Wind der Traumzeit (German Edition)
gewandert. Sie lächelte.
»Ich wünsche euch alles Glück der Welt. Ich kann es kaum erwarten, euch zu sehen. Aber warum heiratet ihr so überstürzt?« Tom antwortete sofort. »Weil es nicht den geringsten Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung gibt.«
Catherine spürte seinen Unwillen. »Schon gut, Tom. Wann heiratet ihr?«
Er zögerte nur kurz. »Am Freitag.«
»Ich werde an euch denken, und ich freue mich darauf, euch zu sehen. Wie schaut es mit eurer Heimreise aus?«
»Es ist ein geradezu unglaublicher bürokratischer Aufwand, aber wir sind fest entschlossen, jetzt so schnell wie nur irgend möglich in unser neues Leben zu starten.«
Dazu gab es nichts mehr zu sagen. »Ich halte euch die Daumen, mein Junge.«
»Danke, Mum. Ich melde mich wieder.«
»Ja, mach’s gut. Und pass auf dich auf.«
Sie legte den Hörer auf und starrte vor sich hin. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie sich auf dem kleinen Korbsessel neben dem Telefontischchen niedergelassen hatte. Ihre Gedanken drehten sich unaufhörlich um das eben geführte Telefonat. Sie versuchte sich vorzustellen, wie Toms Leben in Hamburg aussah, welchen Einfluss diese Frau auf ihren Sohn hatte. Der Gedanke, dass Tom verheiratet und als Familienvater hierher zurückkommen würde, fiel ihr schwer. Hoffentlich war alles richtig so. Seufzend schaute sie auf ein gerahmtes Foto von Jonathan.
»Ach John, was sagst du dazu?«
16
D ie Kinder nahmen es besser auf, als Nora angenommen hatte. Nachdem die Situation sich entspannt hatte und feststand, dass Niklas in Hamburg bleiben konnte, war er ein wenig umgänglicher geworden. Tom gegenüber blieb er nach wie vor distanziert, aber er wahrte zumindest die Grundregeln der Höflichkeit. Dass sein freier Wille, in Hamburg zu bleiben, akzeptiert worden war, hatte ihm die Fähigkeit zu dieser Höflichkeit gegeben. Marie fühlte sich besser, nachdem ihr Vater mit ihr gesprochen hatte. Ihr war immer noch bange davor, ihn und Niklas zurückzulassen, aber die Aufregung über das bevorstehende Abenteuer »Australien« hatte sie gepackt. Sie war grenzenlos erleichtert, dass sie bei ihrer Mutter und Sophie bleiben durfte, und dass sie sich ihrer Sympathie für Tom nicht mehr schämen musste. Sie freute sich auf das große weite Land, von dem ihre Mutter schon so oft erzählt hatte, und auch dort würde sie reiten dürfen. Wahrscheinlich sogar öfter als hier in Hamburg.
Dass Nora und Tom heiraten wollten, kam für die Kinder nicht sehr überraschend. Sie hatten in den vergangenen Wochen beobachten können, wie sehr die beiden einander zugetan waren, und das, obwohl Nora und Tom es vermieden hatten, im Beisein der Kinder Zärtlichkeiten auszutauschen, um ihre Gefühle nicht zu verletzen. Bis zum heutigen Tag kehrte Tom zum Schlafen ins Hotel zurück. Auch diese Regelung hatte es Niklas leichter gemacht die Situation zu akzeptieren. Nora war so froh darüber, dass die Querelen zwischen ihr und Max aufgehört hatten, dass sie ihn sogar zur Trauung eingeladen hatte. Doch Maxhatte die Einladung abgelehnt und ihr Glück gewünscht. »Ich akzeptiere es, Nora. Erwarte nicht, dass ich mich darüber freue.« Die Trauung selbst war so schlicht und knapp wie möglich gehalten und fand im engsten Kreis statt. Es sollte keine große Feier geben. Nora wäre das so kurz nach ihrer Scheidung von Max stillos vorgekommen. Aber sie hatten den Zeitpunkt auch nicht weiter hinausschieben wollen, da sie sich liebten und absolut einig waren. Sie trug ein apricotfarbenes Kostüm, das mit ihrem Teint harmonierte und hervorragend zu ihrem goldbraunen, schimmernden Haar passte, das sie locker aufgesteckt trug. Sie war nicht mehr so ernst, und ihre Züge hatten sich entspannt. Tom sah sie liebevoll an. Er hatte einen dunklen Anzug gewählt, der ihm ebenfalls gut stand.
Neben Niklas und Marie saßen Noras Eltern ein wenig beklommen auf den Stühlen der ersten Sitzreihe hinter dem Brautpaar. Sie schienen von den Ereignissen der letzten Wochen förmlich überrollt worden zu sein. Sie billigten keineswegs die Entscheidung ihrer Tochter, mit diesem Mann nach Australien auszuwandern. Australien! Das war ein Land auf der anderen Erdhalbkugel. Für sie in etwa genauso weit weg wie der Mars. Sie litten darunter, dass Nora und Max geschieden waren, und sie litten auch darunter, zwei der Enkelkinder, die ihnen sehr ans Herz gewachsen waren, zu verlieren. Dennoch spürten sie, dass Nora nicht willkürlich handelte oder womöglich von der Mid-life-Crisis
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