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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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Sicherheit. Das allein zählt.« In seinem mit Ruß verschmierten Gesicht vertieften sich plötzlich die Fältchen um seine Augen, in denen ein Funke Sarkasmus aufblitzte. »Und jetzt bin ich meiner so besorgten, diskussionsfreudigen Ehefrau unendlich dankbar für ihre Sorge und ihren Pessimismus, denn nur deinetwegen haben wir damals diese ekelhaft teure Feuerversicherung abgeschlossen.« Er zupfte an einer ihrer Haarsträhnen. »He, Nora, wir werden das schon wieder hinkriegen.«
    Die Feuer wüteten den ganzen Tag weiter und erreichten schon die dichter besiedelten Straßen am Stadtrand von Cameron Downs. Hektisch fuhren Feuerwehrwagen hin und her. Verstörte Passanten irrten durch die Straßen auf der Suche nach Familienangehörigen und auf der Flucht vor den Flammen. Löschflugzeuge und -hubschrauber kreisten über der Stadt und ließen Unmengen Wasser ab, um die Brände doch noch aufzuhalten. Am Spätnachmittag wurden die Gebete der Einwohner erhört. Der Himmel verdunkelte sich noch mehr, und Wolkenberge vermengten sich mit dem Qualm der Feuer. Mit einer Plötzlichkeit, die Nora sich nie vorgestellt hätte, ließen heftige Gewitter Regenmassen unglaublichen Ausmaßes auf die Erde niederprasseln. Wortlos und innerlich schockiert stand Nora beiBill am Fenster und sah hinaus. Tom freute sich mit den anderen über den lang ersehnten Regen und darüber, dass die Gefahr für die Stadt gebannt war. In Noras Kopf kreiste indes nur die Frage: »Warum nicht eher?«
    Als sie einen Tag später vor den verkohlten Trümmern ihres Hauses ankamen, schwiegen beide. Nora brauchte einige Sekunden, ehe sie so weit war, überhaupt das Auto verlassen zu können. Das Feuer hatte praktisch nichts übrig gelassen. Mauerreste und verbrannte Balken ragten anklagend in den Himmel. Reste grauen Rauchs kräuselten sich vor einer zaghaft scheinenden Sonne, die sich in riesigen Pfützen spiegelte. Es schien fast so, als würde sie sich schämen, dieses Inferno in allzu helles Licht zu tauchen. Den Brandgeruch würde Nora vermutlich nie mehr vergessen können. Sie biss sich auf die Unterlippe, während ihre Augen vom Haus über den Garten wanderten. Nichts. Absolut nichts war übrig geblieben. Nur dieses grenzenlose dampfende tote Schwarzgrau so weit das Auge reichte. Mein Gott, hier konnte man doch nicht leben.
    Während Tom um das Haus herumstapfte, lehnte sie sich gegen die Motorhaube des Wagens und nahm fassungslos das ganze Ausmaß dieser Verwüstung in sich auf. In diesem Moment kamen ihr ernsthafte Zweifel, ob sie die Kraft aufbringen konnte, noch einmal von vorne anzufangen. Sie schluckte und senkte den Kopf. Sie wollte nicht in Tränen ausbrechen. Was konnten ihre Tränen angesichts dieser scheinbar endlos verbrannten Welt auch schon ausrichten? In ihrem Inneren spürte sie deutlich, dass sie dabei war, vor diesem Land zu kapitulieren, das sie offenkundig nicht haben wollte. Wieder einmal hatte sie das Gefühl, dafür bestraft zu werden, dass sie ihrer Liebe zu Tomhierher gefolgt war. Sie schloss die Augen. Aber sie hatte nicht einmal mehr den Mut für ein Gebet. Sie hörte Toms Schritte und öffnete die Augen. Er blieb vor ihr stehen und griff nach ihrer Hand. »Das wird schon wieder, Nora …«
    Sie sah ihn an. Sein Gesicht war blass und angespannt und stand in krassem Gegensatz zu seinen Worten. Sie erkannte auch in seinen Augen Verzweiflung. Aber sie war nicht imstande, darauf Rücksicht zu nehmen. Sie schüttelte den Kopf. »Das wird nicht wieder, Tom. Wir können doch nicht erneut monatelang alles aufbauen, um es in der nächsten Dürre bei einem Feuer wieder zu verlieren.« Sie sah verbittert auf die verkohlten Trümmer des Hauses. »So viel übrigens zu deinem Satz: ›Die Feuer sind noch nie bis Cameron gelangt.‹«
    Tom zuckte hilflos mit den Schultern. »Sie sind bisher auch noch nie so weit vorgedrungen. Es waren die schlimmsten Brände seit vierzig Jahren. Und wir sind nicht die Einzigen, die es getroffen hat.«
    Nora schwieg eine Weile und betrachtete die schwarze Ebene. Dann sagte sie mit tonloser Stimme: »Ich hätte wohl nie herkommen dürfen.«
    Tom drückte ihre Hand. Er hatte plötzlich Angst, dass sie ihr Leben in seiner Heimat bedauern könnte. »Sag das nicht, Darling. Bitte!«
    Nora entzog ihm ihre Hand und verschränkte die Arme vor der Brust. Wieder schaute sie in die Ferne des Outback. Es lag etwas Endgültiges in ihrem Blick.
    »Ich war grenzenlos fasziniert von diesem Land und seiner ursprünglichen

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