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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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als ich endlich sicher sein konnte, dass du leben würdest, läufst du davon …« Behutsam zog er mich weiter aus und hängte die immer noch klammen Röcke ans Feuer.
    »Es tut mir leid«, schluchzte ich, aber Alan wischte meine Tränen fort und küsste mich zärtlich. Bald wurden seine Liebkosungen fordernder, bis sich meine Lippen ihm einladend öffneten und seine Zunge gierig meinen Mund erforschte. Allmählich breitete sich eine vertraute Wärme in mir aus, was nur gut war, denn ehe ich protestieren konnte, streifte er mir
schon das Hemd über den Kopf. Mein Zittern hatte nun nichts mehr mit der Kälte zu tun. Ich begann an seinem Plaid zu zerren, und Alan tat einen Schritt zurück. Wie ein Künstler, der sein Werk betrachtet, schaute er mich wortlos an.
    »Liebe mich!« Vom Weinen hatte meine Stimme einen heiseren Klang bekommen.
    Alan schien es zu gefallen. Er nahm sich nicht einmal die Zeit, seinen Kilt abzulegen.
     
    Das Beben war nach unserer schnellen und heftigen Begegnung noch nicht ganz abgeklungen; ungeschickt nestelte ich gerade die Bänder meines Rocks zusammen, da sprang die Tür auf, und Ewan steckte seinen Kopf hindurch. Er schaute von einem zum anderen und kam herein. Unser Gastgeber musste kein Hellseher sein, um zu ahnen, was sich auf seinem Küchentisch abgespielt hatte.
    Vergeblich versuchte ich meine Haare mit den Fingern zu kämmen, um sie anschließend flechten zu können. Ich wünschte, ich hätte daran gedacht, eine Haarbürste auf die Flucht mitzunehmen. Oder wenigstens meine Haube.
    Als hätte er meine Gedanken geahnt, wies Ewan mit dem Kinn auf eine kleine Truhe: »Da drin findest du Kamm und Spiegel, hinter dem Haus ist ein Bach. Bring doch gleich noch einen Eimer Wasser mit.«
    In der Truhe fand ich auch noch ein Leinentuch, und kurz darauf hockte ich am Ufer eines munter dahinplätschernden Bächleins, um mich zu waschen. Als ich anschließend in den Spiegel blickte, erkannte ich mich in der Windsbraut fast selbst nicht mehr wieder, die mir von dem polierten Blechoval aus einem Paar rot geränderten Augen entgegenblickte. Kein Wunder, dass Ewan auf die merkwürdige Idee gekommen war,
mir den Namen einer zweifellos garstigen Wasserfee zu geben. Dunkle Ringe zeugten von den Tagen, in denen mein Körper gegen das Gift angekämpft hatte. Die unheimliche Begegnung mit der Anderswelt hatten ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Die Lippen, von Alans Küssen geschwollen, leuchteten unnatürlich rot aus einem schmalen und bleichen Gesicht. Schwarze Haartressen, lang wie nie zuvor, schlängelten sich wie Lianen über meine Schultern. Behutsam versuchte ich, sie mit Hilfe des grobzinkigen Kamms aus Horn zu entwirren, und erst nach einer längeren schmerzhaften Prozedur konnte ich zumindest zwei einigermaßen ordentlichen Zöpfe flechten und sie, wie Mòrag es mir gezeigt hatte, am Hinterkopf zusammenstecken, um den Rest meiner Mähne zu bändigen. Als das erledigt war, schloss ich erleichtert das Mieder über dem Leinenhemd. Inzwischen hatte ich mich so sehr daran gewöhnt, dass mir ohne den leichten Druck auf die Taille etwas fehlte und ich mich fühlte, als sei ich nicht vollständig bekleidet.
    Anschließend schöpfte ich Wasser. Aus einem Leck im Holzeimer tropfte es mächtig, und ich musste mich sputen, wenn ich nicht mit einem leeren Gefäß in Ewans Küche ankommen wollte.
    Atemlos riss ich die Tür auf… und blieb abrupt stehen. Von den Männern unbemerkt und von ihrem Anblick vollkommen überwältigt, betrachtete ich die Szene häuslicher Harmonie, die sich vor mir entfaltete: Alan knetete mit mehligen Händen einen Teig, während Ewan mit dem Dolch geschickt den vor ihm liegenden Fisch von seinen Schuppen befreite. Drei weitere Fische lagen bereits mit aufgeschlitzten Bäuchen neben fast fertigen Haferbroten und schaukelten auf einem Bratrost über dem Feuer. Die beiden Männer standen in dieser
dunklen Bauernkate und kochten, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Und sie sangen. Genauer gesagt, war es Alan, der sang, während Ewan mit dem Messer einen Takt vorgab und mitpfiff. Dann aber bemerkte er mich und verstummte. »Du kommst gerade recht. Gieß das Wasser in den Krug dort drüben, und was übrig bleibt, in diesen Kessel.«
    Wortlos folgte ich der Anweisung, und er hängte den Topf an einem Haken tief in die Flammen. Danach machte er sich daran, Karotten und anderes Gemüse zu putzen, kleinzuschneiden und anschließend in das inzwischen sprudelnde Wasser zu

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