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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Stadttor auftauche, warte nicht auf mich und suche mich nicht. Geh sofort nach Alsgara. Dann treffen wir uns bei Küken und Blutegel. Wenn ich eine Woche nach deiner Ankunft nicht auftauche, nimm das Geld und begib dich in die Goldene Mark. Nach Charog. Warte auf keinen Fall länger.«
    »Findest du mich dann auch?«
    »Selbstverständlich. Wo auch immer du bist.«
    »Pass auf dich auf, Grauer.«
    »Und du auf dich, Lahen. Alles wird gut.«
    Wir verließen den Stall und führten die Pferde hinter uns her. Ga-nor und Luk saßen bereits im Sattel. Lahen gab mir noch einen letzten zarten Kuss auf die Wange und ritt dann zu ihnen. Ich ging zu Giss und Shen, die bereits am Tor warteten, und überließ Hengst ihrer Obhut. »Ich bin gleich wieder da.«
    »Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren!«
    »Hol euch doch das Reich der Tiefe, es dauert ja nicht lang!«
    Da gaben sie Ruhe. Ich musste Ga-nor noch etwas sagen. Als er mich auf sich zukommen sah, saß er ab. Ein großer, sehniger und finsterer Mann. Zuverlässig wie eine Mauer.
    »Bringt euch in Sicherheit, sobald wir rausgeprescht sind. Und was auch immer geschieht, achtet nicht auf uns. Wir schaffen das.«
    »Ja«, erwiderte er. »Viel Glück.«
    »Euch auch. Gib mir auf meine Frau acht.«
    »Keine Sorge. Mein Volk hat andere Gesetze als ihr Gijanen. Wir lassen niemanden im Stich.«
    »Du hast wirklich ein feines Ohr«, schnaubte ich und machte mir fürs Erste lieber keine Gedanken darüber, was er noch alles gehört haben konnte.
    »Stimmt«, brummte Ga-nor.
    »Wenn ihr etwas zustößt, wärest du besser auch tot. Sonst finde ich dich selbst im Reich der Tiefe. Haben wir uns verstanden?«
    Er sah mir lange in die Augen, dann neigte er kaum merklich den Kopf. »Ich bringe sie hier raus.«
    Danach saß er wortlos wieder auf. Sie sind doch wirklich ein erstaunliches Volk, diese Nordländer: Obwohl sie genau wissen, mit welchen Mistkerlen sie es zu tun haben, helfen sie dir, wenn sie dich unter ihre Fittiche genommen haben. Sogar wenn es zu ihrem eigenen Schaden ist. Ich konnte dem Schicksal nur danken, dass es Lahen und mir einen solchen Mann geschickt hatte.
    Ich rannte zum Tor, das bereits unter den Schlägen von draußen erbebte. Der Riegel war schwer, aber trotzdem konnte ich ihn mit einer einzigen Bewegung abnehmen. Dann trat ich gegen die beiden Flügel, stürzte zurück und sprang in den Sattel.
    Die Flügel flogen auf, und die ersten Toten stürmten in den Hof. Brüllend rammte ich dem Pferd die Hacken in die Seiten.
    Hengst pflügte durch die Menge, warf mit der breiten Brust die Untoten um, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatten, und begrub noch einige unter seinen Hufen. Der Geruch nach frischem Blut stieg mir ebenso in die Nase wie der eines benebelnden Gestanks. Wir schossen an den Visagen mit den gebleckten Zähnen und den lodernden Augen vorbei.
    Kaum hatten wir die dunkle Straße erreicht, preschten wir davon. Ich brauchte Hengst nicht mal anzutreiben, denn er hegte von sich aus den Wunsch, einen möglichst großen Abstand zwischen uns und die Untoten zu bringen. Schreiend und röchelnd setzten uns die Jäger nach frischem Menschenfleisch nach. Ich hoffte inständig, Ga-nor, Lahen und Luk würden sich nun ohne Mühe davonstehlen können.
    Giss’ Stute stellte sich als flinkes Tier heraus, sodass der Bote jetzt vorausritt und uns den Weg wies. Ich erinnere mich kaum noch an diese wahnsinnige Flucht, nur an huschende Schatten, dunkle Silhouetten mit grünen Augen und den Widerschein von Feuern, bei denen niemand wusste, wie sie entstanden waren. Dreimal versperrten uns Untote den Weg, dreimal brachen wir durch sie durch. Beim letzten Mal schaffte es einer von ihnen, sich an Giss’ Steigbügel zu klammern. Der hackte dem Kerl daraufhin kurzerhand den Arm ab.
    Mit einem Mal zügelte Giss sein Pferd. Die Straße vor uns war blockiert, weil eine ganze Horde von Untoten in ein Haus einbrach. Offenbar versteckten sich darin noch lebende Menschen. Als uns einer der Untoten bemerkte, stürmte er auf uns zu, die hinter den Hausmauern versteckte Beute vergessend. Ihm folgten erst drei weitere dieser Kreaturen, schließlich geriet die ganze Meute in Bewegung.
    »Mir nach!« Giss lenkte sein Pferd in eine Gasse.
    Ich fürchtete schon, Hengst würde straucheln – und mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Aber Meloth ließ Gnade walten. Vor uns lagen das weit offen stehende Stadttor und ein kleiner, von Fackeln beleuchteter Platz. Aus einer

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