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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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Abständen der Schmerz über den erlittenen Verlust zurück. Niemand konnte die Lücke schließen, die ihr Mann hinterlassen hatte. Seufzend blinzelte sie gegen das helle Sonnenlicht an und murmelte leise seinen Namen. »Ach John.«
    Als das Telefon klingelte, wandte sie sich rasch um und ging in die geräumige Wohnung zurück. Erfreut lachte sie auf. »Oh,hallo, Tom! Das ist aber schön, dass du dich meldest. Wie ist es in Deutschland?«
    Sie erinnerte sich genau an das lange Telefongespräch, das er vor gut drei Wochen mit ihr geführt hatte. Seit ewigen Zeiten hatte er einmal etwas von sich erzählt. Er hatte eine besondere Frau erwähnt, und obwohl es ihr nicht gefallen hatte, dass diese Frau in Deutschland lebte, verheiratet war und Kinder hatte, war sie froh gewesen, dass ihr sonst so verschlossener Sohn sich dem Leben wieder zu öffnen schien. Nachdem sie alles erfahren hatte, war sie schockiert gewesen, insbesondere darüber, dass Tom – ohne es zu wissen – Vater geworden war. Sie hatte also eine Enkeltochter in Deutschland, deren Mutter sie nicht einmal kannte und deren Sprache sie nicht verstand.
    Tom hatte ihr einige Tage darauf einen Fotoabzug geschickt, der ihr dabei helfen sollte, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Und obwohl unmittelbar nach dem Telefonat Zweifel in ihr aufgestiegen waren, ob die »Geschichte« wohl auch stimmte, wusste sie bereits nach dem ersten Blick auf das Foto des kleinen Mädchens, dass ihr Sohn der Vater war. Sprachlos hatte sie beinahe einen ganzen Nachmittag immer wieder das Bild zur Hand genommen und in alten Fotoalben geblättert, um sich zu vergewissern, dass sie keiner Täuschung erlag. Die Kleine schien eine Miniaturausgabe von Tom zu sein.
    Jetzt lauschte sie der Erzählung ihres Sohnes aus Deutschland. Er schien aufgekratzter als sonst, und sie nahm Aufregung zwischen seinen Worten wahr. Dennoch forschte sie nicht nach, sondern überließ es ihm, das zu erzählen, was er freiwillig preisgab. Nach einer Weile machte er eine zögernde Pause. »Mum? Eigentlich rufe ich dich an, weil ich dir sagen wollte, dass ich Nora hier heiraten werde.«
    Catherine schwieg sekundenlang. Was bedeutete das? Würde er nicht mehr nach Australien zurückkehren? Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Tom fuhr fort. »Ich weiß, dass das sehr plötzlich für dich kommt, Mum. Aber mir ist hier so vieles klar geworden, vor allem, dass ich diese Frau und mein Kind liebe und sie nicht verlieren möchte. Kein Tag würde vergehen, an dem ich nicht an sie denken und mich fragen würde, was sie wohl tun und wie es ihnen geht. Ich … ich habe Nora dazu bringen können, mit mir nach Australien zu kommen.«
    Catherine atmete auf und schloss erleichtert die Augen. »Gott sei Dank, Tom! Ich freue mich für euch. Ich hatte nur schon befürchtet, dass du dort bleiben würdest.«
    Tom musste unwillkürlich grinsen. Er war jetzt neununddreißig Jahre alt, und doch bliebe er für seine Mutter immer »das Kind«.
    »Nein, Mum. Obwohl ich darüber nachgedacht hätte, wenn Nora Hamburg nicht hätte verlassen wollen.« Er seufzte kurz. »Es ist aber alles sehr kompliziert hier. Ihr Exmann hat Schwierigkeiten wegen der Kinder gemacht, ihr zwölfjähriger Sohn will nicht mit uns kommen, und ihre Tochter leidet unter den Unstimmigkeiten. Das alles macht Nora so zu schaffen, dass ich mehr als einmal Angst hatte, dass sie mich einfach wieder fortschickt.«
    Catherine schluckte. Was war das für eine Frau, die einen solchen Einfluss auf ihren Sohn hatte, dessen ganze Leidenschaft — bis auf seinen Irrtum mit Sarah – bislang seinem Beruf gegolten hatte? Jetzt vernachlässigte er seit Wochen seine Arbeit beim Royal Flying Doctor Service und schien daran nicht einen Gedanken zu verschwenden.
    »Ach Tom, das hört sich nicht gut an. Bist du sicher, dass du das Richtige tust? Denkt ihr auch an die Kinder?«
    Tom schwieg einen Moment unzufrieden. »Nora hat eigentlich immer nur an die Kinder gedacht. Bis auf die kurze Zeit in Australien hat sie ihre eigenen Gefühle immer hintangestellt. Ich bin froh darüber, dass sie erstmals Zweifel bekommen hat, ob es richtig ist, ihre Liebe zu mir zu verleugnen. Mit Mut und Geduld werden sich die augenblicklichen Schwierigkeiten schon lösen lassen.« Er atmete tief durch. »Und, Mum, ich könnte außerdem nicht mehr einfach auf Sophie verzichten. Sie ist mein Kind. Es ist ein unglaubliches Gefühl, sie auf dem Arm zu haben.«
    Catherines Blick war zu dem Foto neben dem Telefon

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