Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
hatte einen dunklen Flecken über der Oberlippe. Zuerst war es Mark gleichgültig, doch dann fiel ihm auf, dass er diese Farbe kannte.
Es war die von Mars Lippenstift.
„Hör mal...“, fing er vorsichtig an. „Ich will mich nicht einmischen. Doch ich glaube, ich sollte dir sagen, dass wir alle einen großen Zusammenhalt in unserem Freundeskreis haben. Was ich sagen will, ist, dass wir sehr auf Margarete achten. Sei vorsichtig, Justin.“
Der junge Mann blickte ihn irritiert an. „Ich glaube, ich verstehe dich nicht...“, meinte er ausweichend und wollte eben in den Keller gehen. Er streckte seine Hand nach dem Türknauf aus Mark nahm seinen Arm und hielt ihn fest. „Was ich sagen will: treib keine Spiele mit Margarete. Das würde dir nicht bekommen.“ Er flüsterte nun bedrohlich.
„Ich meine, ich kann manchmal sehr... aufbrausend sein, wenn mich etwas wütend macht. Aber Elijah ist...“ Er suchte lange nach einem guten Wort. „...leidenschaftlich.“ Er lächelte hintersinnig. „Du musst nämlich wissen, dass er sozusagen Feuer und Flamme ist.“
Nun sah Justin beunruhigt aus. „Aber Margarete hat nichts davon gesagt, dass sie schon...“
Mark schüttelte den Kopf. „Ist sie auch nicht. Ich sage nur, gib gut auf sie Acht. Wir könnten sonst ungemütlich werden.“ Damit endete er und ließ ihn los. Er war schon dabei, aus der Tür zu treten, als er sich noch einmal umwandte. „Und wisch dir bitte über den Mund ehe du Elijah bittest, den Keller wieder zuzuschließen.“ Dann lief er nach draußen, in die kühle Abendluft.
Der Laden war wirklich nur wenige Schritte von ihrer Wohnung entfernt, was praktisch war. Schon öfter waren sie mal eben kurz dorthin gegangen, wenn irgendetwas überraschend knapp geworden war. Besonders bei Feiern oder bei Abenden wie diesem. Der Besitzer des Ladens war ein gut betagter Mann, der so manches freundliches Wort für die Studenten übrig hatte. Einmal hatte er Elijah sogar schon einen kleinen Nebenjob bei sich angeboten. Doch dieser hatte ablehnen müssen, weil es genau zur Prüfungszeit war.
Scheinwerfer eines dunklen Autos leuchteten durch die Dunkelheit der Straße. Sonst war niemand unterwegs. Mark zog den Kragen seiner Jacke hoch und blieb am Bürgersteig stehen, um das Auto vorbei zu lassen. Doch zu seiner Verwunderung wurde der Wagen langsamer und die Scheinwerfer leuchteten ihn direkt an, sodass er geblendet wurde. Schließlich blieb das Fahrzeug stehen.
Mark glaubte nicht, dass die Insassen mit ihm sprechen wollten, denn er kannte den Wagen nicht. Er umrundete das Auto und überquerte die Straße. Umso mehr verwunderte es ihn, dass das Auto wendete und dann auf ihn zu fuhr. Mit quietschenden Reifen raste es auf ihn zu und erhöhte sein Tempo immer mehr.
Der stets beschleunigte Puls half ihm, rasch auszuweichen. Mark hechtete zur Seite und bog in eine schmale Seitengasse ein, wo ihn der Wagen nicht erreichen konnte. Er lief ein Stück weiter in die Dunkelheit hinein. Seine Turnschuhe machten auf dem Asphalt kein Geräusch. Er wusste nicht, was da geschehen war. Hatte jemand die Kontrolle über den Wagen verloren oder hatten sie ihn eben tatsächlich umfahren wollen? Er hatte keine Ahnung, was er glauben sollte. Sein Gehirn war nicht darauf ausgelegt, einen Mordversuch zu erleben und zu verstehen. Er war doch nun wirklich von der Sorte Mensch, die niemandem etwas zuleide tat! Warum sollte man ihn überfahren?
Zu seiner Bestürzung gelangte er in eine Sackgasse. Er erreichte einen Hauseingang, der das Ende der Seitengasse markierte. Rasch rüttelte er an der Klinke, doch die Tür des baufälligen Hauses war verschlossen.
Noch während er darüber nachdachte, wie zum Teufel er aus dieser vertrackten Situation wieder entkommen sollte, strahlte ihn ein Licht von hinten an. Er wirbelte herum und sah direkt in den Schein einer Taschenlampe. Geblendet versuchte er zu erkennen, wer ihn bedrohte.
Es waren drei Gestalten. Sie trugen dunkle Umhänge, die im Wind leicht flatterten. Er wusste nicht, ob sie Windler waren oder einfache Räuber. Doch davon hing ab, ob er Gebrauch von seinen Fähigkeiten machen durfte. Nicht gerade hilfreich war, dass er ihre Gesichter nicht erkennen konnte. So konnte er nicht feststellen, ob sie ihm bekannt vorkamen oder nicht. Vielleicht half es ihm, wenn er ihre Stimmen hörte?
„Was wollt ihr?“, fragte er, um eine Antwort herauszufordern.
„Bist du der, der sich Mark Thun nennt?“, wollte einer von ihnen wissen. Nein,
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