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Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)

Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)

Titel: Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Martin
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Lachen seiner Mutter, das so normal klang wie nie zuvor, ließ ihn all seine Bedenken vergessen und er setzte sich nah neben sie.
    „So eine seltsame Sache!“, lachte diese auf nachdem sie alle schon an der zweiten Tasse Tee nippten. Er schmeckte süßlich. „Ich habe zu Hieronymus immer gesagt, wie schade ich es finde, dass meine Kinder nicht mehr nachhause kamen und eines Tages sehe ich Kai am Fuße der Treppe.“
    Besagter Kai hatte soeben die Tasse an seine Lippen geführt und ließ sie sinken. Seine Mutter hatte nicht länger nur von einem Sohn gesprochen. Sie hatte eindeutig ,Kinder‘ gesagt, so wie gestern. Aber gestern hatte er ihre Aussagen auf ihren geistigen Zustand geschoben. Heute erschien sie ihm so klar, dass er es nicht übergehen konnte.
    Die Nonne hatte seine Reaktion gesehen. Sie schwieg still.
    „Und dann ist er wieder bei mir, mein guter Kai.“ Plötzlich legte sie einen Arm um ihn und zog ihn an sich heran. Verschwörerisch senkte sie ihren Mund an sein Ohr. „Sieh diese Frau. Sieh sie dir an. Sie war es, die dich in das Waisenhaus brachte. Ich habe dich zu ihr gefahren und sie hat dich mitgenommen. Ich wollte nicht wissen, wohin sie dich gebracht hat.“ Dann ließ sie wieder von ihm ab.
    „Ach, meine armen Kinder. Dass ihr ausgerechnet diesem verfluchten Leib entsprungen seid!“ Sie warf einen Blick auf den Tisch. „Wo sind denn nur die Lebkuchen, die ich gebacken habe? Ich will aufstehen und sie holen!“ Damit war sie auch schon zur Tür hinaus.
    Kai hatte in all der Zeit nicht den Blick von der Nonne wenden können. Und auch sie sah ihn an. Ihre Augen waren noch immer so gütig wie er sie kennen gelernt hatte. „Bitte.“, sagte er dann einfach nur.
    Schwester Agatha sah ihn schweigend an. Dann stellte sie Tasse und Unterteller hin und begann zu erzählen. „Als ich dir im Krankenhaus begegnete, wusste ich nicht, wer du bist. Das musst du mir glauben.“
    Er hob die Hand. „Das interessiert mich nicht.“, meinte er hart. „Ich will wissen, was damals geschehen ist. Ich will endlich wissen, wieso meine Mutter mich weggeben hat.“
    Nun sah sie merklich traurig aus. „Das Wieso kann ich dir nicht beantworten. Das musst du selber herausfinden. Ich kann dir nur sagen, was ich weiß.“
    „Bitte.“, wiederholte er.
    Sie atmete einmal lang ein, dann fing sie an. „Ich bin schon lange Jahre die Freundin deiner Mutter. Sogar als sie deinen Vater kennen lernte, war ich bei ihr und unterstützte sie. Wir wussten nicht, was für ein Mann er war. Doch Karla war so verliebt, dass sie über alle seine Taten und Worte hinweg sah. Dann, als sie ihr zweites Kind von ihm empfangen hatte, spürte sie Angst. Sie wusste, dass mit dir das gleiche passieren würde wie ihrem ersten Kind. Und das wollte sie dir ersparen. Sie bat mich um Hilfe. Und eines Nachts brachte sie dich zu mir und ließ mich entscheiden, was mit dir geschehen soll. Ich entschied mich damals für das Waisenhaus, das meine Äbtissin betreute. Ich wusste, dass man dich dort gut behandeln würde. Doch ich selbst kam hierher zurück, um Karla zu unterstützen. Dein Vater war sehr wütend. Er...“ Sie verstummte einen Augenblick. „Er war wütend.“, sagte sie noch einmal. „Deine Mutter hatte fortan keine Entscheidungsgewalt mehr über ihn, geschweige denn über sich. Manchmal denke ich, sie hat den Verstand verloren, weil sie nicht wusste, ob sie für dich das Beste getan hatte oder nicht. Und weil sie nicht begreifen konnte, dass der Mann, den sie liebte ein so egoistischer Mann sein konnte.“
    Kais Hände zitterten. Er vergrub sie in seinen Hosentaschen, um es nicht zu zeigen. „Sie sagen, es gab noch ein weiteres Kind?“, wollte er wissen. „Was ist mit dem Kind geschehen?“
    Die Nonne blickte traurig zu Boden. „Wir konnten es nicht retten. Es entsprach nicht den Vorstellungen deines Vaters. Und eines Tages war es verschwunden.“
    Er blickte sie an und fand keine Lüge in ihren Augen. Aber das konnte nicht sein! Das war doch nicht sein Vater! Sein Vater würde anders handeln! Sein Vater liebte ihn. „Und ich?“, fragte er wider seines Willens. „Ich entspreche seinen Vorstellungen, ja? Soll ich das so verstehen?“
    „Ich weiß nicht, was deine Mutter dazu gebracht hat, dich von hier fort zu bringen.“, sagte Schwester Agatha nun und sie schien ehrlich mitfühlend ihm gegenüber. „Aber ich kann dir sagen, dass sie dich sehr vermisst hat. Es verging kein Nachmittag, an dem wir uns trafen, an dem sie mir

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