Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
wirklich los. Bis morgen, wenn es klappt!“
Noch immer verwirrt und nachdenklich kehrte Collin zum Unterrichtsraum zurück und wartete auf das Klingelzeichen. Kaum war es ertönt, stürzte er in die Klasse und holte seine Sachen. Er war genauso schnell wieder draußen um seinem Lehrer keine Gelegenheit zu bieten, ihn auf den Zwischenfall anzusprechen. Im Flur wartete er auf Björn und Tom, die kopfschüttelnd zu ihm traten.
„Was ist nur los mit dir?“, wollten sie wissen, als sie in den Keller stiegen, um ihre Sporttaschen zu holen.
Er zuckte nur mit den Schultern. „Was soll schon los sein? Ich habe gestört und bin deshalb aus dem Unterricht geflogen. Ist doch nicht das erste Mal passiert.“
„Nein, du bist nicht rausgeflogen.“, widersprach Tom und schulterte seinen Ranzen. „Du bist geflohen.“
Wieder zuckte er mit den Schultern. Seinen Freunden hatte er nichts von dem Wochenende erzählt. Er wusste, sie würden Beweise sehen wollen. Doch solange er den Wind in seinem Inneren nicht steuern konnte, würde er es ihnen nicht zeigen können. Und er wollte unbedingt sehen, wie beeindruckt sie aussahen, wenn er ihnen offenbarte, dass er so etwas konnte.
„Lasst uns einfach nicht mehr darüber sprechen.“, schlug er vor. „Es war doch nur Bio.“
„Aber pass’ auf dich auf.“, meinte Björn und er sah ehrlich besorgt aus. „Nicht, dass du zum Außenseiter wirst.“
Marks Worte hatten in Collin ein solches Hochgefühl geweckt, dass er darauf sofort antworten könnte, dass dies mit Sicherheit nicht geschehen würde. Denn nun wusste er, dass es Menschen wie ihn gab.
In einem neuen erreichten Tempo zog sich Collin um. Björn und Tom schüttelten den Kopf, als ihr Freund noch vor ihnen aus der Umkleide stürzte. Im Rausgehen hörte er Tom sagen: „Am Freitag war er der allerletzte und heute kann er es kaum erwarten, in die Halle zu kommen. Ich sage dir, es geht ihm nicht gut.“
Doch Collin wusste, dass sie es irgendwann verstehen würden. Irgendwann würden sie begreifen, was ihm so wichtig daran war, etwas besonderes zu sein. Oder neue Freunde zu haben. Dass Schüler sich mit Studenten anfreundeten war schon eine Besonderheit in Hockenfeld. Eigentlich gingen diese beiden Gruppen sich aus dem Weg, wenn die Nachhilfe sie nicht in ein Zimmer drängte.
Die Halle war völlig leer. Die Trennwände, die eigentlich dafür vorgesehen waren, den Unterricht der Jungen von dem der Mädchen abzuschirmen, waren nun oben in der Decke eingelassen. Die Mädchen hatten heute Ausfall, weil die Lehrerin sich das Steißbein gebrochen hatte. Collin kannte die Frau kaum, deshalb tat es ihm auch nicht leid.
Er fühlte sich von der Größe der Halle erschlagen. Normalerweise war sie nur halb so groß. Doch jetzt, wo die Trennwände nicht da waren, konnte er die gesamte Halle sehen. Und sie war leer. Kein Elijah, der den Unterricht vorbereitete. Hatte der Student nicht gesagt, er wäre noch die nächsten drei Wochen da?
Eine Tür klappte zu und Collin wirbelte herum. Doch es war nicht Elijah, sondern Herr Holler, der aus dem Lehrerzimmer am anderen Ende der Halle trat. Langsam ging der Schüler auf den Lehrer zu. „Guten Tag, Herr Holler.“ begrüßte er ihn freundlich. „Ist denn Elij... ich meine Herr Mollen heute nicht da?“
Herr Holler zog seine Sporthose ein Stück höher. „Doch, doch.“ meinte er und ließ seine Augen suchend durch die leere Halle schweifen. „Schau doch mal im Geräteraum nach.“ fügte er hinzu und deutete auf die Tür gegenüber vom Lehrerzimmer. „Ich glaube, er wollte etwas holen.“
Collin bedankte sich bei seinem Lehrer und rannte fast zu der Tür. Elijah war von allen Studenten derjenige, den er am liebsten hatte. Weil er ihm gezeigt hatte, dass er etwas Besonderes war. Schmunzelnd erinnerte er sich, dass es sogar eine Zeit gab, in der er sich vor dem Feuerelement gefürchtet hatte.
Er zog die schwere Tür zu dem kleineren Raum auf und diese krachte gleich hinter ihm wieder zu. Es flackerte nur eine Neonröhre an der Decke und die erhellte den fensterlosen Raum nicht sehr. Überall standen Geräte herum. Vom Schwebebalken bis hin zum Stufenbarren und den Matten, die auf einem fahrbaren Untersatz gestapelt lagen. Von dem Studenten mit den roten Haaren fehlte jede Spur.
„Elijah?“ fragte er in den leeren Raum hinein. Ein Flattern ertönte und er zuckte zusammen. Es erklang aus einer der dunkleren Ecke zu seiner Rechten. Seine Nackenhaare richteten sich auf und er fühlte,
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