Wind Der Zeiten
starrköpfiger Bruder.
Aber nicht ich, sondern Alan musste davon überzeugt werden, sollte unsere Liebe eine Chance haben.
Sobald wir nach Hause zurückgekehrt waren, wollte ich damit beginnen. Am besten, indem ich zuerst einmal mit Lachlan sprach. Zu Hause – das war für mich längst das Land der MacCoinnaichs, ihr Chieftain und nicht zuletzt Castle Grianach. Der Gedanke, all dies aufzugeben, schmerzte. Doch wenn das der Preis für die Sicherheit des Clans war, dann musste es sein.
Alan und auch ich, wir beide stammten aus privilegierten Verhältnissen und vermissten dennoch das Wichtigste im Leben: Liebe und Vertrauen.
Wobei ich inzwischen glaubte, dass Alans Vater seinen Sohn sehr wohl geliebt hatte. Alans Mutter hatte er auf Händen getragen, die neue Ehefrau aus Pflichtgefühl genommen. Ein Kinderleben war so schnell ausgelöscht, und der Clan brauchte einen starken Chief. Wer weiß, ob Alexander MacCoinnaich nicht versucht hatte, den erstgeborenen Sohn vor den ehrgeizigen Ambitionen der Stiefmutter zu schützen, indem er ihn vordergründig mit Nichtachtung strafte und insgeheim
mit allen Mitteln auf den bevorstehenden Kampf um sein Erbe vorzubereiten suchte.
Alan war so ein viel besserer Mensch als ich. Er hatte das traumatische Erlebnis von Ewans plötzlichem Verschwinden hinter sich gelassen und mir, die ich auch kopflos davongerannt war, trotz dieser Enttäuschung sein Herz geöffnet.
Ich war diejenige, die versagt hatte. Schon beim ersten Anflug von Zweifel an seiner Aufrichtigkeit hatte ich das getan, was ich immer schon am besten konnte: weglaufen.
Mit einem Blick auf sein stolzes Profil schwor ich lautlos: Solange du mich haben willst, soll nichts anderes als der Tod uns trennen!
Die Vergangenheit konnte ich nicht ungeschehen machen, aber immerhin hatte ich nun einen Plan. Wäre doch nur dieses Gefühl nicht gewesen, dass es noch etwas anderes ungeheuer Wichtiges zu erledigen gab.
»Was hast du, Joanna?«, riss Alan mich aus meinen Gedanken.
»Ich frage mich, warum du Ewans Angebot, uns zu begleiten, nicht angenommen hast«, improvisierte ich. Diese Frage hatte ich mir tatsächlich schon gestellt. Dass ich gerade eine Art Ehegelübde abgelegt hatte, behielt ich vorerst lieber für mich. Männer neigten in solchen Situationen zu Panikreaktionen, und das war das Letzte, was wir hier auf einem steinigen Bergpfad gebrauchen konnten.
»Er ist mit einem MacDonnell gekommen.«
»Und?«
»Es gibt Augenzeugen, die beschwören, dass MacDonnells dabei sind, wenn unsere Pächter an den Grenzen überfallen werden.«
»Bist du sicher?« Ich selbst wäre nie auf die Idee gekommen,
dass es hier eine Verbindung geben könnte, aber das hatte nichts zu bedeuten. »Und wenn schon. Du kannst doch nicht alle Leute dieses Namens für die Taten einer Handvoll Verbrecher verantwortlich machen.«
»So einfach ist das nicht. Auch wenn der MacDonnell lange fort gewesen sein mag, er wird immer auf der Seite seiner Familie stehen. Außerdem besitzt Ewan, selbst für jemanden, dessen Loyalität käuflich ist, ungewöhnlich viel Geld.«
»Du verachtest ihn, weil er Söldner war.«
»Viele Männer kämpfen eher für Geld als für Ehre und Freiheit.« Er schüttelte den Kopf. »Doch das ist es nicht, nicht nur. Der Tee schmeckte ausgezeichnet, der Wein war exzellent, und sogar der Whisky kann es mit unserem aufnehmen. Irgendwoher muss das ja kommen. Die meisten Leute in dieser Gegend sind sehr arm, Joanna.«
»Aber vielleicht hat er das Geld wirklich verdient.« Auch wenn ich lieber nicht so genau wissen wollte, womit sich Ewan einen gewissen Wohlstand erarbeitet hatte, hieß das noch nicht, dass ich ihn für einen Verräter hielt. Und aus seinen Erzählungen glaubte ich schließen zu können, dass seine Loyalität – wenn überhaupt jemandem – dem Clan der MacCoinnaichs galt. Dafür hatte er meine Hochachtung, schließlich hatten sie ihm übel mitgespielt.
Alan schien anderer Meinung zu sein. »Seine Elfenaugen und der Körper, den du heute Morgen so bewunderst hast, mögen Ewan den einen oder anderen Honigtopf erkaufen, mehr aber nicht.«
»Ich habe nichts bewundert, nur verglichen.«
Alan zog eine Augenbraue hoch.
»Wenn du es genau wissen willst, du hast dabei um Längen gewonnen.«
Ein typisch männliches Lächeln schlich sich in seine Mundwinkel.
»Bilde dir nur nichts darauf ein. Wenn ich jemanden liebe, hätte selbst Adonis keine Chance gegen ihn.«
Jetzt lachte er übermütig. »Ach Kleines. Etwas
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