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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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irgendetwas, aber so sehr ich mir auch das Hirn zermarterte, ich kam nicht darauf, was es war.
    Mòrag hatte ich nicht vergessen. Zumindest vage konnte ich mich später daran erinnern, wie sie meine heiße Stirn kühlte oder versuchte, mir einen widerlichen Trank einzuflößen. Von Zauberei war die Rede und von Wachen vor meiner Tür.

    Viel Zeit hatte ich nicht darauf verwandt, meine Flucht zu planen. Du musst zurückkehren , hatte die Stimme immer wieder geflüstert, und genau das hatte ich nun auch vor.
    Zuerst würde ich es an der Küste versuchen. Immerhin war es möglich, dass hinter dem verwunschenen Wald von Gleann Ceòthach, der das Tal so effektiv von der Außenwelt abschirmte, mein altes Leben auf mich wartete – dass ich einfach nur in eine Parallelwelt geraten war. Das klang zwar ziemlich fantastisch, aber war meine Reise durch die Zeit nicht ohnehin so unglaublich, dass ich alle Möglichkeiten prüfen musste, egal, wie seltsam sie klingen mochten? Trotzdem quälten mich Zweifel, ob ich den richtigen Weg eingeschlagen hatte, während wir uns immer weiter von Castle Grianach entfernten. Die Chance, jenseits des Tals meine Welt wiederzufinden, war winzig – dennoch wollte ich es versuchen.
    Sollte sich meine Hoffnung als falsch herausstellen, würde ich auf dem Weg, den ich bereits einmal genommen hatte und der auf der anderen Seite des Flusses entlangführte, zum Feenkreis zurückkehren. Das war mein Plan.
    Obwohl ich fest daran glaubte, dass Alan mich nicht vermissen würde, wäre es nicht einmal so unwahrscheinlich, dass ich mit meinem heimlichen Verschwinden sein Ego angekratzt hatte. Und das würde er bestimmt nicht auf sich sitzen lassen.
    Folgte er mir deshalb tatsächlich – und sei es nur, um seine Überlegenheit zu demonstrieren –, dann würde er mich bestimmt zuerst dort oben am Feenkreis suchen, nichts finden und längst wieder fort sein, wenn ich die Steine erreichte.
    Tränen brannten in meinen Augen, als ich daran dachte, wie sehr ich mich in ihm getäuscht hatte. Und dabei war ich
ganz sicher gewesen, dass er anders war als die anderen Männer in meinem Leben. Die hatten mich immer nur als Karriereleiter, Geldquelle oder im besten Fall als netten Zeitvertreib betrachtet. Meine Psychologin redete mir seit Jahren zu, ich solle meine Stärken erkennen und versuchen, meine Fehler anzunehmen, damit ich endlich aus diesem unheilvollen Kreis ausbrechen konnte, der mich stets aufs Neue in die Arme irgendwelcher egoistischer Nichtsnutze führte. Nach dem Fiasko mit meinem letzten Freund und dank Caitlynns und Iains Hilfe hätte ich schwören können, endlich auf dem richtigen Weg zu sein. Und dann das.
    Gerade noch war ich dummes Schaf naiv genug gewesen zu glauben, dass Alan mich wirklich liebt.
    Er war so überzeugend gewesen.
    Als es mir endlich besser ging, sehnte ich mich nach seinen Umarmungen, nach der Sicherheit, die seine Nähe mir versprach, doch er kam nicht.
    Inzwischen wusste ich ja auch, warum. Alan hatte anderweitig Beschäftigung gefunden. Ich ballte die Fäuste, während ich mich an seinen gemeinen Verrat erinnerte: Lange nachdem gestern die Sonne untergegangen war, hatte ich das Bedürfnis verspürt, den Abtritt im Turm zu benutzen. Wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, zog ich den zugigen Sitz in luftiger Höhe dem Nachttopf in meinem Zimmer vor, so auch gestern.
    Schlaftrunken und immer noch reichlich kraftlos drückte ich die Klinke herunter und spähte vorsichtig aus der Nische vor meiner Zimmertür. Ich hatte keine Lust, Mòrag oder einer der Wachen, die regelmäßig im Gang patrouillierten, in die Arme zu laufen. Meine Freundin hätte mich bestimmt wieder zurück ins Bett gescheucht. Doch stattdessen sah ich
Mary im Durchgang zu Alans Schlafzimmer stehen. Sie wandte mir den Rücken zu, aber ich erkannte sie an ihrem kostbaren Kleid und den blonden Locken, die sie neuerdings häufiger offen trug. Ich habe eine Mode kreiert , dachte ich. Herzlichen Dank, Schicksal! War das meine Aufgabe in dieser Welt gewesen?
    Mary war nicht allein. Männerarme hielten sie umfangen, und trotz der Dunkelheit war ich sicher, Zeugin eines leidenschaftlichen Kusses zu sein.
    »Was wird nun geschehen?«, hörte ich das Mädchen leise fragen.
    Und die Männerstimme gab flüsternd zurück: »Ich liebe dich, Kleines. Gib mir noch etwas Zeit. Ich verspreche dir, dass ich so bald wie möglich mit Joanna rede. Sie wird uns verstehen.«
    Beinahe hätte mein entsetztes Keuchen mich verraten. Der

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