Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
nicht gleich auf meinen Teppich machen. Bedenke, dass ihr die Einbrecher seid. Ich wollte eigentlich heute Abend noch einen schönen Tee trinken. Das kann ich ja wohl vergessen.“
So in etwa zitierte Grimbold das Gespräch auch wirklich. Nur die Schimpfwörter, mit denen er den Beamten bedacht hatte, gab es in Collins Vorstellung nicht. Seine Mutter wäre stolz auf ihn.
„Der Rest ist eigentlich nur Firlefanz gewesen.“, fuhr Grimbold schulterzuckend fort. „Ich kam raus und die haben mir mein Eisen weg genommen und mich dann in so einem hübschen Planwagen in ein Haus am Rand der Stadt gefahren. Da habe ich ein Zimmer bekommen. Aber so ein schlechtes Hotel habe ich ja in meinem Lebtag noch nicht gesehen! Ich konnte meinen Zimmernachbarn in die Augen sehen, so weit standen die Balken der Wände auseinander. Um kein Geld der Welt wollte ich dort länger als nötig bleiben. Die haben mir eine Menge Fragen gestellt, wer ich bin und woher ich komme. Seltsamerweise hatte ausgerechnet der Kleinste der grünen Knaben ein Problem mit meiner Körpergröße. Ich habe ihm natürlich gesagt, wohin er sich seine Philosophie stecken kann. Die wollten mir ewig lange nicht glauben, dass sie mir die Bude zerstört haben. Ich glaube, die hielten mich für einen Verrückten.“
„Grimbold, komm doch bitte zum Punkt.“, unterbrach Sasha den Zwergen sanft.
„Wie du willst, meine Schöne.“ Der Zwerg zwinkerte schelmisch. „Nach ungefähr einem Tag durfte ich endlich gehen. Ich bestand auf mein Eisen, doch sie wollten es mir nicht geben solange ich nicht so einen kleinen Schein zeige. Weiß der Teufel, warum ein Stück Papier, das sicher irgendwann mal Klosettpapier gewesen war, mich dazu berechtigen sollte, ein Eisen zu tragen. Doch zum Glück habe ich in meinem Versteck noch eins gehabt. Und dazu auch noch Kleidung. Ich habe mir die Sachen geholt und bin zu euch aufgebrochen, um euch zu sagen, was passiert ist. Und um euch zu sagen, dass wir uns nicht mehr sehen werden.“ Ehrliche Bestürzung machte sich in dem kleinen Wohnzimmer breit. „Wieso denn?“, wollte Elijah wissen.
„Nun, ich habe die Nase voll von diesem Land. Ich will da hin, wo man noch etwas von Zwergen wie mir versteht. Wo man Zwerge wie mich kennt und wo die Letzten meines Stammes leben. Hey, ich habe euch immer gemocht und war immer und immer wieder auf’s Neue froh, wenn ihr mich alle halbe Jahre mal besucht habt, außer es war gerade Sommer. Aber irgendwie habe ich jetzt kein Zuhause mehr und will euch auch nicht auf die Nerven gehen. Nein, ich will raus aus diesem Land. Mir irgendwo eine Bleibe suchen, wo meine Familie ist.“
„Das verstehen wir, Grimbold.“, meinte Sasha und lächelte ihn an. „Es ist schön, dass du dich von uns verabschieden willst. Tut uns leid, dass wir so selten Zeit für dich gefunden haben.“
Doch der Wächterzwerg winkte nur ab. „Das lass mal nicht eure Sorge sein, Prinzessin. Ihr ward viel zu sehr beschäftigt, um öfter bei mir vorbei zu kommen und das wusste ich all die Weile auch. Ich war doch ehrlich froh, wenn ihr mal kamt. Und bis zu eurem nächsten Besuch konnte ich mich von eurem dummen Getue erholen.“
Collin wusste ganz genau, dass der Zwerg es nicht so meinte, wie er es sagte. Würde er die Studierenden nicht mögen, dann wäre er sofort verschwunden und hätte sich nicht noch die Mühe gemacht, in dieser großen Stadt nach ihnen zu suchen. „Wo willst du jetzt eigentlich hin?“, fragte er ihn.
Grimbold stellte die restlos entleerte Schüssel auf den Tisch. „Ich gehe in das Land meiner Väter. Weit im Süden soll es ein Land geben, trocken und wild so wie früher. Dort gibt es Ecken, die der Mensch noch nicht zerstört hat. Manchmal erhalte ich Post von meinem Schwager.“
„Afrika.“, sprach Line seine Überlegung aus. „Du willst nach Afrika.“
„Ganz recht.“. Grimbold leckte sich ein letztes Mal über die Lippen und ließ dann seinen Blick durch das Zimmer streifen. „Aber sagt mal, wenn ihr die sieben Zwerge seid, würde ich doch sagen, dass ihr einer zu wenig seid. Wo ist denn der Kerl mit dem Machtproblem?“
Den empfindlichen Nerv getroffen, wollte niemand erzählen, was passiert war. Line raffte sich schließlich auf und berichtete dem Zwergen vom gestrigen Geschehen. Zuerst kam es nur stockend über seine Lippen, doch dann redete er langsam immer fließender. Die anderen waren merklich still und fügten auch nichts an. Mar streichelte Els Hand.
„Donnerwetter!“ Grimbold
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