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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Verdammten zäh sind – aber
so
zäh? Sollte sie diese Angriffe jedoch überlebt haben und in Porks Körper geschlüpft sein, dann erklärte sich auch, wen der Hirte suchte. Shen und Lahen!
    »He!«, riss mich Giss aus meinen Gedanken. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja«, antwortete ich und rang mir ein Lächeln ab.
    Erst am zweiten Tag, nachdem die böse Herrin, die so lange in Porks Körper gelebt und ihn fürchterlich erschreckt hatte, verschwunden war, hörte der Hirte auf, ständig über die Schulter zu blicken. Nach der Begegnung mit dem Zimmermann Pars war die Herrin nicht mehr aufgetaucht. Zunächst hatte Pork sein Glück gar nicht glauben können und damit gerechnet, die böse Tante würde gleich zurückkommen. Allein bei dem Gedanken daran hatte er gezittert wie Espenlaub im Herbstwind. Jetzt war er nur noch hungrig und wollte nach Hause.
    Eine Zeit lang hatte sich der Trottel noch in dem Dorf versteckt, denn er fürchtete, auf den wütenden Zimmermann zu treffen. Als auch diese Gefahr vorüber war, hatte er sich sogar in eines der verlassenen Häuser getraut und ein paar Zwiebeln stibitzt. Die hatten seinen Hunger fürs Erste gedämpft. Zu Hause würde er mit Sicherheit die Prügel seines Vaters und den Spott der anderen Kinder über sich ergehen lassen müssen, aber dafür bekäme er etwas zu essen, und niemand würde ihn mit lebenden Toten erschrecken.
    Allerdings hatte er, ohne es auch nur zu ahnen, die falsche Richtung eingeschlagen und stiefelte nun zielsicher durch endlose Felder. Niemand begegnete ihm, von zahllosen Zieselmäusen abgesehen. In seinem Hunger versuchte er sogar, eine von ihnen zu fangen. Doch obwohl die Tiere fett und behäbig aussahen, verschwanden sie flink in ihren Bauten, sobald ihnen nur die geringste Gefahr drohte. Pork schob die Hand in eine der Höhlen – und wurde prompt heftig in den Finger gebissen. Genau in dieser Sekunde drehte er sich um und sah, was nur er sehen konnte: das wutverzerrte Gesicht der Herrin.
    Dann folgte der Schmerz.

Kapitel
15
    Vor sieben Jahren, als Lahen und ich die Schreitende getötet hatten und Hals über Kopf geflohen waren, hatte ich die legendären Mauern dieser Stadt das letzte Mal zu Gesicht bekommen. Im Licht der aufgehenden Sonne wirkten die gewaltigen Befestigungen, Türme und Tempel Alsgaras wie aus rosafarbenem Marmor geschaffen. Ein überwältigender Anblick, ohne Frage. Vor allem für diejenigen, die die große, tausendjährige Stadt zum ersten Mal besuchten.
    Der Skulptor selbst hatte beim Bau der Verteidigungsmauern und Türme Hand angelegt und sie dabei mit so viel Magie aufgeladen, dass niemand in der Geschichte des Imperiums die Stadt hatte erstürmen oder die Anlagen zerstören können. Alsgara hatte den Nabatorern ebenso standgehalten wie der Flotte aus der Goldenen Mark, hatte die Verschwörung der Statthalter ebenso überstanden wie den Dunklen Aufstand oder den Krieg der Nekromanten.
    Die riesige Stadt säumten sechs Festungsringe. Die drei äußeren waren erst ein paar Jahrhunderte nach dem Tod des Skulptors entstanden, denn das reiche Alsgara wuchs beständig und dehnte sich bald über die ersten drei Ringe aus. Doch obwohl das Wachstum auch heute noch anhielt und bereits wieder Häuser vor den Stadtmauern lagen, machte der gegenwärtige Statthalter keine Anstalten, die Staatskasse zu plündern, um diesen neuen Teil, den die Städter die Blaue Stadt, die Ortsfremden die Vorstadt nannten, zu schützen. Bisher war das allerdings auch nicht nötig gewesen, denn das Imperium lebte seit Langem in Frieden mit seinen Nachbarländern. Inzwischen baute man jedoch eifrig – nur war es jetzt längst zu spät. Die Mauern würden nicht rechtzeitig stehen.
    Alsgara lag an der Küste, zwischen dem Meer und dem Fluss Orsa. Dieser entsprang in den Buchsbaumbergen, wo er noch einen schmalen und sehr schnellen Wasserlauf darstellte. Vor der Stadt plätscherte er jedoch als träges und nunmehr eine Viertelleague breites Gewässer durch ein grünes Becken ins Meer. Alsgaras westlicher Teil nahm die Mondbucht ein – dort fand sich auch der Hafen –, der südliche war dem Fluss zugekehrt.
    Ich ritt am Flussufer entlang auf die Anlegestelle der Fähre zu. Trotz der frühen Stunde drängten sich hier bereits etliche Menschen. Die bunte Menge erörterte das wichtigste Thema dieser Tage, den Krieg. Ich schnappte auf, dass die neu ausgehobene Zweite Armee nur einen Fußmarsch von Alsgara entfernt stehe. Ferner wurde lebhaft darüber

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