Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Rezept vom Arzt. Dieser Elijah sagte, es sei ein Schmerzmittel, das du aber nur nehmen sollst, wenn es zu schlimm wird. Außerdem sagt der Arzt, du kannst dich eigentlich normal bewegen, wenn dir danach ist. Vielleicht gehst du ein paar Schritte zur Apotheke, wenn du dich gut fühlst? Wenn du starke Schmerzen hast, frag doch die Nachbarin, ob sie dir das Medikament holt. Sie macht das bestimmt.“ Und sie erhob sich, um noch ein paar Sachen zu packen.
Mit einem neuen Hochgefühl im Bauch, weil er nicht zu Tante Bettina musste, machte sich Collin endlich über sein Frühstück her. Erst nach dem ersten Bissen merkte er, wie hungrig er war. Sicher hatte er gestern Abend nichts mehr gegessen. Er wusste es nicht. Der gesamte Abend war aus seiner Erinnerung gelöscht.
Er verabschiedete seine Eltern, noch immer mit dem angenehmen Hochgefühl im Bauch. Danach begann sein grausamer Tag. Immer wieder schwenkten seine Gedanken zum gestrigen Abend zurück und immer wieder fand er keine Lösung für seine Gedächtnislücke. Es wollte ihm einfach nicht einfallen, was passiert war. Immerhin schaffte er es, sich daran zu erinnern, vom Barren gefallen zu sein. Er wusste noch, dass Elijah ihn gefragt hatte... ja, was hatte er ihn gefragt? Irgendetwas. Aber dann hatten seine Muskeln versagt und er war runter gefallen. Hatte er die Matte verfehlt und war mit dem Kopf aufgeschlagen? Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Mit dieser unbefriedigenden Erklärung lebte er in den Tag. Er verbrannte sich die Finger an seinem Mittagessen. Gerade als er die Nudeln aus der Mikrowelle holte, klingelte das Telefon laut scheppernd.
Fluchend legte er die heiße Packung auf die Anrichte und leckte sich den verbrannten Finger während er in den Flur lief, wo das Telefon auf einem Beistelltisch stand. Er hob ab.
„Hallo?“, fragte er.
„Hey, Collin, hier ist Tom.“ Er erkannte die fröhliche Stimme seines Freundes.
„Ich wollte fragen, ob du Lust hast, zu mir zu kommen. Meine Eltern sind ausgegangen und haben gesagt, ich kann ein paar Freunde einladen.“
Collin dachte einen sehr langen Augenblick nach. „Ich glaube nicht.“ sagte er dann. „Ich fühle mich noch nicht so gut. Ich sollte heute wohl keine großen Sprünge machen.“
„Ach ja?“ Toms Stimme klang verwundert. „Was hast du denn? Bist du krank?“ Stirnrunzelnd lauschte Collin der Verwunderung seines Freundes. „Nein, aber ich bin doch gestern vom Barren gefallen, weißt du nicht mehr? Ich habe eine Platzwunde.“
Das verstand Tom nun gar nicht. „Aber es ging dir doch in der Umkleide noch gut. Bist du nach dem Unterricht noch in die Turnhalle gegangen? Hast du etwa allein am Barren geübt?“
„Nein.“, gab Collin zurück. „Hör mal, ich kann mich an den gestrigen Abend nicht erinnern, aber meine Mutter sagte, Elijah hätte mich zum Arzt und dann nachhause gebracht. Also muss doch etwas im Sportunterricht passiert sein, oder nicht? Sonst hätte sich Elijah doch nicht um mich...“ Doch er musste stocken, als er näher darüber nachdachte. So wie er das verstanden hatte, war Elijah doch nur als eine Art Aushilfe da gewesen. Eigentlich hätte sich doch Herr Holler um ihn kümmern müssen als er verletzt war und nicht der Student.
„Bist du sicher?“, klang Toms Stimme erstaunt durch die Hörmuschel. „Also, ich weiß, dass du gestern nach dem Unterricht auf jeden Fall noch gesund warst.
Aber wenn du sagst, es geht dir nicht gut, dann will ich dich natürlich auch zu nichts drängen. Wenn es dir besser gehen sollte, komm jederzeit vorbei. Tschüss!“
„Ja, Tschüss!“, sagte Collin und legte auf. Er dachte noch lange nach über dieses Gespräch.
Nach dem Essen versuchte er, ein wenig zu lesen. Doch die Buchstaben verschwammen vor seinem Kopf. Traurig betrachtete er seine Schwimmsachen, die er schon für diesen Samstag zurecht gelegt hatte. Daraus wurde nun ja nichts mehr. Mit einem Verband am Kopf konnte er unmöglich schwimmen gehen.
Nach mehreren Stunden, in denen er ziel- und planlos durch das Haus gewandert war, kehrte er in die Küche zurück und fand das Rezept an der Pinnwand. Er entschied, dass ein Spaziergang nicht schaden konnte, zog sich Jeans und Pulli an und lief, das Rezept einzulösen.
Mit der Umhängetasche bewaffnet, lief er aus der Tür und nahm den Bus in die Stadt. Zum Glück begegnete er niemanden von seinen Freunden oder Klassenkameraden. Obwohl er nicht gerade der beliebteste von ihnen war, würden sie sich sicher wundern, weshalb
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