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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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können.«
    »Kenna, die Seherin hat es mir gesagt. Ich war im Dorf und habe ihr ein paar Lebensmittel gebracht. Du weißt ja, sie sieht
nicht mehr besonders gut und ist auf unsere Hilfe angewiesen. Ich hatte auch die alten Schuhe dabei, die du nicht mehr angezogen hast.«
    Ich erinnerte mich. Die Dinger waren nach dem Almauftrieb fast durchgelaufen gewesen, und Mòrag hatte mir neue gebracht.
    »Es war unheimlich. Kaum hatte Kenna die Schuhe berührt, da wurde sie ganz wild und schrie, ich müsse sofort wieder zurück zum Castle, du hättest Gift genommen und müsstest sterben. Erst dachte ich, die Alte wäre verrückt geworden, aber sie bestand darauf, dass du in Gefahr wärst, drückte mir einen Krug in die Hand und schwor, dass nur sein Inhalt dein Leben retten könne. Also bin ich zurückgerannt, so schnell ich nur konnte, und habe den Chief alarmiert.
    Wir fanden dich in deinem Zimmer auf dem Boden. Du lagst ganz still, und ich dachte, wir wären zu spät. Trotzdem habe ich dir von dem Zeug aus dem Krug zu trinken gegeben, und plötzlich spürte ich, wie das Leben in dich zurückkehrte. Erst wolltest du nicht schlucken, was ich verstehen kann, denn die Medizin stank fürchterlich. Aber dann habe ich dich doch irgendwie dazu bringen können, und du hast fürchterlich gewürgt und dich immer wieder übergeben. Der Gleanngrianach hat sich wie ein Wahnsinniger gebärdet. Vier Männer mussten ihn festhalten, weil er dachte, jetzt bringe ich dich endgültig um.«
    »Mòrag, du hast mir das Leben gerettet.«
    Sie schüttelte den Kopf und flüsterte: »Das war nicht ich, das war das Stille Volk . Kenna hat es von Anfang an gewusst, du bist nicht ohne Grund hierher in unsere Zeit gekommen. Du hast eine Aufgabe, und die ist noch nicht erfüllt.«

    Hieß das etwa, Alans Herz war noch nicht gewonnen , wie Kenna es ausgedrückt hatte, oder war mehr an der ganzen Sache, mehr als selbst die alte Frau sehen konnte? Die nächtliche Begegnung im Nebelwald von Gleann Ceòthach hatte ich nicht vergessen. Doch über diese Korri wollte ich jetzt nicht nachdenken. »Und was ist dann passiert? Ich kann mich nur noch schwach erinnern, dass du bei mir gewesen bist.«
    »Sonst nichts?«
    »Alan war auch ein paarmal da«, fabulierte ich ins Blaue hinein. Tatsächlich konnte ich mich nicht daran erinnern.
    Mòrag gab ein Schnaufen von sich. »Ein paarmal, sagst du? Der Gleanngrianach hat jede Nacht bei dir gesessen! Wachen waren aufgestellt, und wenn er nicht vor deinem Bett schlief, dann hat er uns alle mit seinen bohrenden Fragen gequält. Die Inquisition kann nicht schlimmer gewesen sein. Ich schwöre, am liebsten hätte er die Campbells mit glühenden Zangen traktiert, damit sie zugaben, schuld an deiner Vergiftung zu sein. Mary hat ununterbrochen geweint, und irgendwann ist Lachlan so wütend geworden – die beiden Brüder sollen sich sogar geprügelt haben.«
    »Das habe ich nicht gewusst.« Erst jetzt wurde mir klar, wie Unrecht ich Alan getan hatte, ihn einer Liaison mit Mary bezichtigt zu haben. »Er muss furchtbar verletzt gewesen sein, als ich davongelaufen bin.« Die letzten Worte hatte ich offenbar laut ausgesprochen.
    Mòrag schnaufte. »Verletzt ist gar kein Ausdruck. Er sah aus, als ob seine Welt zusammengebrochen wäre. Vater sagte, der Gleanngrianach sei unglücklicher gewesen als selbst der alte Chief damals beim Tod seiner ersten Frau. In der Nacht vor deiner Flucht gab es erneut einen Überfall. Dein Alan musste sich um die Leute kümmern, obwohl er viel lieber bei
dir geblieben wäre. Er hat dich ungern allein gelassen, und die erste Frage nach seiner Rückkehr am nächsten Abend war, ob mit dir alles in Ordnung sei. Mary erzählte ihm, sie wäre bei dir gewesen und du würdest schlafen.«
    »Sie war bei mir?«
    Ungeduldig wedelte Mòrag mit der Hand. »Er hat es ihr irgendwann erlaubt, weil sie ihn immer wieder darum gebeten hat.« Mòrag reichte mir ein Glas Wein. »Wo war ich? Ach so, als der Gleanngrianach dir am nächsten Morgen das Frühstück brachte …«
    »Alan hat mir mein Essen gebracht?« Allmählich wurde mir meine Fragerei peinlich. Warum kann ich mich bloß an nichts davon erinnern?
    »Entweder das, oder er hat vor der Tür von jedem Stück Brot, vom Wasser oder Brei probiert, bevor ich es zu dir hereinbringen durfte. Er trug also das Tablett in dein Zimmer und du warst nicht da. Der Chief machte sich solche Vorwürfe, dass er die Wachen vor deinem Zimmer abgezogen hatte, ich dachte, er würde

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