nacht passieren würde. Einen Moment war er versucht, Mark zu sagen, dass Zechi ihn liebte.
Mark musste wohl sein Zögern bemerkt haben. Er öffnete den Mund, als die Musik plötzlich abbrach. Die Zeit, die der DJ benötigte, um neu aufzulegen, nutzte das Mädchen. Sie sagte: „Dann gehen wir eben zu eurem Hotel.“
Er warf Collin noch einen Blick zu, dann nickte er. Der Junge schlurfte hinter den beiden her, die vor sich hin schwatzten und fühlte sich mehr denn je fehl am Platze. Sie kicherte immerzu. Mädchen sollten nicht so schrill kichern! Sie sollten elegant und ruhig sein, so wie Zechi.
Im Hotel angekommen führte Mark sie hoch ins Zimmer. Dann warf er Collin einen Blick zu, der viel bedeutete und schloss hinter sich und dem Mädchen die Badtür.
Der Junge war alt genug, um zu wissen, was Mark nun mit dem Mädchen vorhatte. Er hatte außerdem das Gefühl, er sollte sich nicht im Zimmer aufhalten. Der Gedanke war ihm unangenehm. Deshalb nahm er sich den Zimmerschlüssel und beschloss, unten in der Eingangshalle einen Saft zu kaufen. Er hatte dort einen Automaten gesehen.
Collin fuhr mit dem Aufzug nach unten. Er betrachtete die blinkenden Zahlen. Jegliche Freude an diesem Abend war aus seinen Gedanken, aus seinem Körper gesogen worden. Was sollte er Sasha erzählen? Wie sollte er ihr je wieder in die Augen sehen können, wenn er das Gefühl hatte, sie zu belügen, wenn er verschwieg, was Mark gerade tat?
Aber er schätzte Mark auch nicht so ein, dass er nicht merkte, was Zechi empfand. Er schätzte ihn nicht so ein, dass es ihm egal war, wenn er ihr wehtat. Aber wieso tat er es dann?
Das Piepen der Aufzugtüren riss ihn aus den Gedanken. Collin betrat den marmornen Boden und lief zu dem Automaten, der friedlich in der Ecke surrte. Es war nicht viel los, so mitten in der Nacht. Die Uhr an der Wand sagte ihm, dass es fast ein Uhr war. Er hatte gar nicht bemerkt, wie viel Zeit in der Stadt vergangen war. Die Türen der Lobby standen offen. Man konnte das Rauschen des Meeres hören. Eigentlich war es eine schöne Idee, so eine Semesterabschlussfahrt. Er nahm sich vor, dies seinen Kommilitonen ebenfalls vorzuschlagen, sollte er je welche haben. Aber er vermutete, die Chancen standen gut, dass dem so sein würde.
Als er sich dem Automaten zuwandte, bemerkte er, dass er sein Geld auf dem Zimmer vergessen hatte. Fluchend wandte er sich um. Na, dann würde er eben noch einmal kurz in das Zimmer schleichen müssen. Die beiden anderen waren sicher viel zu beschäftigt, um ihn zu hören.
Dem war allerdings nicht so. Collin schlich schon in dem mit Teppich ausgelegtem Flur und öffnete die Tür zum Zimmer mit einen sehr leisen Geräusch, das kaum zu hören war. Doch kaum war die Tür offen, als er eine laute Stimme hörte. Das war das Mädchen! Und sie schimpfte.
„Soll das etwa dein Ernst sein?“, schrie sie zornig. „Du ekelst mich an, hörst du?“ Neben Collin wurde die Badtür aufgerissen. Es war ein Fluch, dass Eingangstür und
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