Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Badtür so dicht beieinander lagen. Das Mädchen blieb stehen. Ihre Haare waren wirr über die Schulter gelegt und sie zog gerade noch ihr Top an. Dann sah sie Collin und stutzte. „Ihr seid echt unnormal!“, schrie sie auf und wandte sich dem Bad noch einmal zu. „Dann geh doch und vögel deinen Stecher!“ Damit schlug sie die Tür zu und verschwand.
Einen Augenblick bewegte sich Collin nicht. Er hatte das Gefühl, wenn er sich rührte, würde diese Naturgewalt zurückkehren und erneut einen Sturm auslösen. Als eine ganze Weile nichts geschah, entschloss er sich, einen Blick zu wagen. Auch auf die Gefahr hin, Marks Wut auf sich zu ziehen.
„Mark?“ Collin stieß sacht vor die Badtür, die das Mädchen offen gelassen hatte. Dann trat er ein.
Mark saß in der Badewanne. Er hatte nichts an außer seiner Unterhose. Sein Kopf lehnte an der Rückwand der Wanne. Unheimlich war eigentlich nur der starre Blick, mit dem er Collin betrachtete.
„Was ist denn passiert?“, wagte dieser zu fragen.
Mark legte den Kopf schief. „Gar nichts.“, erwiderte er. „Alles lief gut. Sie war gut, hübsch und hatte einiges zu bieten. Sie hat mich ganz schön...“ Er verstummte und wandte den Blick ab.
Collin ließ sich auf dem Rand der glatten Wanne nieder. Marks Sachen lagen auf dem Boden verstreut. „Aber?“
Der Wind sah ihn wieder an. Sicher überlegte er, ob er es Collin überhaupt erzählen sollte. Doch dann seufzte er. „Aber dann hat sie sich ausgezogen. Und sie hatte ein Piercing.“
Er zermarterte sich das Hirn. Doch Collin fand kein Argument, das dagegen sprechen sollte. Wenn jemand das schön fand, dann sollte er es seiner Meinung nach auch haben. Das war besser, als wenn sich derjenige in seinem Körper unwohl fühlte. Auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, sich selbst Schmerzen zuzufügen, um schön auszusehen. „Ja, und?“, fragte er deshalb. „Was ist so schlimm daran?“
Marks Haare sahen aus wie die Tentakeln eines Krakens. „Sie hatte das Piercing da, wo man es meiner Meinung nach nicht haben sollte. Und das hat mir nicht gefallen.“ Diese Worte ließen Collins Herz einen Hüpfer machen. Er hatte also nicht mit ihr geschlafen! Dann musste er Sasha doch auch nichts beichten! Dann war alles gut.
„Verdammt!“ Mark schlug mit der Faust auf die Wanne. „Ich habe das alles falsch angegangen.“
„Was denn?“, hakte Collin nach. „Was denn falsch angegangen?“
„Ich war frustriert.“ Der betrunkene Student wandte sich nun ab. „Elijah liegt im Krankenhaus, Sasha und Margarete reden nicht mehr mit mir, weil sie Entscheidungen erwarten und ich leider keine geben kann, die sie befriedigen würden und du bist wütend auf mich, weil ich nicht mit dir zurechtkomme.“
Collin stutzte. „Wieso sagst du das?“
Nun spielten seine Finger mit der Duschhaube. Mark seufzte. „Ich habe dich gebeten, mich zu begleiten, weil ich endlich einen Bezug zu dir finden wollte, du törichter kleiner Junge. Weil du jemand bist, der, wie El es ausdrückte, an meinem Stuhl sägt.“
„Was soll das denn bedeuten?“ Collin war sich sicher, dass dieses Gespräch keine gute Wendung nehmen würde.
Schon wieder seufzte Mark auf. „Du bist der Wind, Junge. Du hast damit das Potenzial zu einem Anführer.“
Collin erhob sich so schnell, als hätte ihn eine Tarantel gestochen. „Aber das will ich nicht.“, wehrte er ab. „Du bist ein guter Anführer. Ich werde alles tun, was du von mir willst!“
Mark hielt ihm die Hand hin. „Setz dich wieder, Line. Ich will von dir doch keine Rechenschaft. Nein, ich weiß, dass du das gar nicht willst. Und deshalb habe ich mir gedacht, dieser Ausflug könnte uns ein wenig helfen... nein, könnte mir helfen, das zu begreifen. Doch leider weiß ich absolut nicht, wie ich mit dir umgehen soll. Wenn wir zusammen waren, dann doch nur für kurze Zeit, einen Heimweg oder wenn wir auf jemanden anders gewartet haben. Ich weiß nicht, worüber ich mit dir reden soll, wie ich dich behandeln soll. Und du spürst das doch auch, sonst wärst du mir im Zug nicht auf den Fuß getreten. Es tut mir leid. Ich habe dich betrogen.“
„Nein, Mark, ich verstehe das.“ So langsam begriff Collin, was Elijah meinte, als ihre Freundschaft noch ganz seicht war. Ganz am Anfang, als er nach den Spitznamen gefragt hatte. Es war für Mark wirklich ein gewaltiger Schritt gewesen, ihn ,Line‘ zu nennen. Und nun schien er zu überlegen, ob dies nicht doch zu früh gewesen war.
„Mark, du bist
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