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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ihm Hengst so gut, dass dieser Narr es auf mein Tier abgesehen hatte? In einem Punkt war ich mir jedenfalls sicher: Den Burschen hatte ich nie zuvor gesehen. Wen würde er aufsuchen, wenn er wusste, wo ich Quartier nahm? Yokh? Moltz? Ein paar Kopfgeldjäger? Die Schreitenden? Oder wollte er die Angelegenheit allein zu Ende bringen, damit er die Prämie nicht teilen musste? Ich an seiner Stelle hätte jedenfalls genau das getan. Aber ich bin ich, er ist er. Und so auffällig, wie mir dieser Milchbart folgte, konnte er kein allzu großes Licht sein. Zumindest glänzte er weder durch sein Talent noch durch seinen Verstand, denn sonst würde er es nicht allein mit einem Mann wie mir aufnehmen. Das hatte ja nicht mal der gute alte Gnuzz getan.
    Damit lief alles auf eins hinaus: Ich musste mir diesen Hänfling vorknöpfen – nicht dass er es sich überlegte, doch noch jemanden von meiner Anwesenheit in dieser Stadt in Kenntnis setzte und mir damit gewaltige Schwierigkeiten einbrockte.
    Da es bis zum Salattor nicht mehr weit war, beschloss ich, die Sache nicht auf die lange Bank zu schieben. Ich lenkte Hengst zur ersten annähernd anständigen Schenke. Der Wirt schien mir kein ausgemachter Gauner zu sein – und würde mein Pferd wahrscheinlich nicht umgehend zu Wurst verarbeiten. Kurzerhand nahm ich mir ein Zimmer und mietete einen Platz im Stall, bezahlte für einen Monat im Voraus, bat ihn, sich um Hengst zu kümmern, ihm den Sack Hafer zu geben, den ich ihm versprochen hatte, und versicherte, bald wieder da zu sein, um dann hinkend auf die Straße hinauszutreten.
    Mein Verfolger erwartete mich bereits. Ich humpelte in die entgegengesetzte Richtung des Tors, in der Hoffnung, irgendwo einen einsamen Durchgang zu finden. Den brauchte ich, damit niemand in unser trautes Gespräch hineinplatzte. Und dann würde ich die Fragen stellen, die mich interessierten.
    Knary, der auf den Namen Hamster hörte, verfügte über ein hervorragendes Personengedächtnis. Deshalb wäre er auch beinah hintenübergefallen, als er den blonden Mann sah, der ein schwarzes Pferd von der Fähre führte. Unter Aufbietung all seiner Willenskraft schaffte er es, den Neuankömmling nicht unverfroren anzuglotzen. Obwohl bereits zehn Jahre vergangen waren, seit er, der damals noch ein Kind gewesen war, diesen Kerl in Gesellschaft von Stumpf gesehen hatte, konnte kein Zweifel bestehen: Das war der Graue.
    Auf dessen Kopf, wie auch Hamster wusste, ein ganzer Sack Geld ausgesetzt war. Bisher hatte er nicht glauben wollen, dass der Graue überhaupt noch lebte. Sieben Jahre waren seit dem Tag vergangen, als die verbrannten Leichen des Grauen und seiner Frau gefunden worden waren, und bis zum letzten Monat hatte niemand daran gezweifelt, dass derjenige, der den Mord an der Schreitenden in Auftrag gegeben hatte, sich von seinem willigen Werkzeug getrennt hatte. Jetzt aber, beim Anblick des Gijanen, glaubte Hamster jedoch nicht nur daran, dass der Kerl noch lebte – sondern auch an seinen Glücksstern.
    Sobald der Graue den Fluss hinter sich gelassen hatte, rannte ihm Hamster nach. Zunächst fürchtete er noch, der Gijan werde ihn bemerken. Doch Minute um Minute verstrich, ohne dass der Kerl von seinem Verfolger auch nur etwas ahnte. Hamster grinste verächtlich: Dieser Graue war längst nicht der gefährliche Gauner, als den ihn alle darstellten. Im Gegenteil, er war der reinste Dämel. Offenbar trug er nicht mal Waffen, jedenfalls weder Bogen noch Schwert. Gut, unter der kurzen, schmutzig-grünen Jacke konnte er ein Messer verborgen haben, aber das beunruhigte Hamster nicht weiter, schließlich hatte er zwar oft genug gehört, der Gijan sei ein hervorragender Schütze – aber nicht, dass er auch mit anderen Waffen arbeitete. Außerdem trug er, Hamster, selbst zwei Messer bei sich, ein Wurfmesser im Ärmel und eine feste Klinge aus Nabator unterm Hemd. Letztere hatte er schon öfter erfolgreich zum Einsatz gebracht, sodass er sich für einen unübertroffenen Meister im Messerkampf hielt.
    Irgendwann bog der Graue in eine Gasse ein, in die ihm Hamster nicht nachschlich. Der Gijan würde sowieso wieder auf der Hauptstraße landen, da erwartete er ihn lieber gleich dort, als hier das Risiko einzugehen, doch noch aufzufliegen. Er lief hurtig weiter, baute sich vor einem Wurstladen auf, kaufte sich für acht Kupferlinge eine Blutwurst und biss herzhaft in sie hinein. Er musste nicht lange warten. Als der Graue aus der Gasse herausritt, blickte er sich verwundert

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