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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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uns geschlossen hatten, sprach niemand ein Wort.
    Lachlan bettete das Mädchen auf der eleganten Chaiselongue. Blondes Haar floss über die Kissen, und sie sah furchtbar zerbrechlich aus, wie sie da so regungslos lag. Behutsam
flößte er ihr ein paar Tropfen Brandy ein. Die bläulich schimmernde Haut nahm gleich darauf etwas gesundere Farbe an. Sie lebte! Ich fühlte den Puls und versuchte, mich an meinen letzten Erste-Hilfe-Kurs zu erinnern. »Sie ist extrem unterkühlt. Keinen Alkohol mehr.«
    Lachlan verharrte mitten in der Bewegung.
    »Wir müssen sie warm halten.« Ich langte nach einem Plaid, das über dem Sofa lag. »Hier, das wird ihr guttun.«
    Die junge Frau öffnete die Augen und schrak zurück, als sie mich erblickte.
    Erst jetzt erkannte ich sie: Senga, die Zofe der Campbells.
    Robert Mackenzie nahm Lachlan die Karaffe ab und bediente sich selbst daran. Dann sagte er: »Mein Gott, MacCoinnaich, du solltest deine Irin so schnell wie möglich heiraten, bevor es ein anderer tut. Erst quetscht sie diesen Ruadh aus, wie ein Großinquisitor es nicht besser hätte tun können, und dann entdeckt sie auch noch diesen hübschen Eiszapfen in deinem Keller.«
    Angus blinzelte mir zu. Lachlan verschluckte sich an seinem Drink und begann zu husten: »Da hast du ja eine tolle Eroberung gemacht, Joanna.«
    Robert verzog das Gesicht und klopfte ihm als Antwort so heftig auf den Rücken, dass Lachlan in ein Regal stolperte. »Hey! Willst du mich erschlagen?«, grunzte er und ließ sich, immer noch grinsend, in einen Sessel fallen. Immerhin hörte er auf zu husten.
    Alans Miene war unergründlich, als er sich seine widerspenstige Haarsträhne zum dritten Mal aus dem Gesicht schob. Er beugte sich zu dem Mädchen herab, die schwach ihre Hand nach ihm ausstreckte: »Ich wusste, dass du mich finden würdest.«

    Was meinte sie damit? Soweit mir bekannt war, hatte Alan nicht die Angewohnheit, spontan im Eiskeller vorbeizuschauen, und wie hätte er wissen sollen, dass sie vermisst wurde? Fragend sah ich Lachlan an. Der zuckte mit den Schultern und hob eine Augenbraue, als sein Bruder Sengas Hand ergriff und mit weicher Stimme fragte: »Was ist passiert?«
    Sie schloss die Augen. »Schick sie raus. Sie ist an allem schuld.«
    »Willst du behaupten, Joanna hätte dich dort unten eingesperrt? « Alan ließ ihre Hand los und warf mir einen seltsamen Blick zu.
    Traute er mir eine solche Gemeinheit zu? Offenbar war er verrückt geworden, oder die kleine Schlange hatte ihn verhext. Ich wusste von ihr nicht mehr als das, was Mòrag mir erzählt hatte, nämlich dass sie aus dem Dorf stammte und als Zofe für Mary beschäftigt war. Sie war jung, höchstens achtzehn oder neunzehn Jahre alt, und schien sich prächtig mit beiden Campbell-Frauen zu verstehen. Manchmal käme sie einen halben Tag lang nicht aus deren Zimmer heraus und spiele sich neuerdings ziemlich auf, erzählte man sich. Erst vor wenigen Tagen hatte ich einen Streit zwischen ihr und einem der Küchenmädchen mitgehört.
    Senga hatte immer wieder etwas an deren Arbeit auszusetzen und sagte: »Du solltest tun, was ich dir sage. Ein Wort von mir genügt, und du kannst zurück zu deinen Eltern gehen und Ziegen melken.« Sie hatte ihr kleines spitzes Kinn gehoben und verkündete: »Die zukünftige Lady MacCoinnaich gibt viel auf meinen Rat. Ich bin wie eine Freundin für sie.«
    Die Küchenmagd hatte einen Blick in die Runde geworfen: »Ach ja? Und ich dachte, Mòrag wäre das.«
    Die anderen lachten laut, und als Senga mit hochrotem
Kopf aus der Küche gestürmt war, sagte jemand: »Letztes Jahr hat sie überall erzählt, dass sie selbst einmal Herrin von Castle Grianach werden würde. Aber seit die Irin aufgetaucht ist …«
    Der Rest war in Gemurmel untergegangen, als man mich entdeckte.
    An jenem Tag hatte ich dem Geplänkel nicht viel Bedeutung beigemessen. Sollte sich das Mädel wirklich Hoffnungen gemacht haben? Sie hätte gut eine der Frauen gewesen sein können, die ich bei meiner Morgentoilette während des Almauftriebs belauscht hatte. Aber das war absurd, selbst wenn Alan sie ab und zu in sein Bett genommen hätte, falsche Versprechungen hätte er ihr nie gemacht. Schließlich wusste er seit Jahren von seiner arrangierten Ehe … und seine Gefolgsleute ebenfalls.
    Natürlich war mir klar, dass er all die Jahre nicht wie ein Mönch gelebt hatte. Trotzdem, der Gedanke an ihre schmalen Hände auf seinem Körper tat unerwartet weh. Und sie war so jung!
    »Du hast uns

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