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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sogar, in seinen Ställen zu arbeiten. Doch die Jungs dort
waren nicht besonders nett zu dem englischen Bankert , wie sie mich nannten. Ihre Sprüche interessierten mich nicht, aber sobald sie anfingen, meine Mutter zu beleidigen, wurde ich wütend, und es dauerte nicht lange, bis mich der Ruf eines Raufbolds begleitete, dem man besser aus dem Wege ging.«
    Er stand auf, um Torf nachzulegen, und ich dachte schon, das wäre alles gewesen, als Ewan weitersprach: »Eines Tages kam Alans Vater zu Besuch, und ihm schien zu gefallen, wie ich mit seinen Pferden umging. Am Ende seines Aufenthalts nahm er mich mit, und ich glaube, Cromartie war ganz froh, den Bankert los zu sein.
    In Gleann Grianach behandelte man mich anständig, obwohl bald auch hier viele Leute Bescheid wussten. Übles Gerede reist überall schneller, als der Wind die Wolken über das Meer treiben kann. Als der Capitane mich den Schwertkampf lehrte, erkannte er mein Talent, und bald durfte ich sogar mit dem Sohn des Chiefs üben.«
    Alan unterbrach ihn und erklärte mir: »Vater hatte neben Angus noch einen weiteren Vertrauten, der uns den Umgang mit dem Schwert beibrachte und außerdem jedes Jahr dafür sorgte, dass die Rinder wohlbehalten und vollzählig auf dem Herbstmarkt ankamen. Nach seinem Tod hat Lachlan diese Aufgabe übernommen.«
    Ewan schaute fragend, denn Alan klang nicht glücklich bei diesen Worten. Ich wusste, wie es um seine Gefühle für Lachlan stand, schwieg aber.
    Als deutlich wurde, dass er nichts weiter sagen würde, räusperte sich Ewan und fuhr mit seiner Geschichte fort. »Die anderen beneideten mich nicht um diese Aufgabe, sie fürchteten Alans Temperament. Ich schätze, wir standen uns da um nichts nach und kamen deshalb von Anfang an gut
miteinander aus. Der Gleanngrianach selbst hatte immer ein freundliches Wort für mich. Trotzdem blieb ich im Clan ein Außenseiter. Natürlich kannte ich die Gerüchte um Alans Herkunft, ebenso, wie er von meiner zweifelhaften Abstammung wusste. Und obwohl ich nie etwas anderes angenommen hatte, als dass er und kein anderer der rechtmäßige Erbe des Chiefs ist, hat es uns verbunden, dass wir beide Außenseiter waren.
    Wir schlichen uns manchmal heimlich fort, um Fische zu fangen oder einfach nur durch die Gegend zu streifen. Später haben wir den Mackenzies manch eines ihrer Rinder geklaut und dabei auch zuweilen unser Geschick im Schwertkampf ausprobiert. Wir waren ein gutes Gespann. Doch das schlechte Blut meines Vaters lag wie ein dunkler Schatten über meinem Leben.« Schweigend starrte Ewan in die Flammen.
    »Du wirst deine Gründe gehabt haben, bei Nacht und Nebel zu verschwinden«, sagte Alan, und der Schmerz des Teenagers, der sich nicht zum ersten Mal verraten und verlassen gefühlt hatte, war in diesen Worten nicht zu überhören. »Vergiss es, Ewan. Das ist doch längst Vergangenheit.«
    Als hätte er den Einwurf nicht gehört, sprach Ewan leise weiter. »Ich konnte sie nie vergessen. Ich hatte mich in Alans kleine Schwester Keelin verliebt. Sie war noch sehr jung, doch sie mochte mich auch. Mir war klar, dass sie immer unerreichbar für mich sein würde, aber als sie mir eines Tages im Stall regelrecht auflauerte und sich in meine Arme schmiegte, konnte ich einfach nicht widerstehen und küsste sie. Mehr ist nicht passiert! Ich hätte Keelin niemals Schaden zufügen können. Irgendjemand muss uns aber beobachtet haben. Alans Stiefmutter jedenfalls erfuhr von dem Kuss. Sie tat, als hätte ich ihre Tochter geschändet, und auch der Chief nahm mich
streng ins Gebet. Ich musste schwören, Keelin nie wieder nahe zu kommen.
    Mir brach fast das Herz, aber Gleann Grianach war mir zur Heimat geworden, die ich nicht verlassen wollte. Also legte ich meinen Treueeid ab und durfte bleiben.
    Ein halbes Jahr später wurde eines der Mädchen aus dem Dorf schwanger und behauptete, das Kind sei von mir. Das war gelogen, ich hatte sie niemals auch nur angerührt, aber Mylady mischte sich ein.
    Wie der Vater, so der Sohn! , hieß es, und dieses Mal gab der Gleanngrianach dem Drängen seiner Frau nach und schickte mich fort. Natürlich nicht, bevor ich dem Mädchen in aller Stille meine Treue versprochen hatte. Selbst Keelin erfuhr davon nichts.
    Wir hatten Glück im Unglück. Mutter war kurz zuvor gestorben, und zu meiner großen Überraschung durfte ich ihre Pacht übernehmen. Später erfuhr ich, dass sich der Gleanngrianach für mich eingesetzt hatte. Ohne dieses kleine Stück Land wären wir

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