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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sehr geholfen. Vielen Dank, Joanna, du kannst jetzt gehen.« Kühl ruhte Alans Blick auf mir.
    Mir verschlug es die Sprache. Da hatte ich Ruadh zum Reden gebracht und wichtige Informationen aus ihm herausgelockt, und nun schickte mich Alan fort. Was verband ihn mit dieser Frau, das ich nicht erfahren durfte? Am liebsten hätte ich ihn sofort zur Rede gestellt.
    Inzwischen wusste ich es allerdings besser, als ihm hier vor allen Leuten eine Szene zu machen. Am Ende hatte es immer einen guten Grund für sein Verhalten gegeben, und früher oder später würde ich alles erfahren, davon war ich überzeugt. »Wie du willst.« Dass er mich verletzt hatte, konnte – oder
wollte – ich nicht verbergen. Die Türklinke in der Hand, glaubte ich zu hören, wie Robert Mackenzie murmelte: »Wie schade, dass sie schon vergeben ist. Ich würde das Mädchen sofort nehmen.«
    »Fragt sich nur, was deine Frau dazu sagt.«
    Lachlans Bemerkung klang mir noch in den Ohren, während ich die Tür zu meinem Zimmer aufriss. Fragt sich nur, was Mary zu dieser unerträglichen Situation sagt.
     
    Das sollte ich sofort erfahren, denn Mary Campbell saß mit hochgezogenen Knien auf meiner Fensterbank und zeichnete.
    »Was hast du hier zu suchen?« Der Ärger brach sich einen Weg durch meine mühsam aufrechterhaltene Selbstbeherrschung.
    »Es tut mir leid.« Behände sprang sie von ihrem Sitz und klappte ihren Zeichenblock rasch zu. »Ich wusste, dass es ein Fehler war …«
    Ich hielt sie am Arm fest. »Das war es nicht. Wir haben nur gerade eine schreckliche Entdeckung gemacht.«
    »Ist sie tot?«, unterbrach sie mich.
    »Nein, sie … Mary, was weißt du davon?« Ich hielt sie immer noch am Arm fest und lockerte meinen Griff. »Komm, setz dich.«
    Folgsam ließ sie sich auf den bequemen Sessel vor meinem Kamin sinken. Mir blieb der Stuhl. Sie ist eben von Kopf bis Fuß eine Aristokratin und kennt ihren Platz , dachte ich amüsiert und schenkte uns beiden großzügig aus der Whiskykaraffe ein, die immer für Alan bereitstand. »Es ist gut, dass du gekommen bist, Mary. Wir müssen reden. Aber erst solltest du mir erzählen, was du über das Mädchen weißt.«
    Sie nahm das Glas aus meiner Hand entgegen, trank einen
großen Schluck und begann zu husten. »Scharf«, hauchte sie, als ihre Stimme wieder funktionierte.
    »Du hast noch nie Whisky getrunken?« Erstaunlich für eine Schottin.
    »O nein! Das gehört sich nicht für eine Lady.« Und als wäre ihr im selben Moment klargeworden, was sie da gesagt hatte, errötete sie. »Manche Ladys trinken schon. Nicht Trinken im Sinne von viel trinken, meine ich.«
    »Keine Sorge, ich bin nicht beleidigt.« Im Grunde hatte sie Recht, in den letzten Wochen hatte ich mehr Whisky, Ale und Wein zu mir genommen als in den ganzen Jahren davor. Augenscheinlich war ich in einem Zeitalter des Alkoholmissbrauchs gelandet und hatte mich schneller angepasst, als mir lieb sein konnte. Behutsam ergriff ich ihre Hand. »Mary, deine Zofe lebt, aber was weißt du über diesen Unfall?«
    »Es war kein Unfall! Meine Cousine Anabelle hat sie dort unten eingesperrt.«
    »Warum, um Himmels willen?«
    Mary faltete die Hände und begann zu erzählen. Wie sie anfangs auf mich eifersüchtig gewesen sei und Anabelle ihr versprochen hatte, das Problem zu lösen. Bald danach sei ich im Turm verunglückt. »Sie war fürchterlich enttäuscht, dass du dir den Fuß verletzt hattest. Jetzt würdest du noch länger hierbleiben, hat sie geschimpft. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Schließlich stimmte es, mit einer solchen Verletzung würde Baron Kensary niemanden einfach vor die Tür setzen.«
    Wie merkwürdig, dass sie von Alan als Baron sprach. Mir kam es vor, als meinte sie einen ganz anderen Menschen.
    Um das Mädchen nicht zu unterbrechen, nickte ich nur, und sie erzählte weiter: »Aber die beiden tuschelten immer häufiger miteinander, und das sah Anabelle überhaupt nicht
ähnlich. Bisher kannte ich sie als jemanden, der sehr viel Wert auf die Beachtung der Standesunterschiede legte. Zumal sie immer wieder beklagte, wie unangemessen freundschaftlich der Ton zwischen dem Baron und seinen Vasallen wäre. Ich muss gestehen, anfangs hat mich das auch sehr verwundert, aber Lachlan hat mir erklärt, dass die Aufgabe eines guten Chiefs darin besteht, den Pächtern in der Not, bei schlechten Ernten beispielsweise oder anderen Schicksalsschlägen, zu helfen. Er selbst sei dafür zuständig, die Rinderherden sicher nach Crieff zum

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