Wind der Traumzeit (German Edition)
nicht schlafen?«
»Ach, mir geht so viel im Kopf herum. Und ich kann nicht glauben, dass ich – kaum geschieden – tatsächlich schon wieder verheiratet bin.«
Er drückte sie kurz an sich. »Diesmal aber mit dem Richtigen.« Er grinste.
Nora drehte sich auf den Bauch und stützte sich mit den Ellbogen ab. »Schade, dass du übermorgen nach Hause fliegst.« Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Ich würde auch lieber bleiben, Darling. Aber ehe ihr hier abreisefertig seid und die Möbel auf dem Containerschiff sind, vergehen noch einige Wochen. Ich kann Bill unmöglich noch länger warten lassen. Und ich riskiere ja, dass sich meine Vertretung in Cameron häuslich niederlässt.«
Nora nickte. »Ich weiß.«
Er gab ihr einen kleinen Schubs. »Es fällt mir wirklich schwer, gerade jetzt zu fliegen. Außerdem habe ich immer das Gefühl, dich überwältigen wieder alle möglichen Zweifel, wenn ichnicht bei dir bin.« Er hob drohend den Zeigefinger. »Vergiss nicht, wir sind jetzt verheiratet. Du kannst es dir nicht mehr einfach überlegen.«
Nora lachte leise und gab ihm einen Kuss. »Das will ich ja gar nicht, du verrückter Australier.« Das Mondlicht strahlte hell auf die Fensterbank. Sie sah ihm in die Augen und lächelte. »Weißt du, wie Niklas dich genannt hat, als du hier aufgetaucht bist und es ihm ganz und gar nicht passte, dich an meiner Seite zu sehen?«
Er wartete gespannt. »Hm?«
»Er war schrecklich sauer und schimpfte mit mir: Du und dein ›Mr. Tom from Down Under‹!«
Er lachte nun auch. »Tja, dem ist wohl nichts hinzuzufügen.« Er streckte einen Arm nach ihr aus. »Komm her zu ›Mr. Tom from Down Under‹. Übermorgen lässt er dich nämlich für ein paar Wochen allein.«
17
N ora fand kaum Zeit Tom zu vermissen. Ihre eigene Abreise mit den Mädchen rückte immer näher, und ständig gab es irgendetwas zu tun oder zu regeln. Die Formalitäten für die Auswanderung und die Organisation der Möbelverschiffung beanspruchten sie neben ihrem normalen Alltag mit drei Kindern sehr. Sie verspürte Nervosität und Aufregung bei dem Gedanken an das Kommende, und immer wieder hatte sie das Gefühl, womöglich etwas Wichtiges zu vergessen. Dann aber – mitten in Maries Sommerferien – war es so weit. Der Tag der Abreise war da, und es schien kein Zurück zu geben.
Innerlich aufgewühlt, aber nach außen hin um größtmögliche Gelassenheit bemüht, stand Niklas im Wohnzimmer und sah dem aufgeregten Hin und Her von Nora und Marie zu. Die kleine Sophie war auf dem Arm ihrer Großmutter und quietschte fröhlich ob des ganzen Lebens um sie herum. Ihr Großvater brachte einen großen Koffer in den Flur, während Nora wahrscheinlich zum fünfundzwanzigsten Mal den Inhalt ihres Handgepäckrucksacks überprüfte. Die Aussicht auf eine so lange Reise mit einem Schulkind und einem Wickelkind ließen in ihr Panik und Nervosität aufkommen. Worauf hatte sie sich bloß eingelassen? Der Blick auf ihre Eltern verunsicherte sie ebenfalls. Obwohl sie ihr nie offen Vorwürfe gemacht hatten, spürte sie deutlich, dass sie die Scheidung und das Auseinanderbrechen einer einstmals so intakten Familie missbilligten. Nora wusste außerdem, dass sie ihre Eltern nie wieder sehen würde, wenn sie nicht selbst nach Hamburg zurückkäme. Niemals würden Hermann und Louisa Waldner in ein Flugzeug steigen und dreiundzwanzig Stunden Flug auf sich nehmen, um in ein Land zu gelangen, in dem sie sich so fremd fühlen würden wie ein Eisbär in der Sahara.
Nora schluckte. Nicht einmal für ihre einzige Tochter und auch nicht für ihre beiden Enkelkinder würden sie dies tun.
Das Taxi fuhr in die Zufahrt und hupte kurz. Nora hatte sich den Abschied von Niklas hier im Haus einfacher vorgestellt als am Flughafen. Und doch legte sich nun eine eiskalte Hand um ihr Herz und trieb ihr die Tränen in die Augen. Tapfer schluckte sie sie hinunter und ging zu ihrem Sohn, um ihn an sich zu drücken. »Mach’s gut, Nicky.« An seinem Ohr flüsterte sie nur für ihn hörbar: »Ich hab dich lieb. Pass gut auf dich auf!« Ihr Sohn nickte betreten. »Ja, mach ich, Mama.« Sie legte eine Hand an seine Wange. »Versprich mir, dass du uns besuchen kommst.«
»Ja, okay. – Mit Papa.«
Sie gab ihm noch einen Kuss und wandte sich dann ihren Eltern zu. Als die traurige Anspannung ihren Höhepunkt erreichte, hupte es in der Auffahrt. Niklas lief zum Fenster. »Das ist ja Papa.« Erfreut rannte er zur Tür.
Max kam atemlos ins Haus. »Hab
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