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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Versuch, in den Kolonien Fuß zu fassen, ist kläglich gescheitert. Ich trage große Verantwortung für viele Menschen, und versuche in ihrem Interesse, Wohlstand in mein Land zu bringen.«
    »Und in Eurem Interesse.«
    »Wie? Ja, natürlich. Auch das.« Er lachte. »Seit vielen Generationen führen die Campbells aus Argyle die mächtigsten Clans an, und unser Blut ist königlich. Wir haben ein Anrecht darauf.«
    »Das mag sein, aber warum sollen Männer in London das Schicksal von Menschen bestimmen, deren Kultur sie nicht kennen und die sie als Wilde verachten?«
    »Weil das die Macht des Stärkeren ist, Mädchen. Wer nicht gefressen werden will, muss den anderen die Zähne zeigen.« Er wandte sich Alan zu: »Ich rate Euch, diese Frau in Gesellschaft niemals unbeaufsichtigt zu lassen. Mit ihrem Feuer bringt sie es fertig, eine Revolution anzuzetteln.«
    »Oder am Strang zu enden«, grollte dieser und warf mir einen ärgerlichen Blick zu.
    Er hat Recht, dachte ich und hielt den Mund.
    Mary, die seit der Ankunft des Herzogs kaum ein Wort gesprochen hatte, zupfte mich am Ärmel: »Würdest du mich begleiten? Ich möchte mir ein wenig die Füße vertreten.« Sie stand auf, und ich ergriff die Gelegenheit zum geordneten Rückzug.
    »Geht nicht zu weit fort«, mahnte Alan.
    Ich winkte ihm zu und hakte mich bei Mary unter. Wir
schlenderten über die Wiese, um zuzuschauen, wie die Männer den Spieß mit der zweiten Ochsenhälfte herbeitrugen und ihn mit viel Hallo über das Feuer hievten. Lachend feuerten wir sie zusammen mit den anderen Frauen an, und Mary entspannte sich ganz allmählich.
    Unter einem großen Baum spielte ein Flötenspieler seine fröhlichen Melodien, der alte Mann neben ihm setzte sich auf einen dicken Stein und schlug mit einem Holzklöppel auf seiner flachen Trommel den Takt dazu. Einige Mädchen stimmten ein Lied an, und ganz mutige fassten sich an den Händen und tanzten.
    Unter den Zuschauern entdeckte ich James Balgy, und als andere ihn ebenfalls erkannten, wurden Rufe laut, er solle seinen Schwerttanz aufführen. James hob abwehrend die Hände, doch die Leute klatschten bald rhythmisch und bildeten einen großen Kreis, in den er schließlich eintrat und sein Schwert auf den Boden warf. Ein anderer MacCoinnaich reichte ihm eine weitere Waffe, die er quer darüberlegte. Der Flötenspieler stimmte eine schnelle Melodie an, und James zeigte, angefeuert vom Johlen und Pfeifen seiner Clansleute, einen faszinierenden Tanz über den gekreuzten Schwertern. Seine Füße bewegten sich so schnell, dass es mir vorkam, als berühre er den Boden nicht mehr.
    »Wenn er die Klingen streift, ist das ein schlechtes Omen für seinen nächsten Kampf«, flüsterte Mary mir zu.
    Weitere Tänzer kamen hinzu, sie zeigten alle eine bemerkenswerte Geschicklichkeit, und doch hielt ich mehr als einmal unwillkürlich vor Schreck die Luft an, weil eine scharfe Klinge gefährlich nahe an einem Ohr oder einem anderen Körperteil vorbeipfiff. Dann war der Tanz vorbei. Kaum außer Atem gekommen verbeugten sich die Männer und nahmen
huldvoll die gereichten Alekrüge entgegen. Wir applaudierten begeistert, und anschließend wurde weiter zu den Melodien des unermüdlichen Flötenspielers getanzt.
    Mary und mich forderte niemand auf. Die besitzergreifende Art, mit der beide MacCoinnaich-Brüder uns im Auge behielten, schüchterten auch die mutigsten unter ihren Gefolgsleuten ein.
    Nach einer Weile schlenderten wir weiter, naschten etwas von den süßen Honigschnitten, die auf einer Tafel zusammen mit Kuchen und weißem Brot vor dem Mäuerchen des Barockgartens angeboten wurden, und nahmen gern den Becher Wein entgegen, den die Köchin lächelnd zu uns über den Tisch schob. »Ist es nicht ein wunderbarer Tag?«, fragte sie.
    Wir stimmten ihr zu, aber genau in diesem Augenblick lief mir ein unangenehmer Schauer über den Rücken. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben! , hatte meine Großmutter häufig gesagt, und mir war, als würde sich diese pessimistische Lebensweisheit heute bestätigen.
    Mary sah aus, als hätte sie etwas auf dem Herzen. »Was ist?«, fragte ich, und mein Ton kam mir selbst etwas scharf vor.
    »Joanna, Argyle hat Recht. Solche Dinge darfst du nicht einmal unter Freunden laut äußern. Das hätte man dir als Hochverrat auslegen können.«
    »Und warum?«, wollte ich aufbrausen. Aber dann fielen mir ein paar gute Gründe aus dem Geschichtsunterricht ein, warum man in diesen Zeiten seine Kritik an der

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