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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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voll zu tun. In der Nacht des Hurrikans hatte Harold Dunmore das Herrenhaus der Noringhams niedergebrannt, eine weitere seiner vielen Schandtaten. Derzeit wurde es mit einigem Aufwand wieder aufgebaut. Auch auf den Zuckerrohrfeldern brauchte William viele Arbeitskräfte– Elizabeth hatte ihm die Verwaltung von Rainbow Falls übertragen. Irgendjemand musste sich um die Plantage kümmern, und es war Elizabeth nur folgerichtig erschienen, William das Land zur Nutzung zu überlassen, zumal es unmittelbar an seine eigenen Ländereien grenzte. Dunmore Hall hingegen wollte sie verkaufen– das Stadthaus lag meilenweit von der Plantage entfernt, William konnte damit nichts anfangen. Außerdem verabscheute Elizabeth das Haus, das bis in den letzten Winkel ein beredtes Zeugnis für den Größenwahn ihres Schwiegervaters war.
    Plantage und Stadthaus waren durch Harolds Tod an seinen einzigen männlichen Nachkommen gefallen– seinen Enkel Jonathan. Dass Johnny in Wahrheit gar nicht Harolds leiblicher Nachfahre war, wussten nur wenige, und Elizabeth tat ihr Möglichstes, dass es dabei blieb. Sie und Duncan wollten ihrem Sohn das ererbte Land erhalten, auch wenn Elizabeth oft dachte, dass ein Fluch darauf liegen müsse. Rainbow Falls und Dunmore Hall– Harold hatte seinen Besitztümern blumige Namen gegeben, aber hier wie dort hatte er ein Schreckensregiment geführt und Verderben über die Menschen gebracht.
    Duncan sah das Ganze wesentlich pragmatischer.
    » Landbesitz ist wertbeständig « , hatte er gemeint. » Und vielleicht will Johnny ja eines Tages ein fauler, reicher Pflanzer werden. Das ist immer noch besser als ein Pirat, der immer nur einen Schuss Pulver vom Grab entfernt ist. « Bei diesen Worten war das ihm eigene, verwegene Grinsen aufgeblitzt, bei dem sich Elizabeths Herzschlag immer noch genauso unweigerlich beschleunigte wie zu Beginn ihrer Beziehung.
    Sie ging die Treppe hinauf ins Obergeschoss und drückte sich dabei leicht die Hand ins Kreuz. Mittlerweile merkte sie, dass sie einen langen und anstrengenden Tag hinter sich hatte. Vielleicht hätte sie sich besser nicht vorgenommen, unbedingt noch ein letztes Mal zu tauchen. Zwar war ihre Schwangerschaft bisher, abgesehen von der Morgenübelkeit in den ersten Monaten, ohne besondere Beschwernisse verlaufen, doch sie hatte mehr an Leibesumfang zugenommen als damals bei Johnny, und entsprechend mühsamer waren ihre Bewegungen. Vor allem beim Auf- und Absitzen merkte sie ihre wachsende Unbeholfenheit, obwohl ihre kleine Schimmelstute dem riesigen Wallach, den Deirdre ritt, kaum bis zur Schulter reichte. Das Schwimmen war dagegen leicht, denn dabei trug das Wasser ihr Gewicht. Doch damit war es ja nun vorläufig vorbei. Im Grunde traf es sich gut, dass sie jetzt zum Ende der Schwangerschaft hin eine längere Schiffsreise antrat– auf der Elise konnte sie sowieso nichts weiter tun, als tatenlos herumzusitzen und sich auszuruhen.
    Elizabeth klopfte kurz an die Tür, bevor sie Felicitys Kammer betrat. Ihre Cousine kniete vor einer der Kleiderkisten, die noch an Bord der Elise verstaut werden mussten. Überall um sie herum lagen Wäschestücke– auf dem Schemel, dem Bett, der Kommode, den Dielen des Fußbodens. Sie sprang auf, als Elizabeth die Kammer betrat.
    » Wie konntest du nur so lange fortbleiben, Lizzie! Ich habe mir Sorgen… « Felicity hielt inne. Empörte Ungläubigkeit zeichnete sich in ihrem Gesicht ab, als sie Elizabeths nasses Haar bemerkte. Sie stemmte die Hände in die üppigen Hüften. » Du warst schwimmen! «
    Elizabeth unterbrach ihre Cousine, bevor sie zu langatmigen Vorwürfen ansetzen konnte. » Felicity, unsere Pläne haben sich geändert. Wir müssen schon heute Nacht abreisen. «
    Felicity fiel ein Unterkleid zu Boden, sie starrte Elizabeth mit offenem Mund an. Ihr herzförmiges Gesicht war ein einziges entsetztes Fragezeichen.
    » Was sagst du da? «
    » Wir brechen vor dem Morgengrauen auf. Duncan könnte sonst verhaftet werden. «
    » Verhaftet? « Felicitys Stimme klang schrill. » Aber warum denn? Was hat er getan? «
    Elizabeth erklärte ihr alles, doch Felicity war zu verstört, um ihre Ausführungen richtig zu begreifen.
    » Was tun wir denn jetzt? « , rief sie außer sich.
    » Packen « , sagte Elizabeth lakonisch. » Und dann aufs Schiff gehen. «
    Doch damit konnte sie Felicity nicht beruhigen.
    » Und wenn sie ihn doch noch verhaften? Was soll dann aus unserer Reise werden? «
    Ihre einzige Sorge war, dass sie womöglich

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