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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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wollen sie nicht verschuldet haben. Sie seien gleich mit den Tieren weitergezogen. Und auch mit den Brandüberfällen auf meine Pächter hätten sie nichts zu tun. Wo William steckt, konnten wir bisher nicht herausfinden.« Erwartungsvoll sah mich Alan an.
    »Was soll ich sagen? Etwa, wie sie zu bestrafen sind? Da haben wohl Robert Mackenzie und die Familie des Getöteten eher ein Wörtchen mitzureden. Ich kenne die drei nicht, bin ihnen nur einmal kurz begegnet, aber schon da hatte ich den Eindruck, dass William der Anführer der Truppe ist. Auf jeden Fall denke ich, man sollte diesen Mord unabhängig von den anderen Überfällen sehen. Bis das Rätsel nicht vollständig gelöst ist, darf man sie nicht voreilig verurteilen.«
    Alan lächelte. »Meine Worte. Was sagt ihr?«
    Robert Mackenzie erhob sich. »Wenn du garantierst, dass die beiden gefangen bleiben, bis wir mehr Informationen haben, dann bin ich einverstanden.« Dann sah er mich an und grinste: »Da der Gleanngrianach offenbar großen Wert auf deine Meinung legt, solltest du Ruadh vielleicht selbst noch einmal befragen.«
    »Bist du toll?« Alan sprang von seinem Sitz auf, doch bevor er weiterreden konnte, mischte sich Lachlan ein: »Warum eigentlich nicht? Ruadh konnte einem hübschen Mädel noch nie etwas abschlagen und vielleicht hilft es sogar, dass
Joanna als Irin nichts mit den hiesigen Familienstreitigkeiten zu tun hat.«
    Mir war klar, dass Robert Mackenzie seinen Vorschlag nur gemacht hat, um mich zu provozieren. Wie die meisten Männer seiner Zeit hielt er offenbar nichts von der Idee, Frauen in wichtige Entscheidungen mit einzubeziehen. Es reizte mich, seinem übersteigerten Ego einen Dämpfer zu verpassen. Ich schenkte ihm ein liebreizendes Lächeln. »Das ist eine wunderbare Idee«, sagte ich. »Allerdings wäre es mir lieber, ihr seid dabei.«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, knurrte Alan.
    »Ich brauche Whisky.«
    Ehe Alan etwas sagen konnte, reichte mir Lachlan einen Krug und griff sich selbst zwei Becher.
    Gemeinsam gingen wir die steilen Treppen in den Keller hinunter. Alan bedeutete den anderen Männer zu schweigen und schickte mich allein, nur mit einem kleinen Leuchter, zu den Gefängniszellen.
    »Ruadh?«, fragte ich in die Dunkelheit.
    Ein ärgerliches Knurren war die Antwort.
    »Ruadh ich bin Joanna, wir sind uns am Feenhügel begegnet. «
    »Ja, und?«
    »Ich weiß, dass du die Engländer hasst. Warum machst du mit ihnen gemeinsame Sache?« Hinter mir hörte ich jemanden scharf die Luft einziehen.
    »Wer sagt das?« Ruadh kam aus der Dunkelheit und umklammerte mit beiden Händen die Gitterstäbe, die eine kleine Luke in der schweren Tür zu seiner Zelle sicherten.
    »Alle wissen das – seit wir die Eltern von Ninean MacCoinnaich gefunden haben.«

    »Ich kenne niemanden, der so heißt.«
    »Natürlich nicht, er ist ja noch so klein. Erst sieben Jahre alt. Und seine Schwestern waren noch jünger, als sie in ihren Betten verbrannten.«
    »Hör auf!«
    »Zwei süße, unschuldige Mädchen.«
    »Sei still, du Hexe!« Er klang, als sei er dem Wahnsinn nahe.
    »Welch ein Glück, dass ihnen erspart blieb, was ihre Mutter erdulden musste. Geschändet – vor den Augen ihres hilflosen, gefesselten Ehemanns.«
    Hinter mir flüsterte Lachlan: »Joanna, bitte hör auf.«
    Aber ich war noch lange nicht fertig. »Wer weiß, vielleicht ist ihnen dieses Schicksal auch nicht erspart geblieben? Vielleicht haben sich die Rotröcke auch an ihnen vergangen. Unschuldige Kinder, Ruadh! Wer hat die Soldaten in dieses entlegene Tal geführt? Ruadh – sag mir die Wahrheit, warst du es?«
    Den Schrei, den der Mann ausstieß, werde ich niemals vergessen. War ich zu weit gegangen? Nein, mir war jedes Mittel recht, wenn wir nur die Wahrheit erfahren würden. Das Keuchen der Männer hinter mir war Beweis genug, dass ich alle Register gezogen hatte, um Ruadh zu einem Geständnis zu bewegen. Manchmal ist Psychologie doch die schlimmste Folter. Mein Professor wäre stolz auf mich gewesen.
    »Ich werde alles erzählen. Aber hör auf mit diesen Lügen.«
    »Die Wahrheit, Ruadh. Rede!«
    »Ja, wir haben den Mackenzies aufgelauert, als sie versuchten, unsere Rinder zu stehlen. Das passiert jedes Jahr. Sie klauen unsere, und wir holen sie zurück.«
    Ich konnte sein Schulterzucken fast vor mir sehen.

    »Aber das mit dem Mackenzie … Er war frech. Nannte uns Bauertölpel und wollte um jeden Preis gegen uns kämpfen. Ein kleiner Kerl wie der. Und dann hat William

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