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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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nach allen Seiten um, weil er nicht verstand, wie er wieder auf die Hauptstraße gelangt war. Nach kurzer Überlegung lenkte er das Pferd Richtung Salattor.
    Da traf Hamster seine Entscheidung. Er würde niemandem erzählen, dass er den Grauen gesehen hatte. Weder Moltz noch Yokh. Die paar Kupferlinge, die sie für den Hinweis springen ließen, waren im Vergleich zu den fünftausend Soren, die die Ermordung dieses Blödmanns brachte, doch geradezu lächerlich. Noch dazu, wo er mit dem Grauen leichtes Spiel haben dürfte. Nein, er würde Yokh gleich den Kopf des Gijanen servieren, die Prämie einstreichen – und ein sorgenfreies Leben beginnen. Es galt nur noch, auf eine günstige Gelegenheit zu warten und dem Grauen die Kehle aufzuschlitzen.
    Und diese Gelegenheit würde sich schon bieten, so wie sich dieser Provinzpinsel aufführte. Am Ende beging er sogar die Dummheit, in einer ziemlich heruntergekommenen Schenke abzusteigen. War der so klamm, dass es nicht mehr für ein anständiges Zimmer innerhalb der Stadtmauern reichte?! Und sei es in der Äußeren Stadt.
    Als der Graue absaß, stellte Hamster zudem erfreut etwas fest, das ihm an der Fähre nicht aufgefallen war: Der Kerl zog das linke Bein stark nach. Ein humpelnder Idiot – das machte die Sache noch einfacher.
    Er richtete sich auf eine lange Warterei ein, aber weit gefehlt: Schon nach wenigen Minuten verließ der Graue die Schenke wieder und stapfte durch die Hauptstraße, bis er schließlich in eine kleine Gasse einbog. Hamster setzte alles daran, sein Opfer nicht aus den Augen zu verlieren, gleichzeitig aber unentdeckt zu bleiben.
    Der Graue streifte lange ohne erkennbares Ziel durch die Gassen und gelangte so immer tiefer in die Blaue Stadt hinein. Bestens, gab es hier doch kaum noch Menschen. Als Hamster schließlich Möwenschreie hörte, wusste er, dass sie sich unweit der Stelle befanden, an der die Orsa ins Meer mündete.
    Mit einem Mal blieb der Graue stehen, sodass Hamster sich gegen eine Mauer pressen musste, und verschwand dann in einem schmalen Gang zwischen zwei Häusern. Hamster wartete noch ein Weilchen, um dem Grauen nicht in die Arme zu laufen, falls dieser unversehens wieder auftauchte.
    Aber das tat er nicht.
    Daraufhin setzte Hamster ihm nach, blieb aber schon nach wenigen Schritten verblüfft stehen: links steinerne Brandmauern, rechts steinerne Brandmauern, fünfzehn Schritt vor ihm der Fluss – aber kein Grauer.
    Ob der in den Fluss gesprungen war?
    »He!«, erklang da eine leise Stimme hinter ihm. »Suchst du vielleicht mich?«
    Hamster ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Sobald das Wurfmesser aus dem Ärmel in seine Hand geglitten war, drehte er sich jäh herum und warf die Klinge, ohne den Arm zu heben, einfach aus dem Handgelenk heraus – nur dass der Gijan sich mit einem Mal als ziemlich gewitzter Bursche entpuppte: Er stand längst nicht mehr an der alten Stelle, und das Messer ging ins Leere.
    Fluchend zog Hamster das zweite Messer unterm Hemd hervor.
    »Das wäre sehr dumm«, sagte der Graue.
    In seinen Händen lag nun ein kleines Beil. Und plötzlich überschlugen sich die Ereignisse. Der Graue hinkte nicht mehr, sondern bewegte sich geschmeidig vorwärts – und stand unvermittelt vor ihm. Als Hamster ihm das Messer in den Bauch rammen wollte, drehte der Graue sich geschwind zur Seite und fand sich wie durch ein Wunder neben ihm. Gleich darauf spürte Hamster einen heftigen Schlag auf die rechte Hand. Das Nabatorer Messer landete im Dreck. Hamster starrte ungläubig auf die nunmehr nutzlose Waffe. Dann richtete er den Blick auf seine Hand. Auch die war hin: Der kleine und der Ringfinger fehlten.
    Und erst jetzt kam der Schmerz.
    Er stöhnte, gab sich aber immer noch nicht geschlagen, sondern griff mit der linken Hand nach dem Messer am Boden. Prompt verspürte er einen unerträglichen Schmerz im rechten Knie. Ihm wurde schwarz vor Augen, er heulte auf und fand sich auf dem Boden wieder, auch wenn er nicht hätte sagen können, wie er dort hingekommen war.
    »Bist du aus der Gilde?«, fragte der Graue leise.
    Hamster stellte sich stur und wünschte den Grauen sonst wohin. Eine neue Schmerzwelle schoss durch seine Hand.
    »Das Schicksal muss dich mit Dummheit geschlagen haben. Sag mir, wer dich geschickt hat, und wir trennen uns im Guten.«
    Hamster rang nach Luft. Tränen liefen über seine Wangen. Noch nie zuvor hatte er sich so elend gefühlt. Schließlich brachte er krächzend hervor: »Meine Freunde sind gleich

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