Wind Der Zeiten
Ihr Vater hat ungesunde politische Ambitionen und ist beim König in Ungnade gefallen. Sie ist hier in der Wildnis am besten aufgehoben. Und Ihr, MacCoinnaich«, er wandte sich wieder an Alan, »Ihr tätet gut daran, ein paar Fürsprecher bei Hofe zu gewinnen. Ich bin nicht der Einzige, der Interesse an euren Schätzen hat.« Er erhob sich, und Alan folgte seinem Beispiel. »MacCoinnaich,
Ihr habt hier streitbare, loyale Männer, die bereits von Eurem Vater geschickt aus allen politischen Machtkämpfen herausgehalten worden sind. Das allein wäre schon ein kostbarer Schatz. Aber die Waffen, die Eure Leute zweifellos besitzen und mit Sicherheit auch führen können, machen Euch zu einer potenziellen Gefahr für die Krone.« Alan wollte widersprechen, doch Argyle hob die Hand. »Glaubt mir, ich kenne die Highlander. Solange es noch einen einzigen lebendigen Stuart gibt, werden sie immer wieder versuchen, eine Rebellion anzuzetteln. Und wenn ich mich nicht täusche, war das vorhin der katholische Pfaffe aus Seaforths Entourage, der die beiden jungen Leute getraut hat. Recht verdächtig, findet Ihr nicht auch?«
»Seaforth ist begnadigt worden.«
»Aber ja, das ist er. Und jetzt gibt es eben Stimmen, die behaupten, Ihr stündet nicht nur mit James Stuart in Kontakt, sondern an der Spitze einer neuen Generation von Revolutionären. «
»Welch eine absurde Idee.«
»Mag sein. Doch das geschäftliche Geschick der MacCoinnaichs ist nicht unbemerkt geblieben, die Krone braucht Geld, und im Süden gibt es viele Neider. Ich sage Euch, was Ihr braucht: einen einflussreichen Verbündeten in London.«
»Und das seid natürlich Ihr.«
»Selbstverständlich.« Vertraulich legte er den Arm um Alans Schulter. »Etwas anderes, mein Junge: Ich habe gehört, Ihr haltet Anteile an der Ostindischen Handelskompanie der Niederländer. Sehr interessant. Erzählt mir bei Gelegenheit mehr davon. Doch jetzt lasst Eure Leute nicht länger im Ungewissen, sie wollen sicher endlich trinken, was immer Köstliches in den Fässern dort draußen lagert.« Dann wandte er
sich plötzlich an mich: »Und Ihr werdet also die neue Baronin Kensary. Passt gut auf Euren zukünftigen Mann auf. Aber nun seid so liebenswürdig und zeigt mir meine Räume.«
Erschrocken schaute ich zu Alan. Als er nickte, führte ich unseren Gast durch den schmalen Gang hinüber ins neue Haus, die Treppe hinauf zu dem geräumigen Appartement, das Dolina immer für einen Überraschungsgast bereithielt. Wie nicht anders erwartet, stand sie am Treppenabsatz und empfing den Herzog mit einem angemessenen Knicks.
Die beiden Wachen durchsuchten die Räume und postierten sich dann vor der Tür. Alan hatte mir erzählt, Argyle sei einer der mächtigsten Männer im Vereinigten Königreich und habe mehr Feinde als selbst der neue König. Ich war also nicht besonders erstaunt über diese Vorsichtsmaßnahmen. Als ich mich zum Gehen wandte, prallte ich beinahe mit zwei von Alans besten Männern zusammen. Hinter mir erscholl das meckernde Lachen. »Sieht so aus, als sei mein zukünftiger Geschäftspartner noch nicht ganz von meiner Vertrauenswürdigkeit überzeugt. Nicht dumm, der Junge.«
Als ich mich umdrehte, war seine Tür bereits geschlossen.
Alan wartete in der Eingangshalle auf mich. »Alles in Ordnung, Kleines?«
»Was für ein eiskalter Machtmensch«, brach es aus mir heraus. »Du wirst doch nicht wirklich Geschäfte mit ihm machen?«
»Mir wird nichts anderes übrigbleiben. Und Joanna, sei auf der Hut, momentan haben die Wände Ohren und Arme. Ich möchte nicht, dass du allein irgendwo hingehst, solange der Herzog unsere Gastfreundschaft genießt«, raunte er, als wir hinaus auf den Treppenabsatz traten.
Die MacRaths, Murchisons und wer weiß was noch für
Familien feierten inzwischen ausgelassen die Hochzeit von Mòrag und Duncan. Kinder liefen herum, man saß zusammen, sang oder tanzte, und viele der Gäste sprachen dem Ale kräftig zu. Doch zwischen all den fröhlichen Menschen entdeckte ich auch andere, die die Campbells genau im Auge behielten und allenfalls an ihrem Ale nippten. Die Männer des Herzogs tranken ebenfalls maßvoll und schienen auf der Hut zu sein, um nicht mit einem der MacCoinnaichs aneinanderzugeraten.
Wir saßen gemeinsam mit den frisch Verheirateten, ihren Eltern, Mary und Lachlan an einem Tisch. Alles machte einen friedlichen Eindruck, aber Alan wirkte nervös. Einmal beobachtete ich, wie er mit seinem Bruder finstere Blicke wechselte. Der
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