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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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nicht gelang. Die Aufregung hatte mich offenbar bis an den Rand der Hysterie gebracht.
    Argyle bedachte mich mit einem Blick, der mich schnell
verstummen ließ, dann wischte er sich mit seinem Tuch über den kurzgeschorenen Kopf und nahm einen weiteren Schluck.
    Wenn er in dem Tempo weitersäuft, ist er bald blau, dachte ich hoffnungsvoll, hielt mich weiter im Hintergrund und legte Mary beruhigend meine Hand auf die Schulter. Sie zitterte und schien fürchterliche Angst zu haben.
    »Was führt Euch zu uns?« Alans Stimme klang völlig ausdruckslos. »Meinen Brief könnt Ihr noch nicht erhalten haben. «
    »Ihr habt mir auch geschrieben? Wie nett! Doch Eure Nachricht ist in der Tat nicht der Grund dafür, dass ich diesen überaus beschwerlichen Abstecher unternommen habe. Verdammt clever, sich in einem derart abgelegenen Tal zu verschanzen.« Argyle nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher, lehnte sich dann plötzlich vor und fragte mit scharfer Stimme: »Warum wollt Ihr meine Nichte nicht heiraten? «
    »Weil ich sie nicht liebe.«
    Die Pupillen des Dukes weiteten sich, und ich hätte wetten können, dass er mit allem Möglichen, aber nicht mit dieser Antwort gerechnet hatte. »Was seid ihr doch für Hinterwäldler. Wer heiratet denn aus Liebe ?« Er wedelte mit seinem Taschentuch in unsere Richtung. »Das Mädchen scheint Eure irrationalen Ansichten zu teilen, wie ich ihren unzähligen Nachrichten entnehmen konnte.« Jetzt schaute er Lachlan an. »Und das ist also Euer Bruder, in den sich das dumme Ding verliebt hat?«
    Ich musste Lachlan zugutehalten, dass er nicht einmal mit der Wimper zuckte, obwohl jeder hier im Raum ahnte, wie sehr er innerlich kochte.

    Auch Alan zeigte immer noch keine sichtbare Regung. »Am besten, Ihr fragt sie selbst. Mary, würdest du bitte zu uns kommen?«
    Sie zitterte wie Espenlaub und wollte sich nicht vom Fleck rühren, also blieb mir nichts anderes übrig, als sie an der Hand zu nehmen und zu ihrem Onkel zu führen. Vor seinem Sessel versank sie in einen tiefen Knicks, und ich fühlte mich irgendwie verpflichtet, ebenfalls das Knie zu beugen. Was für eine seltsame Idee! Schnell unterbrach ich das unwürdige Tun und richte mich wieder auf.
    Missbilligend sah er mich an. Offenbar hatte er mehr Ehrerbietung erwartet. »Wo ist deine Gesellschafterin, Mädchen? «
    Ich hob spöttisch eine Augenbraue und antwortete an Marys Stelle. »Nachdem die Gute mich vergiften wollte und, als das nicht klappte, ihre Zofe im Keller tiefgefroren hat, ist sie nun auf dem Weg nach Argyle, zusammen mit Eurem Brief.«
    »Und wer ist diese vorlaute Person?«
    »Meine zukünftige Frau.« Alan war mit einer fließenden Bewegung aufgestanden, die Hand deutlich auf dem Schwertgriff. So viel zu seiner vorbildlichen Selbstbeherrschung.
    »Setzt Euch zu uns!« Argyle deutete mit seinem Becher auf Alans Stuhl. »Es ist Euch also ernst damit. Ihr wollt das Wort brechen, das Euer Vater einst gegeben hat.«
    »Keinesfalls.« Alan setzte sich wieder. »Wenn es denn sein muss, dann wird das Mädchen Baronin Kensary. Aber sagt mir eins – warum ist Euch das so wichtig? Der Titel kann es doch nicht sein.«
    »Eisen.«
    »Was?«

    Die zwei MacCoinnaichs schauten einen Moment lang ratlos, dann begann Lachlan breit zu grinsen.
    »Er meint unsere geheimnisvollen Schätze , über die sich neuerdings sogar die Händler in Edinburgh das Maul zerreißen.« Damit griff er zum Schwert.
    Die Wachleute des Herzogs sprangen blitzschnell vor und hielten ihre gezückten Waffen an seine Kehle. Doch er lachte nur, und ich wusste, dass er die beiden längst entwaffnet hätte, wenn ein Angriff auf Argyle sein Plan gewesen wäre. Lachlan warf die Waffe auf den Tisch. »Hier ist unser Eisen. Seht Euch die Verarbeitung an. Guter Stahl von unserem Lieferanten aus Solingen; das Erz bedauerlicherweise auch, es stammt nicht aus Kensary.«
    Auf ein Zeichen des Herzogs verschwanden seine Männer wieder im Hintergrund und schoben grollend ihre Waffen zurück. Es gefiel ihnen verständlicherweise nicht, solcherart provoziert zu werden.
    Lachlan ignorierte sie, ging zu einem der hohen Fenster und öffnete es. »Und wenn Ihr unsere wahren Schätze sehen wollt, dann braucht Ihr nur ins Tal hinunterzuschauen. Fruchtbares Land, so weit das Auge reicht.«
    Argyle machte sich nicht einmal die Mühe, den Kopf zum Fenster zu drehen. »Das habe ich inzwischen auch herausgefunden. Also meinetwegen, heiratet die Kleine, aber erwartet keine Mitgift von mir.

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