Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Ich bin sicher, du wirst nächste Woche schon wieder in unserer Wohnung stehen.“, fügte er im Scherz hinzu, dann winkte er und stieg aus.
Als der Bus weiterfuhr, schulterte Mark seine Tasche und nahm die Anhöhe auf das große Gebäude zu. Noch vor einer Woche war er hier entlang gerannt. Mit einem blutenden El auf dem Rücken. Immer noch überfuhr ihn kaltes Grauen, wenn er daran dachte.
In zehn Minuten war er oben. Hilfsbereit wie er war, half er noch einer alten Dame, die jammernd vor den Stufen zur Tür stand und auf ihre Koffer herab blickte. Mark trug sie ihr hinauf. Freudig folgte sie ihm.
Am Empfang verabschiedete er sich von der alten Dame, die ihn zahnlos anlächelte. Als er ihr einen Blick hinterher warf, sah er, dass sie auf eine Nonne zulief, die er sehr gut kannte.
Den Blick auf sie geheftet, stellte er seinen Koffer ab. Mitten vor den Tresen. Er beachtete die Proteste der Schwester dahinter nicht und rannte den Gang herunter bis er vor der Nonne stand.
Überrascht blickte sie auf. Dann lächelte sie. Also konnte sie sich an ihn erinnern! „Na, Mark?“, fragte sie. „Wie geht es Ihnen? Und wie geht es Ihrem Freund, Elijah heißt er, nicht wahr?“
Einen Moment vergaß er, wie man seinen Lippen benutzte. Er nahm ihre Hand und drückte sie. Dann entschied er sich anders und schloss sie in die Arme. „Ich danke Ihnen.“, flüsterte er. „Dank Ihnen darf ich ihn heute mit nachhause nehmen.“ Noch einmal drückte er ihre Hand, dann verabschiedete er sich von ihr mit einem Lächeln. Die Schwester hinter dem Tresen hatte ihm hinterher gestarrt. Wütend sah sie ihn an. „Was soll das denn?“, fuhr sie ihn an. „Sie können nicht einfach Ihre Sachen hier stehen lassen und gehen!“
„Es tut mir leid.“, sagte er und doch meinte er es nicht ernst. „Ich musste etwas wichtiges erledigen.“ Dann atmete er tief ein und wandte sich ihr zu. „Ich komme, um meinen Freund Elijah Mollen abzuholen. Er ist letzte Woche hier eingewiesen worden. Da er ein Vollwaise ist, verbürge ich mich sozusagen für ihn.“
Sie nickte bereits und wühlte in ihren Unterlagen. Doch sie fand das richtige Formular erstaunlich schnell und legte es auf den Tresen. „Hier bitte den vollen Namen eintragen und dann unterschreiben.“ Sie deutete auf die entsprechenden Zeilen. Er bemerkte, dass ihre Fingernägel manikürt waren. Ungewöhnlich für eine Krankenschwester.
Rasch füllte er das Formular aus und stellte sich dann wieder an die Schlange zum Empfang. Erleichtert legte er den Zettel endlich auf ihren Tisch. Sie nahm ihn, las ihn und stockte.
„Mark Thun?“, las sie seinen Namen vor. Ihre Augenbrauen hoben sich. „Sie heißen Mark Thun?“
„Ja.“, erwiderte er verärgert. Sonst hätte er diesen Namen nicht in diese Zeile geschrieben.
Plötzlich wirkte die Schwester aufgeregt. „Wer waren Ihre Eltern?“, fragte sie und suchte schon wieder nach Papieren. Ihre Bewegungen wurden fahrig.
Nun lag es an ihm, die Augenbrauen zu heben. Er war überrascht, dass sie eine solche Frage stellte. „Warum wollen Sie das wissen?“, erwiderte er statt einer Antwort. Sie zog unter allerhand Papier einen vergilbt aussehenden Umschlag hervor. „Ich muss diese Frage stellen, weil ich wissen muss, ob sie ein Waisenkind sind? Sind sie zufällig der Mark Thun, der vom Waisenhaus Sankt Martin seinen Namen erhielt?“ Die Worte sprudelten aus ihr heraus wie Wasser aus einer jungen Quelle. Nun war er vollkommen überrumpelt. Er starrte sie einfach nur an. Nach mehreren Sekunden flüsterte er: „Ja. Aber woher...?“ Er kam nicht weiter, denn sie hatte ihm den vergilbten Umschlag in die Hand gedrückt.
„Dann darf ich Ihnen mitteilen, dass Sie nun nicht mehr länger ein Waise sind, Herr Thun. Oder wie Sie auch immer wirklich heißen. Vor einigen Tagen kam ein Mann herein, der uns diese Geburtsurkunde gab. Er meinte, er sei Ihr Vater und hätte Sie all die Jahre beobachtet. Und er sagte, Sie werden hier erscheinen, um Ihren Freund abzuholen. Und dann sollen wir Ihnen diesen Umschlag geben.“
Mit kalten Fingern und weit aufgerissenen Augen nahm er das alte Papier entgegen. Obwohl es so leicht war, wog es Tonnen in seinen Händen. Er verstand diese Frau einfach nicht. Sein Vater?
Ehe er weitere Fragen stellen konnte, war ein Mann hinter ihm an den Tresen getreten, um sein Anliegen vorzutragen. Mark nahm seinen Koffer und ging bis zur Mitte des Ganges.
Seine Augen waren auf diesen kleinen und unscheinbaren Umschlag
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