Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
nicht still halten kann. In Ihrem Fall die Finger.“
Der Student atmete aus und blickte auf. „Verzeihen Sie.“ meinte er, nur mühsam seinen aufkommenden Zorn unterdrückend. Dieser Montag war nun wirklich das Mieseste vom Miesen! „Ich dachte mir, ich mache Notizen zu Ihren Worten. Leider habe ich nicht die Gabe, ohne Stift zu schreiben.“
Einige unterdrückte Lacher waren zu hören. Mark gab sich nicht die Blöße, sich mit seinem Dozenten anzulegen. Er wusste, wie weit er bei Professor Hummerlich gehen konnte. Und wie gesagt, der alte Herr nahm gerne mal die Sachen auf die leichte Schulter. Er grinste und sein Schnauzbart wackelte noch immer.
„Gut, Herr Thun.“ meinte er. „So sagen Sie mir doch einmal den Grund, weshalb sie so spät zu meinem Unterricht erscheinen und hier hinein schleichen wie ein Dieb auf steinigem Weg.“
Mark dachte lange über eine passende Antwort nach. Die Lacher wurden nicht länger unterdrückt. Keiner der anderen Studenten bemerkte, dass Mark mit Professor Hummerlich Spaß machte. Sie hielten alles für Ernst.
„Lassen Sie es mich so ausdrücken...“ meinte er nach langer Zeit. „Um gleichzeitig ihre beiden gestellten Fragen zu beantworten, gebe ich folgendes zu: als ich heute Morgen aufwachte, musste meine Einheit Auge einen Fehler gemacht und der Komponente Gehirn eine falsche Information zugesandt haben. Daraufhin hat sich mein Komplex Körper noch einmal umgedreht und weitergeschlafen. Bis er von einem zweiten Wunderwerk des modernen Menschen aus dem gemütlichen Bett gerissen wurde.“
Die Studenten lachten laut auf. Manche grinsten auch nur, doch Mark wusste, er hatte es wieder einmal geschafft, der Vorlesung einen witzigen Charakter zu verleihen.
Der Dozent schien ebenfalls zufrieden. „Sie sagen also, durch das Fehlen einer Komponente fällt nicht der gesamte Komplex aus, kann aber durch rückwirkende Effekte geschädigt werden, wenn zum Beispiel der Dozent hinüber kommt und ihrer Einheit Finger einen Schlag mit dem Zeigestock versetzt?“
„Das liegt durchaus im Rahmen des Möglichen.“ erwiderte Mark. „Ich würde es jedoch vorziehen, wenn der Herr Dozent Gnade vor Recht gelten lassen würde, da meine Finger am heutigen Tage noch benötigt werden.“
Danach ging es wieder aufwärts. Professor Hummerlich führte seine Vorlesung fort und Mark überwand den Schrecken über den miesen Morgen. Am Ende der Stunde bat Herr Hummerlich ihn noch einmal zu sich.
„Mein geschätzter Kollege Hassen hat mir erzählt, Ihr Fachgebiet sei das Recht.“ sagte er und rückte seine Papiere zurecht. Er hatte die Gabe, gleichzeitig Mark anzusehen und die Studenten zu beobachten, die sich ein Weg aus dem Saal bahnten. „Ich will Ihnen keine Vorschriften machen. Aber die Biologie scheint mir doch irgendwie weit vom Recht entfernt. Aus welchem Grund sehe ich Sie denn öfter hier sitzen?“
Mark umfasste den Gurt seiner Tragetasche. „Ich mag Ihre Art, den Studenten zu begegnen. Bei Ihnen habe ich das Gefühl, wirklich zu lernen. Das lasse ich mir nicht entgehen. Außerdem glaube ich, dass ich kein – Verzeihen sie den Ausdruck – Fachidiot werden will. Ich habe gerne Möglichkeiten im Blick. Und diese Schule bietet mir die Möglichkeit, nicht nur die für meine Fachrichtung wichtigen Vorlesungen zu besuchen.“
Professor Hummerlich sah ihn aufmerksam an. Dann seufzte er ergeben. „Ach, wenn doch nur alle Schüler so wissbegierig wären wie Sie, Herr Thun. Für das Kompliment danke ich Ihnen. Sollten Sie je Fragen haben, bin ich für Sie da. Einen schönen Tag noch.“
Nun, das sollte es nicht werden. Aus Zeitgründen beschloss Mark in der Mensa zu essen und nicht vorher noch nachhause zu fahren. Leider gab es heute angebrannten Hackbraten mit mehligen Kartoffeln. Er würgte die Hälfte hinunter und schüttete den Rest weg. Die Dame hinter dem Tresen, die für die Essensausgabe zuständig war, warf ihm einen giftigen Blick zu. Er verkniff sich eine Bemerkung und lächelte sie auch noch freundlich an.
Als er die Tür der Mensa hinter sich schloss und den Flur entlang lief, sah er Elijah, der gerade zum Essen gehen wollte. Im Vorbeigehen grüßte er ihn.
„Heute keine Zeit zum nachhause fahren.“ sagte das Feuer. In seinem Arm trug es mehrere Bücher. „Hast du gegessen? Ich wollte gerade zur Mensa.“
Mark riss ihn noch im gehen herum. „Geh zum Bäcker.“ riet er ihm, dann verabschiedete er sich von ihm und hastete zur nächsten Vorlesung. Gelangweilt hörte
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