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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ihn geschlagen. Ich hab noch gesagt: ›Lass den Jungen!‹ Aber er war wie besessen und hat immer wieder zugeschlagen. Ross und ich, wir haben William schließlich zur Vernunft gebracht. Später am Feuer hat er dem Mackenzie sogar etwas von unserem Whisky gegeben. Und am nächsten Morgen war der Bengel verschwunden, zusammen mit seinem Pferd. Wir hatten doch keine Ahnung. Und dann, als wir wussten, was William getan hat, da war es schon zu spät. Der Gleanngrianach hat den Mackenzies von Cladaich Vergeltung versprochen, und da sind wir mit William in die Berge.«
    »Ein Unglück.« Ich versuchte meiner Stimme Wärme zu geben, die ich nicht spürte. »Und dann?«
    »Es ist einfach so passiert, wir hatten Hunger und die Pächter wollten uns nichts geben. Als der erste drohte, uns an den Gleanngrianach zu verraten, hat William seine Hütte angezündet. Der zweite war schon leichter zu überzeugen, ihm ist auch nichts passiert, aber William, der bekam immer so ein Glänzen in den Augen, wenn etwas brannte. Und er sagte, dass es dem Gleanngrianach nur recht geschehen würde, wenn die Mackenzies dächten, dass er an den Überfällen schuld ist.«
    »Frag ihn nach Fergus MacDonnell. Er ist der Bruder des Chieftains«, sagt Alan kaum hörbar in mein Ohr.
    Ich folgte seiner Bitte, gespannt darauf, wohin mich die Frage führen würde.
    »Jeder weiß, dass er seinen Bruder hasst, weil der den Treueeid leistet, obwohl wir auf ihrem Land leben.«
    »Seit über zweihundert Jahren«, sagte ich verblüfft.

    »Bald würde sich das Blatt wenden, hat er behauptet. Mit oder ohne mein Dazutun, und dann würde es mir noch leidtun, wenn ich ihn nicht unterstützt hätte.
    Von meiner Mutter wusste ich, dass der Gleanngrianach nach Fearna wollte, und das habe ich Fergus erzählt. Aber dann tauchte dieser Hawker auf, und da reichte es uns. Mit Engländern will ich nie wieder etwas zu tun haben. Ross und ich sind zurück – wir wollten rüber nach Skye, wo er eine Schwester hat.«
    Und dabei waren sie Lachlan direkt in die Arme gelaufen. Ich wandte mich zu der Nachbarzelle, wo ich seit geraumer Zeit ein Gesicht hinter den Gitterstäben gesehen hatte. »Ist das wahr, Ross?«
    Der Sohn des Schmieds zuckte zusammen. »Ich schwöre bei meiner Seele, alles ist so passiert, wie Ruadh es erzählt hat. Wir haben niemanden umgebracht!«
    Vorsichtig legte ich den Riegel um, der eine weitere Öffnung in der Tür sicherte, und schob einen Becher mit Whisky hindurch. Gierig griff Ross zu. Ruadh bekam den ganzen Krug. »Teilt es euch gut ein. Vor Gericht kommt ihr erst, wenn wir William haben. Betet, dass das nicht zu lange dauert. « Und damit wandte ich mich zu den Männern hinter mir um und wollte sie zum Rückzug bewegen, als ein seltsames Geräusch meine Aufmerksamkeit fesselte. »Ich glaube, du hast mir etwas verschwiegen, Ruadh.«
    Aus der Zelle kam erst ein Grunzlaut und dann ein Rülpsen, das geeignet war, die Zellenwände zum Einsturz zu bringen. Ich lauschte dem Echo, das die Gänge entlangeilte. Und dann war da wieder dieses merkwürdige Kratzen. Der Eiskeller! Unauffällig wies ich auf die Tür.
    Alan verstand sofort, was ich meinte, und flüsterte Lachlan
etwas zu. Der verschwand in der Dunkelheit, vermutlich um den Schlüssel zu holen.
    »Wunderbar.« Ich wandte mich wieder an den Gefangenen. »Du solltest über eine Karriere als Sänger nachdenken.« Mein Kommentar zu seinem Rülpser entlockte Ruadh eine weitere Kostprobe seines Könnens.
    »Aber das ist es nicht, was ich meine …«
    »Zum Teufel, du bist hartnäckiger als ein Sack voll Bettwanzen«, grunzte er. »Wir hatten heute schon einmal Damenbesuch , was sagst du, Ross?« Als keine Antwort kam, fuhr er fort: »Aber die Mädels waren nicht so großzügig und sehr mit sich selbst beschäftigt.«
    Ich ließ ihm Zeit, wohl wissend, dass Lachlan gleich mit dem Schlüssel auftauchen würde.
    »Also gut. Die englische Schlampe klang, wie sie alle klingen: falsch und verschlagen.«
    »Würdest du ihre Stimme erkennen?«
    »Die hören sich doch alle gleich an.«
    Lachlan war wieder da. Er drehte den Schlüssel in der Tür des Eiskellers und lief die Stufen hinab. »Hier ist jemand!«, rief er, und kurz darauf stand er mit einer reglosen Gestalt in den Armen vor uns.
    »In die Bibliothek!«, befahl der Gleanngrianach .
    Ach Alan , seufzte ich innerlich. Wer dir den Job als Chieftain neidet, der muss wahnsinnig sein – oder mindestens blind und taub.
    Bis wir die Tür zur Bibliothek hinter

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