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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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stand er auf, um mehr Wein zu holen, und ich sah, wie er sich im Schutze der Dunkelheit rasch über die Augen wischte.
    Wir waren ebenfalls aufgestanden. Behutsam nahm ich den Krug aus Ewans Hand, bevor sich die beiden Freunde wortlos in die Arme fielen.
    Danach saßen wir noch lange zusammen. Ewan erzählte von seinen Abenteuern, und Alan berichtet von den Problemen, die wir in Gleann Grianach hatten. Er ging sogar so weit, seinem Freund unsere Pläne für die nächsten Tage anzuvertrauen. Zwischendurch musste ich ein paarmal mein Gähnen unterdrücken, und schließlich sagte Alan: »Es ist spät, hast du ein Nachtlager für uns, mein Freund?«
    Wenig später lag ich in seinen Arm geschmiegt in dem hölzernen Alkoven und lauschte den Geräuschen der Nacht – und dem Schnarchen der Männer. Bei dieser Menge Wein und Whisky, die sie getrunken hatten, musste man sich wundern, dass sie überhaupt noch atmeten.
    Am nächsten Morgen wurden wir vom Geruch frischer Bannocks und gebratener Eier geweckt. Warme Schafsmilch war nicht so meine Sache, und darum brachte ich nach kurzer Katzenwäsche frisches Wasser vom Bach mit. Ewan überraschte mich damit, dass er Tee aufbrühte, und nach einer Schale von dem bitteren Gebräu kehrten allmählich meine
Lebensgeister, die auch das kalte Wasser nicht hatte wecken können, wieder zurück.
    »Du musst aber mehr als nur einige Guineas beiseitegelegt haben«, sagte Alan, als er mit nassen Haaren und nur seinem Plaid um die Hüften gegürtet durch die Tür kam. Sein Blick ruhte auf dem reichlich gedeckten Tisch. »Und erzähle mir nicht, dass du selbst Marmelade einkochst.«
    Ewan lachte und strich über den Bauch, auf dem sich jeder Muskel gut sichtbar abzeichnete. »Das Kriegshandwerk zahlt sich nicht nur in barer Münze aus. Einige Damen der Nachbarschaft haben sich in vielerlei Hinsicht als äußerst großzügig erwiesen.«
    Alan, dessen Körper den Vergleich keineswegs zu scheuen brauchte, warf mir einen finsteren Blick zu, als er sah, wie ich seinen Jugendfreund musterte. »Zieh dir gefälligst etwas an, wenn du mit Joanna an einem Tisch sitzen willst«, knurrte er und warf ihm ein Hemd zu, bevor er sich sein eigenes überstreifte.
    Sie benahmen sich wie zwei Alphawölfe, die misstrauisch umeinander herumschlichen. Und mir wurde klar: Diese beiden Männer waren gefährlicher, als ich es je vermutet hätte. Es war gut, sie auf meiner Seite zu haben.
    Dessen ungeachtet, musste ich über ihr Machogehabe lachen, und sie stimmten schließlich ein.

13
Unterwegs
    B ald nach dem Frühstück brachen wir auf. Meine Flucht hatte Alan von seinen Aufgaben abgehalten, und ich wagte nicht, mich zu beschweren, als ich erfuhr, dass nicht der Feenkreis unser erstes Ziel sein würde.
    Mit reichlich Proviant in einem am Sattel befestigten Beutel und dem Sgian Achlais , dem Messer, das Alan mir am Vorabend geschenkt hatte, griffbereit im Ärmel, fühlte ich mich weit besser gewappnet als noch am Morgen zuvor. Das Gefühl der Sicherheit hatte ich natürlich in erster Linie der Tatsache zu verdanken, dass neben mir ein erfahrener Krieger ritt, der jederzeit bereit gewesen wäre, sein Leben für mich zu riskieren.
    Doch er trug die Verantwortung für seinen Clan. Ich durfte nicht zulassen, dass er die MacCoinnaichs in Gefahr brachte und Mary zu ihrem Onkel zurückschickte. Es musste eine andere Lösung geben.
    Wenn der Herzog wirklich ein so einflussreicher Mann war, wie Alan behauptete, dann hatte er gewiss andere Gründe, auf einer Verbindung zwischen den beiden Clans zu bestehen, als nur einen Ehemann für eine unbedeutende Verwandte zu finden. Er erwartete sich einen Gewinn aus der Verbindung. Und was einem Machtmenschen wie Argyle nicht freiwillig gegeben wurde, nahm er sich mit Gewalt. Dies konnte nichts Gutes für die MacCoinnaichs bedeuten.

    Also mussten wir herausfinden, warum ihm diese Ehe so wichtig war. Einfluss konnte er nur über den Chief der MacCoinnaichs gewinnen, und da Alan den Ruf eines Querkopfs besaß, würde Argyle es womöglich sogar begrüßen, wenn Lachlan an dessen Stelle träte. Ihm eilte ein ganz anderer Ruf voraus. Aber er war dabei, sich zu verändern. Alans Bruder war nicht dumm und hatte dies in seiner Pflegefamilie längst bewiesen. Doch alte Vorurteile starben langsam, und das galt in diesem Fall für beide Brüder. Längst traute ich ihm zu, dass er mit der entsprechenden Unterstützung ebenso das Zeug zu einem verantwortungsbewussten Chief hatte wie sein

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