Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
dergleichen geschehen! Und jetzt will ich, dass du dich für diese Unverschämtheit entschuldigst!“
Seine Wange brannte. Doch schlimmer noch war ihr verletzter Blick, der auf seiner Haut rote Striemen hinterließ. Ihm war, als würde die Zeit still stehen. Die Hand, mit der sie ihn geschlagen hatte, hielt sie noch hoch erhoben. Er sah ihr direkt ins Gesicht. „Ich gehe hinter Mark her und sage ihm, dass wir noch Öl brauchen.“, sagte er schließlich. Beim Rausgehen riss er die halbvolle Ölflasche vom Tresen und das gelbe Gold ergoss sich über die Fliesen. Margaretes Weinen begleitete ihn zur Tür hinaus. Er ließ diese ins Schloss fallen.
Im Treppenhaus blieb er stehen. Dann ließ er sich auf der obersten Stufe nieder. Sein Blick ruhte auf der gegenüber liegenden Wand. Er konnte Margarete nicht mehr hören. Nicht ihr Weinen und auch nicht ihr Wüten. Nun überließ er es vollkommen Collin, sie zu trösten. Er wusste ganz genau, er war ein Idiot. Er hatte sich aufgeführt wie ein idiotisch eifersüchtiger Ehemann. Sie war nicht sein Besitz. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Und doch erfüllte es ihn mit einer unbändigen Wut, dass auch nur der Gedanke existierte, sie lag in den Armen eines anderen. Leider war sie nun wirklich die Falsche, an der er diese Wut auslassen sollte.
„Eis.“, murrte er nach einer halben Stunde, die er auf der Treppe gesessen und vor sich hin gestarrt hatte. „Was ich jetzt brauche, ist ein Eis. Etwas mit so viel Schokolade, dass mir schlecht wird.“ Bei diesem Gedanken blickte er auf die Uhr. Für sein Befinden benötigte Mark aber ganz schön lange für die paar Schritte zum Laden. Stirnrunzelnd bemerkte er, dass sein Freund nun schon fast eine Stunde fort war. Normalerweise war er innerhalb einer knappen halben Stunde wieder da, wenn er etwas dort besorgte. Vielleicht hatte er noch jemanden unterwegs getroffen?
Er beschloss, ihm wirklich entgegen zu gehen und verließ das Haus. Die Straße lag dunkel und verlassen vor ihm. Leichter Nieselregen hatte eingesetzt. Es war sehr warm gewesen an diesem Tag und die schwüle Luft am Abend erdrückte ihn fast. Mit Sicherheit würde es ein Unwetter geben. Sie sollten sich beeilen.
Er sprintete fast die gesamte Strecke zum Laden. Doch Mark traf er nicht an. Verwundert kam er im Laden an. Er nahm sich ein Eis am Stiel aus dem Kühlfach und holte auch eine Flasche Öl aus dem Regal. Als er die Sachen an der Kasse bezahlte, sagte ihm der Besitzer des kleinen Ladens, wie erfreut er war, endlich mal wieder einen von ihnen zu sehen. Das Geräusch der Registriermaschine untermalte seine seltsamen Worte.
„Das bringt mich auf eine Frage, die ich Ihnen stellen wollte.“, sagte Elijah und kramte ein paar Münzen aus seiner Tasche. „War Mark heute Abend noch nicht hier?“
Der betagte Mann schüttelte den Kopf. „Aber nein. Um genau zu sein, bist du sogar mein erster Kunde heute Abend. Gute Nacht!“, rief er noch, denn Elijah hatte schon das Öl und sein Eis gepackt und war nach draußen gestürmt.
Eine Katze überquerte die feuchte Straße. Irgendwo stritt ein Ehepaar.
Seine suchenden Augen glitten über die Umgebung. Er lief durch die Häuserblocks und hielt Ausschau nach Mark. Er glaubte nicht, dass dieser schon wieder zuhause war. Eigentlich ging Mark immer den kürzesten Weg und diesen hatte Elijah soeben abgelaufen.
Seine Füße rutschten über den glatten Stein des Weges. Gerade blieb er vor einer Seitengasse stehen, um zu verschnaufen. Er stand hinter einem schwarzen Auto und bemerkte stirnrunzelnd, dass die Türen offen standen und doch niemand zu sehen war, der dem Wagen gehören könnte. Die Straße war leer. Da plötzlich ergriff ihn von links ein gewaltiger Wind. Er zerrte an seiner Kleidung und an seinen Haaren. Sein Blick ruhte auf der dunklen Seitengasse. Wenn er nicht vollkommen übermüdet war, dann war der Wind, der langsam wieder abflaute, aus der Gasse gekommen. Und tatsächlich drangen Geräusche aus der Finsternis. Sie klangen wie Schläge und höhnisches Gelächter.
Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Leise, um möglichst niemanden auf sich aufmerksam zu machen, schlich er in die Gasse. Der Regen ließ nach. Vor sich sah er den Schein einer Taschenlampe. Vorsichtig lehnte er sich an die Steinwand eines alten Hauses und lugte um die Ecke.
Sein Herz krampfte sich zusammen. Er erkannte sechs Gestalten, die um einen Schatten herum standen, den er als Mark ausmachen konnte. Doch der Wind sah nicht gut aus.
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