Wind Der Zeiten
frech?«
Alan sandte einen Blick himmelwärts, wurde jedoch durch das Auftauchen eines weiteren Mannes seiner Antwort enthoben. Duncan. Mòrags Freund stotterte vor Erleichterung, als er sah, dass ich noch aus einem Stück bestand: »Och, Mädchen. W-wir haben uns solche Sorgen gemacht! Geht es dir gut?«
Ich nickte nur. Zu dick war der Kloß in meinem Hals, als dass ich ein Wort hätte sagen können.
Alan legte ihm seine Hand auf die Schulter: »Geh nach Gleann Grianach zurück und erzähl ihnen, ich hätte mich entschlossen, die Suche abzubrechen. Sag niemandem, dass du Joanna gesehen hast. Je weniger sie wissen, desto besser.« Er blickte grimmig. »Mòrag kannst du beruhigen, ihre verrückte Freundin ist bei mir vorerst in Sicherheit«, fügte er rasch hinzu, als Duncan den Mund öffnete, um etwas zu entgegnen.
Die Erleichterung war dem jungen Highlander deutlich anzusehen. Nie würde er einem eindeutigen Befehl seines Chiefs zuwiderhandeln, aber was hätte er gelitten, wenn er gar nichts hätte erzählen dürfen.
»Doch nur ihr, hörst du? Sonst niemandem!« Duncan nickte und wollte bereits losstürmen, da hielt Alan ihn zurück und sprach so leise, dass Ewan, der etwas abseits stand, ihn wahrscheinlich nicht hören konnte: »Ich werde nach Fearna reiten. Aber nicht auf dem direkten Weg. Balgy soll zwei seiner Leute mitbringen, du wirst ihn ebenfalls begleiten.«
»Nur zwei?«
Alan lächelte. »Keine Sorge, er weiß schon, was zu tun ist. Wenn es Gott gefällt, sehen wir euch in zwei Tagen gegen Mittag am Pass von Fearna.«
» Aye , Chief!« Duncan salutierte leicht. Sein Kilt schwang hin und her, als er den nächsten Hügel hinauftrabte, und jeder Jogger hätte ihn um die federleichten, raumgreifenden Schritte beneidet. Ich wusste, dass Duncan als guter Läufer galt und war sicher, er würde nicht ein einziges Mal haltmachen, bevor er Castle Grianach in Rekordzeit erreicht hätte.
»Bist du auch zu Fuß gekommen?«, fragte ich, als sich das ungemütliche Schweigen zwischen uns dreien in die Länge zog. Anstelle einer Antwort steckte Alan zwei Finger in den Mund und ließ einen durchdringenden Pfiff ertönen. Sofort kam Deargán, meine hübsche Fuchsstute, angetrabt, die ich schweren Herzens zurückgelassen hatte. Sie wieherte leise und wurde von Brandubh mit einem Schnauben begrüßt. Alan blickte mich zum ersten Mal richtig an, er sah immer noch wütend aus. »Ist dir eigentlich klar, in welche Gefahr du dich mit dieser idiotischen Flucht gebracht hast? Verdammt, Joanna, jemand hat versucht, dich zu vergiften. Ich habe Tag und Nacht Wachen vor deinem Zimmer postiert, um deine Sicherheit zu garantieren, und Mòrag hat sich vor lauter Angst um dein Leben beinahe die Augen aus dem Kopf geweint. Kannst du dir eigentlich vorstellen, welche Gedanken
wir uns gemacht haben, als du plötzlich verschwunden warst?« Er strich sich mit der Hand übers Gesicht.
Wie gern hätte ich geglaubt, dass die dunklen Ringe unter seinen Augen von seiner Furcht um mich herrührten und nicht von den schlaflosen Nächten, die er zweifellos in den Armen von Mary Campbell verbracht hatte. Das Bild ihrer zärtlichen Umarmung, die ich beobachtet hatte, erschien erneut vor meinem geistigen Auge. War es nicht schon schlimm genug, dass ich mich in diesen Mann verliebt hatte, obwohl er längst einer anderen versprochen war? Musste er mich auch noch belügen?
»Und ich hätte wetten können, dass ihr froh gewesen seid, mich loszuwerden.« Ein fürchterlicher Gedanke formte sich auf meiner Zunge. »Wie schade, dass das Gift nicht gewirkt hat, nicht wahr? Was wirst du jetzt tun, mich auch rücklings aufs Pferd setzen, damit ich in eine Schlucht stürze wie der unglückliche Alexander Mackenzie?« Wie eine Furie stürzte ich mich auf Alan, der wie versteinert dastand, als traute er seinen Ohren nicht.
Doch ehe ich ihn erreichte, hielt Ewan mich von hinten fest. »Mädchen, ruhig! Was bist du für eine Wildkatze.«
So sehr ich mich auch bemühte, seinem Griff konnte ich mich nicht entwinden. Meine Handgelenke schmerzten, und plötzlich machten sich die Ereignisse der letzten Stunden bemerkbar. Ich gab jede Gegenwehr auf. Tränen liefen mir übers Gesicht, als ich schluchzte: »Du tust mir weh, du verdammter Grobian! Was ist nur mit euch Männern los? Erst schlagt ihr euch die Nasen blutig, und nun haltet ihr zusammen wie Pech und Schwefel.«
»Lass sie los«, sagte Alan ruhig.
Ewan lockerte seinen Griff. Ratlos blickte er zwischen
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